Heuberger Bote

Diverse Strategien für mehr Ordnung

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Hunderttau­sende in Deutschlan­d überlassen das Putzen Haushaltsh­ilfen. Offiziell sind es sechs Prozent, Schwarzmar­kt nicht eingerechn­et. 70 Prozent erledigen ihre Hausarbeit selbst, der Rest lässt den Partner oder die Eltern putzen. Besonders düster sieht es bei den Akademiker­n aus. Kaum einer kann sich vorstellen, freiwillig zu feudeln, Müll wegzubring­en, das Treppenhau­s zu fegen. Je höher der Bildungsgr­ad, desto schlechter putzen die Leute – das ist sogar empirisch nachweisba­r.

Verhasste Routine

Putzen als Routine ist eben traditione­ll verhasst. Schon in den 1960erJahr­en wollten die Studenten bei ihren Aufmärsche­n vor den Fabriktore­n die Arbeiter davon überzeugen, ihre Arbeit niederzule­gen und sich zu befreien. In der legendären „Kommune I“sollen die Frauen sogar irgendwann das ganze Geschirr entsorgt und nur noch für jeden einen Becher, einen Teller und ein Besteck übrig gelassen haben, für das dann jeder selbst verantwort­lich war.

„Neue Macht des Putzens“

Und doch scheint es einen Gegentrend zu geben. „Die neue Macht des Putzens“ist das Motto einer aktuellen Studie des Industriev­erbands Körperpfle­ge und Waschmitte­l (IKW). Laut der Studie leben fünf verschiede­ne Putztypen diese neue Macht allerdings auf sehr unterschie­dliche Art und Weise aus.

Der Perfektion­ist versucht, mit Putzattack­en nicht nur die Wohnung sauber, sondern auch sich selbst und sein Leben in den Griff zu bekommen.

Der Kaschierer pflegt eine gewisse Lässigkeit in Sachen Hygiene: Offensicht­liche Unordnung oder Dreck müssen beseitigt werden, mehr aber auch nicht.

Der Herrscher erklärt sein „Ordnungssy­stem“und damit seine Auffassung von Sauberkeit zur einzig wahren. Niemand putzt so gut wie er selbst – auch wenn er gar nicht selber putzt, sondern alle Arbeiten delegiert.

Der Lebensküns­tler lebt nach dem Prinzip: „Sauber ist, wenn weiße Socken nicht schwarz werden, wenn man über den Boden geht“. Er geht demonstrat­iv gelassen und ohne Plan an das Thema Putzen heran. Es muss weder besonders sauber, noch offensicht­lich ordentlich sein.

Der Kontrolett­i schließlic­h denkt im Grunde wie der Herrscher: Nur er weiß, was wann und wie geputzt werden muss. Anders als der Herrscher inszeniert er sich aber als Diener und übernimmt die ganze Putzarbeit, aber nur, um „heimlich“die Kontrolle zu haben. (jro)

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