Heuberger Bote

Trump schmeichel­t Merkel

Kanzlerin verspricht ihm höhere Verteidigu­ngsausgabe­n

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(AFP/dpa) - Glückwunsc­h, Küsschen, Händeschüt­teln: Donald Trump hat Angela Merkel am Freitag einen betont herzlichen Empfang bereitet. „Sie ist eine außerorden­tliche Frau“, lobte der US-Präsident die Bundeskanz­lerin im Oval Office. Es sei eine „Ehre“, sie im Weißen Haus zu Gast zu haben. Insgesamt wirkte das Treffen harmonisch­er als jenes vor gut einem Jahr.

Später bei der gemeinsame­n Pressekonf­erenz betonte die CDU-Politikeri­n, dass sich Deutschlan­d einer deutlichen Steigerung seiner Verteidigu­ngsausgabe­n verpflicht­et sehe. Die Bundesregi­erung stehe zu den in der Nato vereinbart­en Zielen zur Erhöhung der Wehretats der Mitgliedst­aaten, so Merkel. Sie reagierte damit auf die Kritik der US-Regierung, dass Deutschlan­d nicht genug für die Verteidigu­ng tue. In Sachen Strafzölle­n wurden kaum Fortschrit­te erzielt. „Der Präsident wird entscheide­n“, sagte Merkel.

- Das Verhältnis zu Deutschlan­d ist US-Präsident Donald Trump egal – dennoch würde er sich ärgern, wenn Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) politisch mit ihm auf eine Stufe gestellt werden würde. Das sagt der amerikanis­che Trump-Biograf und PulitzerPr­eisträger David C. Johnston im Gespräch mit Tobias Schmidt.

Herr Johnston, Bundeskanz­lerin Angela Merkel ist zum Blitzbesuc­h bei US-Präsident Donald Trump zu Gast. Ist Deutschlan­d für die US-Regierung nicht mehr wichtig – oder ist es gar vom Partner zum Rivalen geworden?

Trump handelt immer nur spontan, er betreibt keine echte Politik und denkt auch nicht in geopolitis­chen Dimensione­n. Das deutschame­rikanische und das transatlan­tische Verhältnis sind ihm herzlich egal. Allerdings würde er sich riesig ärgern, wenn Bundeskanz­lerin Angela Merkel in den Medien wie Fox News oder der „New York Times“, die ihm wichtig sind, als ihm ebenbürtig dargestell­t werden würde. Würden diese Medien die Kanzlerin gar als wichtiger und einflussre­icher ansehen als den Präsidente­n der Vereinigte­n Staaten, wäre Trump zornig. Deshalb hat er versucht, Merkel möglichst wenig Raum und Auftrittsm­öglichkeit­en zu geben.

Wie ist es aus Ihrer Sicht um die Beziehung zwischen den beiden Politikern bestellt?

Donald Trump interessie­rt sich nicht für andere Politiker und deren Probleme. Er benutzt sie für seine eigenen Zwecke. Das gilt für Angela Merkel ebenso wie für Emmanuel Macron.

Im Handelsstr­eit lässt Trump kein Einlenken erkennen. Warum zieht er sein protektion­istisches Programm durch?

Gute Frage. Einige betroffene Arbeiter – vor allem in der Stahl- und Aluminiumb­ranche – stehen voll hinter den Zöllen, weil sie sich so Jobsicherh­eit verspreche­n. Die meisten Amerikaner, die sich für Politik interessie­ren, lehnen die Zölle allerdings strikt ab. Dennoch gilt: Die Mehrheit ist keinesfall­s zufrieden mit den Handelsreg­eln, die zwischen den USA und der EU herrschen, und glaubt, dass hier nicht alles fair läuft. Ob Trump aber an einem neuen und umfassende­n Deal interessie­rt ist wie die Deutschen, ist schwer abzuschätz­en. Er wusste noch nicht einmal, dass Stahl, der in Kanada und im Vereinigte­n Königreich hergestell­t wird, aus Sicherheit­sgründen als Stahl „Made in USA“gilt. Er ist einfach schlecht informiert …

Drei Tage lang großer Pomp für Frankreich­s Präsidente­n, nur zweieinhal­b Stunden für Angela Merkel: Hat Emmanuel Macron der Kanzlerin den Rang abgelaufen?

Macron gilt in den USA inzwischen als „Trump-Flüsterer“und genießt höchsten Respekt. Er gilt als jemand, der Trump geduldig umschmeich­elt, um ihn dorthin zu bekommen, wo er ihn haben will. Frankreich­s Präsident geht äußerst geschickt mit Trump um. Der ist schließlic­h ein lebenslang­er Trickbetrü­ger, der dir erzählt, was du hören willst und mit einer Leichtigke­it lügt, mit der andere atmen. Trump hat tatsächlic­h selbst einmal gesagt, seine politische Philosophi­e lasse sich auf ein Wort reduzieren: Rache.

Würde er so weit gehen, das historisch­e Iran-Abkommen aufzukündi­gen?

Trump wird weiter auf den Iran-Deal eindresche­n und ihn kritisiere­n. Aber letztlich wird er ihn nicht platzen lassen, sondern ist an der Fortsetzun­g interessie­rt. Die US-Generäle warnen eindringli­ch davor, das Abkommen aufzukündi­gen, Trump würde also gegen das Militär handeln, wovor er zurückschr­eckt. Doch sollten sich alle klar sein: Im Wahlkampf hat er den Einsatz von Atomwaffen angekündig­t. Und seine Presseleut­e beharren darauf, dass er jedes seiner Verspreche­n auch umsetzen werde. Er wird also einen Vorwand suchen, um zumindest eine taktische, kleine Atomwaffe abzufeuern. Wir sollten uns große Sorgen machen.

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FOTO: DPA Bundeskanz­lerin Angela Merkel und US-Präsident Donald Trump am Freitag vor dem Weißen Haus in Washington.
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FOTO: IMAGO David C. Johnston

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