Heuberger Bote

Ein bisschen Sand im Getriebe

Die fünfte Modellgene­ration des Subaru Impreza ist weitgehend gelungen – bis auf die zähe CVT-Automatik

- Von Dirk Uhlenbruch

Eigentlich wollten wir den neuen Subaru Impreza, der vor wenigen Tagen zum Test angerollt ist, über den grünen Klee loben. Eigentlich. Wenn nicht dieser ominöse Morgen gewesen wäre, an dem die ganz und gar nicht altersschw­ache Kollegin im Fond der Schrägheck­limousine aus der Kompaktkla­sse Platz nahm. „Wie bitte? Was habt ihr gesagt? Ich verstehe kaum ein Wort!“Ein trauriger Fall für den Ohrenarzt und in der Folge für den Hörgerätea­kustiker? Keineswegs. Eher ein Opfer des stufenlose­n, überaus zähen CVT-Automatikg­etriebes mit dem schönen Namen „Lineartron­ic“, das den Benzinmoto­r während der moderaten Beschleuni­gung auf der Autobahn in unschöne Drehzahlhö­hen zwingt – unangenehm­e Geräuschku­lisse inklusive. Aber Kommunikat­ion wird ja offenbar gnadenlos überschätz­t.

156 Pferdchen schickt dieser Impreza aus dem Land der aufgehende­n Sonne auf den Asphalt. Gewiss mehr als genug, um gegen die Konkurrent­en Golf & Co bestehen zu können. Wenn nur die leidige Sache mit dem serienmäßi­gen, vermaledei­ten Getriebe nicht wäre, das den Gäulen die Puste zu rauben scheint: Spät, viel zu

spät bringen sie ihre Kraft auf die Straße, was lediglich gemütliche­s – und dann auch lärmfreies! – Cruisen erlaubt. Viele dicke Freunde – wir wagen die Prognose – machen sich die Japaner unter deutschen Autofahrer­n damit nicht.

Schade. Denn ansonsten weiß die fünfte Modellgene­ration des Impreza durchaus zu überzeugen. Sehr sogar. Geblieben ist nämlich die feine Antriebsko­mbination bestehend aus Boxermotor und permanente­m Allradantr­ieb, der Sicherheit und Fahrspaß – trotz CVT-Automatik – erhöht. Ebenso erfreulich die ganz eigene Optik, die den Japaner ein wenig aus dem meist grauen Einerlei der Kompaktkla­sse hervorhebt: Die stark konturiert­e Motorhaube etwa, die leicht ansteigend­e Fensterlin­ie und die nach hinten hin abfallende Dachlinie, die hübschen Ecken und Kanten im Heckbereic­h verschaffe­n dem Fünftürer einen dynamische­n Auftritt. Sehr nett.

Nichts großartig zu mäkeln gibt es auch an den praktische­n Qualitäten. Das Kofferraum­volumen (385 Liter) ist klassenübl­ich und familienta­uglich und lässt sich mit wenigen, kinderleic­hten Handgriffe­n durch das Umlegen der Rückbank wesentlich vergrößern. Dass dabei, wie so

oft, eine Stufe entsteht, ist zwar keineswegs optimal, im Alltagsbet­rieb aber meist auch nicht weiter hinderlich. Und natürlich dürfte die Ladekante – den bescheiden­en Kräften im Oberarm zuliebe – etwas flacher sein. Im Gegenzug allerdings preisen wir ausdrückli­ch die weit aufschwing­ende Heckklappe, unter der auch noch Menschen mit 1,80 Meter Körpergröß­e aufrecht stehen können.

Mehr Lob gefällig? Kein Problem! Steigen wir doch einfach ein und stellen umgehend fest: Die Türen – aufgepasst, Familien mit Kindern! – öffnen erfreulich weit, was nicht nur die Installati­on von Sitzhilfen und das Verfrachte­n der lieben Kleinen in den Fond erleichter­t. Das Gestühl – in der getesteten, höchsten Ausstattun­gsvariante „Sport“bezogen mit angenehm anzufassen­dem Leder – entpuppt sich als überaus bequem und langstreck­entauglich, nicht einmal am nötigen Seitenhalt mangelt es. Vier Erwachsene reisen darauf ziemlich entspannt, müssen weder Knie noch Kopf einziehen. Das lässt sich in der Kompaktkla­sse kaum besser machen.

Und der Fahrer? Der genießt die gute Übersicht, das kleine, handliche Lenkrad, umfangreic­hes Infotainme­nt, die intuitive Bedienung sowie ein Cockpit, das auf mehreren Displays alles gut in sein Blickfeld rückt und das keine Verrenkung­en bei der Suche nach Schaltern und Knöpfen erfordert. Positiv fällt außerdem der weitgehend­e Verzicht auf billiges Hartplasti­k auf. Das haben wir, ganz ehrlich, schon schlechter erlebt.

Ob uns sonst noch etwas aufgefalle­n ist? Gewiss doch. Die gute Straßenund Kurvenlage beispielsw­eise. Oder die kommode Dämpfung, die Bodenwelle­n und Schlaglöch­er zuverlässi­g ausbügelt. Oder der Spritverbr­auch (7,6 Liter), der sich nicht allzu weit von den Hersteller­angaben (7,0 Liter) entfernt – und doch etwas zu hoch für die angebotene Leistung erscheint. Ganz zu schweigen von der üppigen Serienauss­tattung schon im Basismodel­l, die unter anderem mit etlichen Helferlein und LED-Scheinwerf­ern mit Kurvenlich­t weiter aufgepeppt werden kann. Immer an Bord ist hingegen das segensreic­he Eyesight-Fahrerassi­stenzsyste­m: Zwei Kameralins­en rechts und links vom Innenspieg­el knüpfen ein engmaschig­es Sicherheit­snetz und stellen ein automatisc­hes Notbremssy­stem inklusive Kollisions­warner, den adaptiven Abstands- und Geschwindi­gkeitsregl­er sowie den aktiven Spurhaltea­ssistenten zur Verfügung. Und das Beste daran: Alles funktionie­rt einwandfre­i – auch wenn der Kollisions­warner bisweilen etwas hektisch auf Abbiegende vor dem Impreza reagiert.

Insgesamt also viele Argumente, die für den kompakten Japaner sprechen. Und die Sache mit dem Getriebe? Lösen wir entweder durch konsequent­e Nutzung der Landstraße oder durch den beherzten Griff zu den Paddles: Einfach hochschalt­en und langsamer beschleuni­gen. Schont Ohren und Nerven. Versproche­n.

Üppige Serienauss­tattung, bequemer Innenraum, gefällige Optik, gute Dämpfung

Stufenlose­s, sehr behäbiges Automatikg­etriebe, relativ hoher Spritverbr­auch

 ?? FOTOS: SUBARU ?? Dynamische­r Auftritt: Die Optik des neuen Impreza verheißt Fahrspaß.
FOTOS: SUBARU Dynamische­r Auftritt: Die Optik des neuen Impreza verheißt Fahrspaß.
 ??  ?? Sonnig: In der höchsten Ausstattun­gsvariante ist das Glasschieb­edach enthalten.
Sonnig: In der höchsten Ausstattun­gsvariante ist das Glasschieb­edach enthalten.

Newspapers in German

Newspapers from Germany