Er hat fünf Konzentrationslager überlebt
Jugendliche erleben Geschichte durch den 90-jährigen Eugeniusz Dabrowski hautnah
(pm) - Im Rahmen der Kooperation des Bildungszentrums Gosheim-Wehingen und der Initiative Gedenkstätte Eckerwald durften die Schulleitungen des Gymnasiums und der Realschule Gosheim-Wehingen den 90 Jahre alten Zeitzeugen Eugeniusz Dabrowski aus Warschau mit seinem Sohn Mirek Dabrowski und der Übersetzerin Barbara Pfanner sowie der Sprecherin der Gedenkstätte, Brigitta Marquart-Schad, begrüßen. Dabrowski berichtete mit eindrucksvollen Worten den Schülern der neunten Klassen von seinen Erlebnissen.
Der 16-jährige Eugeniusz wurde 1944 zusammen mit seiner Familie verhaftet, weil sie den polnischen Juden Rachmiel Frydland bei sich versteckt hatten. Der Gesuchte war zu diesem Zeitpunkt in einem anderen Versteck, trotzdem wurde die Familie Dabrowski in Viehwaggons nach Auschwitz deportiert. Für den Jugendlichen waren bei der Ankunft die rauchenden Schlote der Krematorien und der Gestank verbrannter Menschenkörper ein Schock. Jeden Morgen mussten die Gefangenen zum Appell antreten, im Sommer um fünf und im Winter um sechs Uhr. Bis zu drei Stunden wurden die Häftlinge gezählt und grundlos misshandelt. Das anschließende Frühstück machte niemanden satt. Eine Scheibe Brot konnte nicht für 20 Menschen reichen.
Nach einiger Zeit in Auschwitz wurde er in unsere Nachbarschaft nach Bisingen, später nach Dautmergen verlegt. Täglich zwölf Stunden Arbeit im Steinbruch, kaum Essen, kaum Wasser, Krankheiten und Ungeziefer waren für Eugeniusz eine schreckliche Zeit.
Nach der Verlegung in das Konzentrationslager in Vaihingen an der Enz wurde Dabrowski Ende März 1945 in das Konzentrationslager Dachau gebracht, wo er Ende April von den Amerikanern befreit wurde.
In all den Lagern wurde er immer wieder schwer misshandelt. Die unmenschliche Zwangsarbeit, Schläge und Tritte haben ihre Spuren hinterlassen.
Der menschenverachtende Hass der SS während seiner Zeit in den Konzentrationslagern ist ihm genauso im Gedächtnis geblieben wie das Mitgefühl des einfachen deutschen Soldaten, der ihm ein Laib Brot zugesteckt hat.
Weil sie während der nationalsozialistischen Herrschaft ihr Leben riskierten, um einen Juden vor der Ermordung zu retten, sind Dabrowskis Eltern in die Liste der „Gerechten unter den Völkern“der Gedenkstätte Yad Vashem aufgenommen worden.
Die Schüler interessieren sich für das Erlebte und wie solche Erfahrungen verarbeitet werden können. Nach der Beantwortung der Schülerfragen verabschiedete sich der 90Jährige von den Jugendlichen mit einem eindringlichen Friedensappell.