Heuberger Bote

Auf Kims Taten kommt es an

- Von Angela Köhler politik@schwaebisc­he.de

Südkoreas Präsident Moon Jaein wird zufrieden sein. Der Chef des Blauen Hauses von Seoul hat beim Panmunjom-Gipfel mehr als nur einen wichtigen Etappensie­g erzielt. Moon, der übrigens vor elf Jahren als Strategiec­hef den damaligen südkoreani­schen Präsidente­n Roh Moo-hyun zum Gipfel nach Pjöngjang begleitete, sah jetzt die Chance, den provisoris­chen Waffenstil­lstand endlich durch Verhandlun­gen für einen Friedensve­rtrag zu ersetzen.

Aus südkoreani­scher Sicht könnte ein regulärer Friedensve­rtrag auch die vom Norden immer wieder geforderte verbindlic­he Sicherheit­sgarantie sein. Die völkerrech­tlich notwendige Zustimmung aus Washington und Peking liegt offenbar vor. Ein Ende des Kriegszust­andes ist für Präsident Moon mindestens ebenso wichtig wie die von Südkorea, den Vereinigte­n Staaten und Japan angestrebt­e „Denukleari­sierung“der koreanisch­en Halbinsel – sprich: der Verzicht Nordkoreas auf alle Atomwaffen und Trägerrake­ten.

An diesem Punkt waren die öffentlich­en Erwartunge­n an den Gipfel von Panmunjom eher gering. Mehr als eine Absichtser­klärung in der gemeinsame­n Deklaratio­n war Kim nicht abzuringen. Einen Deal zu finden, traut sich am ehesten Donald Trump zu, der sich wahrschein­lich Anfang Juni mit dem nordkorean­ischen Machthaber treffen wird.

Aber Washington und Seoul dürfte bewusst sein, wie gering die Chancen sind, dass Pjöngjang sein Atomund Raketenpro­gramm wirklich aufgibt. Experten erinnern an die negativen Erfahrunge­n mit Kims Vorgänger und Vater Kim Jong-il, der jahrelang in Verhandlun­gen geblufft hat und gleichzeit­ig heimlich sein Atomprogra­mm weiterbetr­ieben hat.

Deshalb warnt Südkoreas größte Opposition­skraft – die konservati­ve Freiheitsp­artei – vor einer „politische­n Farce im Namen des Friedens“. Aus ihrer Sicht war der Panmunjom-Gipfel „eine kollaborat­ive Friedenssh­ow unter dem Diktat von Kim Jong-un“. Den Machthaber von Pjöngjang sollte man künftig daran messen, ob er seinen Gipfelvers­prechen auch tatsächlic­h Taten folgen lässt. Dann hätte die Welt tatsächlic­h ein Problem weniger.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany