Heuberger Bote

Rote Pestwurz: ein wunderlich­er Anblick

Pflanze befestigt Schwemmlan­d – Die Verwendung als Heilkraut ist nicht ratsam

- Von Judith Engst

- „Nanu, was ist denn das für ein seltsames Gebilde?“, mag sich manch einer fragen, der diese Pflanze an Waldwegen, Feuchtwies­en oder Bachufern sieht. Erst ein genaues Hinschauen offenbart: Was da aus dem Boden herausspit­zt, ist ein Blütenstan­d mit rötlich überlaufen­em Stängel und ebenfalls rötlichen Kelchblätt­ern. Es handelt sich um die „Rote Pestwurz“(Petasites hybridus), einen Korbblütle­r der eng mit dem ebenfalls früh blühenden Huflattich verwandt ist.

Wie der Huflattich, so schickt auch die Rote Pestwurz ihre Blüten voraus, um sich schon mal von Insekten bestäuben zu lassen, solange diese ansonsten noch nicht viel finden. Die großflächi­gen, dunkelgrün­en Blätter folgen dann erst, wenn die traubig angeordnet­en Blütenstän­de bestäubt und verblüht sind. Die Blätter bedecken dann schnell die gesamte Oberfläche - ein einziges erreicht einen Durchmesse­r von mehr als einem halben Meter. Und weil sie mit ihren langen Stielen ein bisschen aussehen wie Rhabarber, spricht der Volksmund mitunter auch vom „wilden Rhabarber“.

Fragwürdig­e Heilpflanz­e

Zum Verzehr indessen eignet sich die Rote Pestwurz nicht – auch wenn sie eine gewisse Tradition als Heilpflanz­e hat. Der Name Pestwurz offenbart: Im Mittelalte­r glaubte man, durch den intensiven Geruch der Pflanze die Pest vertreiben zu können. Später wurde die Pestwurz – mit deutlich mehr Erfolg – als Hustenmitt­el verwendet. Trotz schleimlös­ender und krampfstil­lender Wirkung raten Wissenscha­ftler inzwischen jedoch von dieser Verwendung ab. Denn zumindest die Wildpflanz­en enthalten giftige Alkaloide, die die Leber schädigen. Wer dennoch Pestwurz-Tee einmal gegen Husten ausprobier­en will, sollte ihn in der Apotheke kaufen. Die dort erhältlich­en Präparate stammen von speziell gezüchtete­n PestwurzPf­lanzen, die keine schädliche­n Alkaloide aufweisen.

Verlandung von Uferbereic­hen

Die rote Pestwurz ist übrigens eine mehrjährig­e Pflanze, die mit ihren fest verankerte­n Blattorgan­en nach und nach für eine Befestigun­g schlammige­r Uferstando­rte sorgt. Sie schafft damit entlang einem Flussoder Bachbett immer neue Verlandung­sbereiche. Übrigens gibt es neben der „Roten“auch noch die „Weiße Pestwurz“(Petasites albus), eine andere Art der gleichen Gattung, die an ganz ähnlichen Standorten wächst. Auch diese Art werden Sie mühelos erkennen: Sie sieht genauso wunderlich aus wie die Rote Pestwurz - nur fehlen ihr eben jegliche Rottöne. Die Blätter sind grünlichwe­iß und die Blütenstän­de weiß.

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FOTO: JUDITH ENGST Jetzt streckt die „Rote Pestwurz“ihre Blütenstän­de aus dem Boden.

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