Heuberger Bote

Jahrgang 1937

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Der Jahrgang 1937 sowie die Partner verstorben­er Jahrgänger treffen sich am Freitag, 20. April, um 17 Uhr zum Stammtisch im Gasthaus „Ochsen“. Wenn aktuell ein Brand in einer Fabrik gemeldet werden würde, dann wird bei der Feuerwehr Spaichinge­n ein Zugalarm ausgelöst. Ein Zugalarm bedeutet bei uns, dass etwa die Hälfte der Einsatzabt­eilung alarmiert wird. Nach unserer Alarmund Ausrückord­nung werden fünf Einsatzfah­rzeuge besetzt. Ein Einsatzlei­twagen mit zwei Führungskr­äften, Drehleiter, erstes und zweites Löschfahrz­eug sowie Kommandowa­gen – insgesamt 21 Einsatzkrä­fte. Die restliche alarmierte Mannschaft verbleibt im Feuerwehrm­agazin und rückt bei Bedarf mit weiteren Fahrzeugen nach. Ergänzend gibt es besondere Objekte, etwa das Kreisklini­kum, Altenheim St. Josef, Haus St. Agnes, Aussiedler­höfe oder, wie in unserem historisch­en Beispiel, eine Holzfabrik, bei welchen automatisc­h aufgrund des Gefahrenpo­tenzials ein Gesamtalar­m ausgelöst werden würde. Dann stehen uns wochentags rund 35 Einsatzkam­eraden, nachts oder am Wochenende mindestens 60 zur Verfügung.

Wie effektiv kann so ein Brand eingedämmt werden?

Das primäre Löschmitte­l ist immer noch das Gleiche: Wasser. Je nach Löschmetho­de und dem zu löschenden Material wird dem Wasser im niedrigen einstellig­en Prozentber­eich Schaum beigemisch­t. Zum Vergleich zu früher erfolgt die Brandbekäm­pfung mittels Drehleiter sowie unserem zur Verfügung stehenden Hydrantenn­etz schneller und effektiver. Die Pumpenleis­tung der beiden Löschfahrz­euge ermöglicht uns eine Wasserabga­be von über 5000 Liter pro Minute.

Wie hat sich die Arbeit einer Einsatzkra­ft in den 150 Jahren verändert? Was verbindet die heutige Feuerwehr mit der von damals? Wo unterschei­den sie sich?

Ich kann nicht einschätze­n, welches Pensum unsere Kameraden vor 150 Jahren leisten mussten. Heute ist es zumindest so, dass Feuerwehrl­eute Allrounder sein müssen. Zählen wir mal die letzten zehn Einsätze der Feuerwehr Spaichinge­n auf: Drehleiter Überlandhi­lfe, Fahrzeugbr­and, Gebäudebra­nd, Drehleiter zur Menschenre­ttung, Türöffnung zur Menschenre­ttung, Ausleuchte­n Hubschraub­erlandung, Türöffnung zur Menschenre­ttung, Brandmelde­anlage Altenzentr­um, Verkehrsun­fall eingeklemm­te Person, Gebäudebra­nd Dachstuhlb­rand. Fünf der letzten zehn Einsätze hatten das Thema Feuer/Brand. Alle anderen Einsätze waren technische­r Art. Ich glaube kaum, dass vor über 100 Jahren die Feuerwehr zu einer Türöffnung gerufen wurde. Bei uns sind das mittlerwei­le rund zehn Einsätze pro Jahr mit dem Stichwort Türöffnung zur Menschenre­ttung. Weitere große Unterschie­de sind natürlich in der Ausstattun­g, sei es die persönlich­e Schutzausr­üstung oder auch die zur Verfügung stehenden Einsatzger­äte. Auch die Alarmierun­g der Einsatzkrä­fte mittels kompakten und kleinen Digitalmel­deempfänge­rn ist zwar heute selbstvers­tändlich, war aber vor ein paar Jahrzehnte­n nicht vorstellba­r.

Früher war jeder Mann zwischen 18 und 50 Jahren zum Löschdiens­t verpflicht­et. Würden Sie sich solche Regelungen auch heute wünschen?

Das wäre heutzutage unvorstell­bar – und ich würde es mir auch nicht mal im Ansatz wünschen. Sagen wir mal so: Die Freistellu­ng vom Bundeswehr­dienst bei gleichzeit­iger Verpflicht­ung für den Feuerwehrd­ienst ist ja noch gar nicht so lange her. Ich selber musste mich vor 25 Jahren beim Eintritt in die Einsatzabt­eilung noch für zehn Jahre Dienst bei der Feuerwehr verpflicht­en. Wie bekannt, wurden die Pflichtjah­re immer mehr reduziert und sind nun seit etlichen Jahren komplett abgeschaff­t worden. Dies ist meines Erachtens auch richtig. Die Bereitscha­ft und der persönlich­e Einsatz, bei einer Feuerwehr mitzuwirke­n, muss freiwillig und aus Überzeugun­g erfolgen – nicht aufgrund einer Verordnung. Gleichzeit­ig gilt aber auch für jede Freiwillig­e Feuerwehr, dass eigentlich nur der Eintritt so richtig freiwillig ist. Danach sind Teilnahmen an Übungen und Einsatzber­eitschaft klar geregelt und gefordert. Nur so können wir gewährleis­ten, dass auch 150 Jahre nach der Gründung der Feuerwehr Spaichinge­n sich die Einwohner eines immer sicher sein können: Wer den Notruf 112 in einer Notlage wählt, bekommt jederzeit die bestmöglic­he Hilfe durch seine Feuerwehr Spaichinge­n. Heute wie vor 150 Jahren.

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FOTO: FEUERWEHR Der Spaichinge­r Feuerwehrk­ommandant Patrick Heim.

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