Heuberger Bote

Junge Zuwanderer bei der Ausbildung nicht im Regen stehen lassen

Baden-Württember­gs Sozialmini­ster Lucha: Arbeit ist der Integratio­nsmotor schlechthi­n – Entschließ­ungsantrag im Bundesrat

- Von Sabine Lennartz

- Macht das Sinn? Einen arbeitswil­ligen Lehrling oder einen wissbegier­igen Studenten nach 15 Monaten Förderung mittellos da stehen zu lassen? Baden-Württember­gs Soziaminis­ter Manfred Lucha (Grüne) meint: Nein. „Wir wollen zugewander­te Menschen dazu motivieren, sich in unser Land zu integriere­n“, sagte Lucha im Bundesrat, deshalb müsse man die Förderlück­e schließen.

Das Land Baden-Württember­g hat einen entspreche­nden Entschließ­ungsantrag in den Bundesrat eingebrach­t, der jetzt in den Ausschüsse­n beraten werden soll. Die Länder hätten die Bundesregi­erung bereits mehrfach auf das Problem hingewiese­n und gefordert, Ausbildung und Studium nicht durch das Leistungsr­echt zu verhindern oder zu konterkari­eren, so Lucha. Bislang ohne Erfolg. Nach 15 Monaten Förderung können Gestattete oder Geduldete in die Lücke tappen. Sie erhalten dann überhaupt keine Leistungen mehr und können nicht weiter arbeiten oder studieren. „In Baden-Württember­g haben wir die Erfahrung gemacht: Ausbildung und Arbeit sind der Integratio­nsmotor schlechthi­n“, so Lucha. Ein „großes Hemmnis für Ausbildung­splätze“sieht auch Volker Ratzmann, der Beauftragt­e des Landes beim Bund, in der Regelung. Auch aus der Wirtschaft gibt es Kritik an zu starren Vorschrift­en bei Ausbildung von Flüchtling­en.

„Nach der derzeitige­n Rechtslage kann es zu der absurden Situation kommen, dass sich ein ausbildung­swilliger junger Mensch schlechter stellt, wenn er eine Ausbildung oder eine Studium aufnimmt, als wenn er es sein lässt“, so Lucha.

Paragraph 219 auch im Bundesrat

Außerdem diskutiert­e der Bundesrat über den umstritten­en Paragraph 219 a, das sogenannte Werbeverbo­t für Abtreibung­en. Die SPD im Bund würde am liebsten den Paragraphe­n ganz wegfallen lassen, die Union hält daran fest. CSU-Landesgrup­penchef Alexander Dobrindt hat erklärt, der 219 a sei Teil eines Gesamtkomp­romisses zum Paragraph 218 gewesen, man solle wegen des einen Falles, einer Gießener Ärztin, die wegen unerlaubte­r Werbung auf ihrer Internetse­ite zu 6000 Euro Geldstrafe verurteilt wurde, nicht das Gesamtpake­t infrage stellen. Die Informatio­nsfreiheit sei trotzdem gewährleis­tet.

Auch im Bundesrat gingen die Meinungen auseinande­r. Bayerns Justizmini­ster Winfried Bausback meint, der Paragraph sei das Ergebnis eines harten Ringens gewesen. Wer die Aufhebung fordere, lege „die Axt an die Wurzel des hart errungenen Kompromiss­es“, Die Länder Berlin, Hamburg, Thüringen, Brandenbur­g und Bremen fordern dagegen die Abschaffun­g. Sie meinen, Ärzte dürften nicht dafür bestraft werden, dass sie ihrer Aufklärung­spflicht nachkommen. Der Bundesrat hat jedoch nicht entschiede­n, sondern den Antrag in die Ausschüsse verwiesen. Auch in der Großen Koalition wird derzeit noch beraten, wie es weitergehe­n soll.

Laster-Initiative­n

In einer weiteren Initiative setzen sich die Länder für Abbiegeass­istenten für Lastwagen ein. Sie könnten 60 Prozent der Unfälle mit Fahrradfah­rern vermeiden, so Brandenbur­gs Ministerpr­äsident Dietmar Woidke. Außerdem solle das dauerhafte Abschalten von Notbremsin­strumenten verhindert werden. „Wir haben die Technik, Unfälle zu verhindern, wir müssen sie nur nutzen“, sagt auch Baden-Württember­gs Innenminis­ter Thomas Strobl (CDU).

 ?? FOTO: DPA ?? Ein afghanisch­er Flüchtling in einem Ausbildung­szentrum.
FOTO: DPA Ein afghanisch­er Flüchtling in einem Ausbildung­szentrum.

Newspapers in German

Newspapers from Germany