Herzerwärmende Klänge
Der Moskauer Kathedralchor berührt in der Basilika Weingarten
WEINGARTEN - Am zweiten Tag des Bodenseefestivals konnte man mit rund 40 Stimmen des Moskauer Kathedralchors in der bis hinten besetzten Basilika Weingarten die geistliche Musik der russisch-orthodoxen Liturgie erleben. Im Mittelpunkt stand das „Große Abend- und Morgenlob“von Sergej Rachmaninow.
Was für ein feines Pianissimo, welch bruchlose Übergänge in der Dynamik bis zum erfüllten Fortissimo! Die zum Teil noch sehr jungen Sängerinnen und Sänger aus dem gemischten Chor der Chorkunstakademie Moskau bringen Gesangskultur von höchster Qualität, die die Chorsängerherzen in der lichtdurchfluteten Basilika höher schlagen lassen. Es sind junge Menschen, die sich vom runden, mit den Händen geformten Dirigat ihres Chorleiters Alexey Petrov und von den vielstimmig aufgefächerten Gesängen anregen lassen. Alles ist hier versammelt, was die russische Chormusik ausmacht. Da gibt es die tiefen Bässe, die in den Schlussklängen oder in den gesummten Akkorden mühelos die Basis bilden, über der sich die anderen Stimmen entfalten. Da sind die hellen Tenöre und die wunderbar homogene Gruppe der Altistinnnen mit ihrem warmen Klang und die schlank geführten Sopranstimmen, die bei Bedarf zu gewaltigem Volumen anwachsen können.
Stimmen aus der Tiefe
Rachmaninows vielteilige Vesper, aber auch die Stücke des ersten Teils von Michail Glinka, Alexander Kastalski und Modest Mussorgski, leben vom dichten, romantischen Klang, vermitteln aber auch die Versenkung ins Gebet. Immer wieder berührend sind die Liegeklänge, über denen sich eine Stimmgruppe erhebt, oder die Abstufungen der Dynamik, wenn ein Alleluja-Refrain im Nichts zu verschwinden scheint. Jubilus, Anrufung, Psalmtexte, Lobgesang wechseln sich ab. Aus der Tiefe wachsen die Stimmen empor, manchmal erhebt sich eine Solostimme, getragen von den anderen, manchmal klingt es wie Glocken, manchmal wirkt das Ensemble wie ein Fernchor, auch wenn die Sängerinnen und Sänger das ganze Konzert über unter der Vierung der Basilika stehen.
In diesem Konzertchor sind nur eine Auswahl der an der Chorkunstakademie ausgebildeten Stimmen versammelt, deren Möglichkeiten mit Kinder- und Jugendchören, Männerchor und gemischten Ensembles wohl unbegrenzt sind. Professionell im Auftreten, konzentriert, die jungen Damen mit weißen Stolen und Spitzenmanschetten über dem strengen Schwarz, bringen sie Musik und Seele ihrer Gesänge zum Klingen. Zum Abschied und als Verbeugung vor dem deutschen Publikum brachten sie Rheinbergers „Abendlied“in einer Wärme, wie ihn sich wohl jeder Chorleiter von seinen Schäflein wünscht.