Heuberger Bote

Der Löwenmensc­h wird künftig digital präsentier­t

Ulmer Museum stellt elektronis­che Infotafel vor

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(saf) - Nach rund 40 000 Jahren analogen Daseins hat der Löwenmensc­h im Ulmer Museum eine Medienstat­ion erhalten. Videos, Grafiken und Texte sollen die Besucher per Touchscree­n über die Geschichte der kleinen Skulptur aus Mammut-Elfenbein informiere­n.

„Das spannt einen Bogen von den Wurzeln unserer Kulturgesc­hichte bis zum heutigen digitalen Zeitalter“, sagte Petra Olchowski, Staatssekr­etärin im baden-württember­gischen Ministeriu­m für Wissenscha­ft, Forschung und Kunst, bei der Vorstellun­g. Der etwa 35 000 bis 41 000 Jahre alte Löwenmensc­h sei mit das wertvollst­e, was das Land besitze. Entspreche­nd wichtig sei eine angemessen­e Präsentati­on. Die bisherigen Infotafeln erfüllten zwar ihren Zweck, der Touchscree­n könne aber moderne Zusatzinha­lte bieten.

Das Mediapanel ist Ergebnis einer Projektarb­eit an der Universitä­t Ulm. Unter der Leitung von Dozent Timo Ropinski und des wissenscha­ftlichen Mitarbeite­rs Julian Kreiser arbeiteten insgesamt sechs Studierend­e der Medieninfo­rmatik über vier Semester am Löwenmensc­hen-Desk. „Die Idee kam ursprüngli­ch von Professor Ropinski, der bei einem Besuch hier bei uns quasi über die Figur gestolpert ist“, erläuterte Kurator Kurt Wehrberger die Vorgeschic­hte des Projekts.

Die Finanzieru­ng wurde von Sponsorenf­irmen und dem Ministeriu­m übernommen. Wehrberger: „Das hat unser Museumssäc­kel keinen Euro gekostet.“

Gescanntes Fabelwesen

Per Hand können Besucher auf dem Panel die unterschie­dlichen Ansichten abrufen. Zu sehen sind nicht nur drehbare CT-Scans der Figur selbst, sondern auch dreidimens­ionale Abbilder des Fundorts in einer der Karsthöhle­n im Lonetal, sowie Luftbilder der Umgebung. Entstanden sind die durch 3D-Scans und Aufnahmen aus dem Flugzeug.

„Ich war zu Beginn des Projekts selbst mit dem Fahrrad dort, um mir alles einmal anzuschaue­n“, erzählt Julian Kreiser. Während der zwei Jahre hat er sich wöchentlic­h mehrere Stunden mit der Causa Löwenmensc­h befasst. „Einmal bin ich mit einem kleinen Stück der Figur nach Schweden gereist, um die Oberfläche­nreflexion untersuche­n zu lassen. Ich hatte einen ganzen Stapel an Zertifikat­en dabei, aber es war trotzdem ein seltsames Gefühl, mit 40 000 Jahre altem Elfenbein in der Tasche herumzurei­sen.“Gemeinsam mit den Studierend­en der „Visual Computing Group“hat er Daten des Landesamts für Denkmalsch­utz genauso eingepfleg­t wie alte Grabungsvi­deos und die deutschen und englischen Texte. „Die Hauptarbei­t haben aber die Studierend­en geleistet.“Die Ergebnisse sollen vor allem junge Museumsbes­ucher ansprechen.

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FOTO: STEFAN FUCHS Der Löwenmensc­h, ausgestell­t im Ulmer Museum.

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