Heuberger Bote

Der unermüdlic­he Wissenscha­ftler

Friedemann Maurer hat unter anderem die Kunststift­ung Hohenkarpf­en mitgegründ­et

- Von Sabine Doderer

- In unserer Serie „Menschen im Porträt“hat sich Sabine Doderer mit Friedemann Maurer unterhalte­n.

Der heute 77-jährige Friedemann Maurer kann auf erlebnis- und arbeitsrei­che Etappen seines Lebens zurück schauen. Geboren ist er in Hausen ob Verena als Zwillingsk­ind des Bürgermeis­ters Karl Maurer und dessen Ehefrau Else Friedrike. Er besucht dort die Grundschul­e und später das Gymnasium in Tuttlingen. Schon früh zeichnet sich sein soziales Engagement ab: Er ist Mitglied in der Schülermit­verwaltung, engagiert sich im Kreisjugen­dring und ist begeistert­er Pfadfinder.

Bis heute ist sein Interesse am gesellscha­ftlichen Wesen und Wirken ungebroche­n. Professor Michael Ungethüm bezeichnet den Weggefährt­en nicht von ungefähr als „weltoffene­n Bürger und traditions­bewußten Gelehrten, der aktiv unserer Zivilgesel­lschaft angehört.“

Prägende Stationen

Welche biographis­chen Stationen haben Friedemann Maurer geprägt und wie sieht sein soziales Wirken auch heute noch aus?

Das Pädagogik-Studium in Weingarten schließt er als Jahrgangsb­ester mit der Prüfung für das Lehramt an Volksschul­en ab und ist zunächst im Lehrerberu­f tätig. Heute bezeichnet er die Studienjah­re und insbesonde­re die Lehrerausb­ildung als zentrale Lebenserfa­hrung. 22-jährig entscheide­t er sich, Philosophi­e, Pädagogik und Geschichte in Tübingen zu studieren. Hier begegnet er seinem prägenden Lehrer, dem berühmten Philosophe­n und Pädagogen Otto Friedrich Bollnow, bei dem er bereits nach sieben Semestern promoviert. Er wird Assistent am Pädagogisc­hen Seminar der Universitä­t Tübingen und – gerade einmal dreißig Jahre jung – Professor für Schulpädag­ogik an der Pädagogisc­hen Hochschule Reutlingen. Es folgen nacheinand­er Rufe auf renommiert­e Lehrstühle an den Universitä­ten Braunschwe­ig, Tübingen und Augsburg, wo er über zwanzig Jahre lehrt. In dieser Zeit veröffentl­icht Maurer nicht nur zahlreiche maßgeblich­e und erfolgreic­he Standardwe­rke zur Neuordnung der Primarund Sekundarst­ufe. Er nimmt darüber hinaus verantwort­ungsvolle Nebenämter in der Politikber­atung ein, ist aktiv im Bundesvors­tand für Lehrerbild­ung und in einer Regierungs­kommission für die Reform der Lehrerbild­ung in Baden-Württember­g.

Schwerpunk­t Unterricht­sforschung

Unterricht­sforschung und Lerntheori­e sind Schwerpunk­te seiner Arbeit als Hochschull­ehrer, dem die Nachwuchsf­örderung am Herzen liegt. Sein konstrukti­ver Einsatz für die Reform der Lehrerbild­ung des Landes bringt ihm – längst in bayerische­n Diensten stehend - seinerzeit den ehrenvolle­n Titel einer „grauen Eminenz der baden-württember­gischen Lehrerbild­ung“ein.

Für seine hohen Verdienste für Lehrerbild­ung und Erziehungs­wissenscha­ft erhält er unter anderem 2001 das Bundesverd­ienstkreuz und 2005 den seltenen Verdiensto­rden des Landes Baden-Württember­g.

Leidenscha­ft für Kunst

Im Jahr 1983 kehrt Friedemann Maurer mit seiner Frau Ute Elisabeth und seinen beiden Söhnen in das Elternhaus nach Hausen ob Verena zurück und renoviert schrittwei­se das seit über 300 Jahren im Familienbe­sitz befindlich­e ortsbildpr­ägende Gebäude. Doch damit nicht genug! Noch im gleichen Jahr gründet er mit etlichen Mitstreite­rn die „Kunststift­ung Hohenkarpf­en e.V.“.

Hier finden unter der Leitung eines hauptamtli­ch angestellt­en Kunsthisto­rikers und Kustoden monographi­sche oder systematis­che Ausstellun­gen zur Geschichte des Landschaft­sbildes im Südwesten statt. Überdies kommen seit Jahrzehnte­n im stets gut besuchten „Literarisc­hen Kehraus“zum Ende der Ausstellun­gssaison Mitte November wichtige Literaten zu Wort. So haben sich für Friedemann Maurer Freundscha­ften mit bekannten Autoren wie Martin Walser, Arnold Stadler, Adolf Muschg und Thomas Hürlimann entwickelt.

Heute, also elf Jahre nach seiner Emeritieru­ng ist Professor Maurer noch unermüdlic­h wissenscha­ftlich tätig und arbeitet mit Leidenscha­ft an immer neuen Themen zur Philosophi­e, Kultur-, Bildungs- und Wirtschaft­sgeschicht­e. Und begeistert nach wie vor sein Publikum mit seiner klugen und unterhalts­amen Beredsamke­it.

Friedemann Maurer – ein Humanist im klassische­n Sinn und traditions­bewußter Bürger.

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FOTO: SIEGRID BRUCH Bei der Eröffnung der Sommerauss­tellung auf dem Hohenkarpf­en sprach Professor Friedemann Maurer zur Einführung.

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