Windkraft: Vertragsabschluss steht bevor
Eßlinger Ortschaftsrat berät heute über 240 Meter hohe Anlage auf dem Winterberg
TUTTLINGEN-ESSLINGEN - Ein weiterer Schritt zur ersten Windkraftanlage in Tuttlingen steht bevor: Der Eßlinger Ortschaftsrat soll in seiner Sitzung am Dienstag darüber beraten, ob der Betreiber „Kommunalwind“auf dem Winterberg im Ortsteil Eßlingen ein Windrad bauen darf. Das letzte Wort hat allerdings der Gemeinderat am 14. Mai.
Die Windräder, die auf den Winterberg kommen sollen, werden 50 Meter höher als die Windräder, die im Herbst vergangenen Jahres auf dem Amtenhauser Berg bei Immendingen installiert wurden. Insgesamt sind fünf Anlagen mit je 240 Metern Höhe geplant.
Die Fläche, um die es geht, hat mehrere Eigentümer: So gehören Teile Immendingen und Tuttlingen. Auf Gemarkung Eßlingens liegt ein Grundstück des katholischen Kirchenfonds Immendingen. Auf Gemarkung Immendingens besitzt der Staatsforst eine Fläche.
Letzterer ist schon an den Windparkplaner Juwi, zu dem „Kommunalwind“gehört, verpachtet. Das bestätigt Dennis Schilling, Regionalleiter Juwi. Laut Sitzungsunterlagen sind dort drei Anlagen geplant. Das bedeutet: Auf diesem Grundstück könnte gebaut werden, wenn Gutachten dies erlauben. Auf Eßlinger Seite soll auf der städtischen und auf der kirchlichen Fläche je eine Anlage entstehen.
Rat hatte gegen Anlage gestimmt
„Das Thema kocht in Eßlingen seit April 2012“, erklärt Ortsvorsteher Hartmut Wanderer. Die Stimmung zur geplanten Windkraftanlage sei schlecht. Im Juni 2017 hatte der Ortschaftsrat gegen die Maßnahmen gestimmt und damit auch Umfragen unter Bürgern von Eßlingen entsprochen. Diese hatten sich mehrheitlich gegen die Windkraft auf dem Berg ausgesprochen. Im Juli überstimmte der Gemeinderat Tuttlingen jedoch den Entscheid des Ortschaftsrates. Dadurch konnten die städtischen Flächen auf der Eßlinger Gemarkung in die Projektentwicklung eingebracht werden. Im November 2017 sei die weitere Planung von der Stadtverwaltung zunächst auf Eis gelegt worden, sagt Wanderer.
Wanderer, und mit ihm die Mehrheit im Ortschaftsrat, spricht sich gegen die Maßnahmen aus: „Der Hauptgrund ist, dass Baden-Württemberg das windschwächste Gebiet in Deutschland ist.“Er ergänzt: „Wenn man den Wind nicht hat, kann man auch keinen Strom erzeugen.“
Diskussion über Höhe
Auch die Höhe der Windkraftanlagen stört Wanderer. Das sei aber keine plötzliche Entscheidung gewesen, sagt Schilling von Juwi. „Dass die Anlagen auf dem Winterberg höher ausfallen als auf dem Amtenhauser Berg, hat vor allem mit weiterentwickelter Anlagentechnik zu tun. Daher haben wir stets eine Gesamthöhe von 250 Metern kommuniziert, so bereits in der öffentlichen Sitzung des Ortschaftsrats Eßlingen im Juni 2017.“
In den Sitzungsunterlagen zur Sitzung am heutigen Dienstag wird zudem erklärt, der Grund für die Höhe der Anlagen sei laut Juwi die sinkende Einspeisevergütung. Für das Projekt seien deshalb größere und leistungsstärkere Anlagen nötig, um wirtschaftlich zu bleiben.
„Wir stehen am Anfang der Planung. Im Herbst 2018 wollen wir den Genehmigungsantrag einreichen, wünschenswerter Weise auch mit einer Anlage auf städtischem Grund“, sagt Schilling von Juwi. Ortsvorsteher Wanderer meint: „Die Hoffnung stirbt zuletzt. Es ist lange noch nicht sicher, ob die Anlage gebaut wird.“
Sollte sie kommen, könnte Eßlingen zumindest eine Gegenleistung bekommen: In der Vorlage schlägt die Verwaltung vor, dass die laufenden Einnahmen des Windrads in die Ortsentwicklung und Infrastruktur Eßlingens fließen.