Rote Pestwurz: ein wunderlicher Anblick
Pflanze befestigt Schwemmland – Die Verwendung als Heilkraut ist nicht ratsam
- „Nanu, was ist denn das für ein seltsames Gebilde?“, mag sich manch einer fragen, der diese Pflanze an Waldwegen, Feuchtwiesen oder Bachufern sieht. Erst ein genaues Hinschauen offenbart: Was da aus dem Boden herausspitzt, ist ein Blütenstand mit rötlich überlaufenem Stängel und ebenfalls rötlichen Kelchblättern. Es handelt sich um die „Rote Pestwurz“(Petasites hybridus), einen Korbblütler der eng mit dem ebenfalls früh blühenden Huflattich verwandt ist.
Wie der Huflattich, so schickt auch die Rote Pestwurz ihre Blüten voraus, um sich schon mal von Insekten bestäuben zu lassen, solange diese ansonsten noch nicht viel finden. Die großflächigen, dunkelgrünen Blätter folgen dann erst, wenn die traubig angeordneten Blütenstände bestäubt und verblüht sind. Die Blätter bedecken dann schnell die gesamte Oberfläche - ein einziges erreicht einen Durchmesser von mehr als einem halben Meter. Und weil sie mit ihren langen Stielen ein bisschen aussehen wie Rhabarber, spricht der Volksmund mitunter auch vom „wilden Rhabarber“.
Fragwürdige Heilpflanze
Zum Verzehr indessen eignet sich die Rote Pestwurz nicht – auch wenn sie eine gewisse Tradition als Heilpflanze hat. Der Name Pestwurz offenbart: Im Mittelalter glaubte man, durch den intensiven Geruch der Pflanze die Pest vertreiben zu können. Später wurde die Pestwurz – mit deutlich mehr Erfolg – als Hustenmittel verwendet. Trotz schleimlösender und krampfstillender Wirkung raten Wissenschaftler inzwischen jedoch von dieser Verwendung ab. Denn zumindest die Wildpflanzen enthalten giftige Alkaloide, die die Leber schädigen. Wer dennoch Pestwurz-Tee einmal gegen Husten ausprobieren will, sollte ihn in der Apotheke kaufen. Die dort erhältlichen Präparate stammen von speziell gezüchteten PestwurzPflanzen, die keine schädlichen Alkaloide aufweisen.
Verlandung von Uferbereichen
Die rote Pestwurz ist übrigens eine mehrjährige Pflanze, die mit ihren fest verankerten Blattorganen nach und nach für eine Befestigung schlammiger Uferstandorte sorgt. Sie schafft damit entlang einem Flussoder Bachbett immer neue Verlandungsbereiche. Übrigens gibt es neben der „Roten“auch noch die „Weiße Pestwurz“(Petasites albus), eine andere Art der gleichen Gattung, die an ganz ähnlichen Standorten wächst. Auch diese Art werden Sie mühelos erkennen: Sie sieht genauso wunderlich aus wie die Rote Pestwurz - nur fehlen ihr eben jegliche Rottöne. Die Blätter sind grünlichweiß und die Blütenstände weiß.