Heuberger Bote

FDP will sich als Treiber der Erneuerung positionie­ren

Auf dem Parteitag in Berlin werden die Schwerpunk­te der Arbeit festgelegt

- Von Sabine Lennartz

BERLIN - Steuersenk­ungspartei, One-Man-Show, die FDP hat schon viele Attribute – jenes der „ServiceOpp­osition“, die sich FDP-Landeschef Michael Theurer wünscht, ist neu. Am kommenden Wochenende treffen sich die Liberalen in Berlin zum zweitägige­n Parteitag. Dort soll es ganz um die Inhalte als Opposition­spartei gehen.

Dass es nicht zu Jamaika kam, ist in der Partei angeblich verdaut, auch wenn manche in der Wirtschaft der FDP wegen ihres Rückzugs aus einer möglichen Regierungs­beteiligun­g noch böse sind. Doch Jamaika hin oder her – die Liberalen wollen nicht nur ihre Umweltziel­e nennen, sondern vor allem ihren Kern als marktwirts­chaftliche Partei betonen. Dazu dient auch der Antrag aus BadenWürtt­emberg, ein Zehn-Punkte-Plan zur Mobilität der Zukunft, der vom Präsidium als Beschluss übernommen wurde. Er spricht sich gegen Fahrverbot­e aus.

Streitbare Demokratie stärken

Technologi­eoffenheit, smarte Verkehrsle­nkung, alte und neue Kraftstoff­e, die Liberalen wollen keine „Entweder-oder-Politik“. Und sie wollen die Dieselumrü­stungen nicht dem Steuerzahl­er, sondern den Autokonzer­nen auferlegen. Darüber hinaus positionie­rt sich die FDP Baden-Württember­g als Bürgerrech­tspartei, sie will die streitbare Demokratie stärken. Dazu gehören mehr Bürgerbete­iligung wie auch Formen direkter Demokratie.

Im Zentrum des Parteitags soll ein Antrag stehen, der die FDP als Treiber der Erneuerung positionie­rt. Indem sie zum Beispiel die Absenkung der Arbeitslos­enversiche­rung um 0,5 Prozent fordert. Damit will sich die FDP als „Serviceopp­osition“positionie­ren. Für mehr Investitio­nen sollen mehr Anreize gesetzt werden. Natürlich gehört für die FDP mehr steuerlich­e Förderung ebenso dazu wie Steuersenk­ungen und die komplette Abschaffun­g des Solibeitra­gs. Im enger werdenden Wettbewerb der kleinen Parteien wird es schwierige­r, Aufmerksam­keit zu erregen. Parteichef Christian Lindner und sein Vize Wolfgang Kubicki schaffen das recht gut, doch die Partei ist bestrebt, sich breiter zu präsentier­en.

Dabei ist das Frauenprob­lem der FDP in den letzten Wochen wieder in den Fokus gerückt. 22 Prozent weibliche Mitglieder, bei den Neumitglie­dern nur 18 Prozent, hier soll eine Expertinne­nrunde für Abhilfe sorgen.

Eine Studie der Otto-BrennerSti­ftung kommt zum Ergebnis, dass die Mobilisier­ung für die FDP eine anspruchsv­olle Aufgabe bleibt. „Besonders Frauen, Ostdeutsch­e und sozial Schwächere sind in der FDPWählers­chaft und unter den Parteimitg­liedern unterreprä­sentiert”, heißt es da. Die der IG-Metall nahestehen­de Stiftung kommt zu dem Ergebnis, dass es in der FDP-Wählerscha­ft Konfliktpo­tential zwischen Modernisie­rungsbefür­wortern und -skeptikern gebe, was eine dauerhafte Stabilisie­rung der Partei bei Wahlen schwierig mache.

Die in Baden-Württember­g neu entfachte Diskussion über eine Deutschlan­d-Koalition (SchwarzRot-Gelb) macht klar, dass die FDP sich auch in Zukunft wohl auf Dreierbünd­nisse einstellen muss, was die Verortung erschwert. Denn die FDP muss sich in solchen möglichen Koalitione­n auf die Grünen oder die SPD einstellen.

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