Sunflower Bean machen Rock wie er sein sollte
Die New Yorker Band lässt sich auf ihrem neuen Album von den 70er- und 80er-Jahren beeinflussen
RAVENSBURG - Es ist immer spannend, die Entwicklung einer jungen Band zu verfolgen – vor allem wenn deren Debütalbum derart hoch gelobt wurde, wie „Human Ceremony“von Sunflower Bean. Nun haben die drei New Yorker Musiker mit „Twentytwo in Blue“(Lucky Number Music/Rough Trade) nachgelegt. Tatsächlich klingen Julia Cumming (Gesang), Jacob Faber (Drums) und Nick Kivlen (Lead-Gitarre, Gesang) reifer, abgeklärter. Zwar ist die Band ihren Wurzeln im klassischen Rock treu geblieben, doch haben Sunflower Bean ordentlich am Sound ihrer elf Songs gefeilt, die jetzt reiner, definierter wirken. So kann man deutlich den New-Wave-Pop bei „Burn It” heraushören, „Human For” hat eindeutige Anleihen bei Metal, „Puppet Strings” bedient sich unüberhörbar beim Glam Rock, „Oh No, Bye Bye” ist definitiv Indie.
Überhaupt fällt der Einfluss der Musik aus den 70er- und 80er-Jahren auf: Fleetwood Mac („I Was A Fool”), Suzi Quattro („Crisis Fest”) oder Blondie sind nur einige der Namen, die einem beim Anhören spontan einfallen.
Hinzu kommt eine angenehme furchtlose Direktheit in ihren Lyrics – Sunflower Beans fürchten sich nicht vor politischen Statements wie „Puppet Strings“und „Crisis Fest“beweisen. Tatsächlich entstanden die meisten Texte auf „Twentytwo in Blue” zwischen Dezember 2016 und Dezember 2017 und spiegeln das politische Klima dieser Zeit wider. „Einige Songs sind definitiv massiv durch das – als was auch immer man es beschreiben will, was die Trump Administration bisher war – beeinflusst“, sagt Nick Kivlen. So sei „Crisis Fest“ein Song, der die Ängste einer ungewissen Zukunft einfangen soll“– das Resultat des vergangenen, sehr alarmierenden, traumatischen und politisch unberechenbaren Jahres. Damit zeichnen starkes Songwriting und konsequente Weiterentwicklung des Sounds das neue Album von Sunflower Bean aus, was auch für die Zukunft Vielversprechendes von der Band erwarten lässt.
Anspieltipps: „Burn It“, „Crisis Fest“, „Memoria“und „Puppet Strings“.