Probst: „Wir wollen noch Pokalsieger werden“
VfL Mühlheim hat nach der Bezirksliga-Meisterschaft weitere Ziele – Trainer Patzak geht zum SV Wurmlingen
TUTTLINGEN - Der VfL Mühlheim steht zum dritten Mal als Aufsteiger in die Fußball-Landesliga fest. Über den Gewinn des Bezirksliga-Titels mit langer Meisterfeier sowie wichtiger Punkte der zweiten Tuttlinger SC-Mannschaft im Abstiegskampf der Kreisliga A lesen Sie in der Nachspielzeit.
Der VfL Mühlheim hat am Sonntag seine starke Saison gekrönt. Mit einem 3:0-Auswärtssieg bei der
SpVgg Bochingen sicherten sich die Ettenberg-Kicker bereits am 26. von 30 Spieltagen vorzeitig die Meisterschaft. Mit 66 Punkten können sie vom zweitplatzierten SC 04 Tuttlingen (52) nicht mehr eingeholt werden. Trainer Andreas Probst hat die Saison aber noch nicht abgehakt, will noch Bezirkspokalsieger werden und am Pfingst-Wochenende das Stetten-Turnier gewinnen. Als Schiedsrichter Manfred Buob aus Horb-Bittelbronn die Partie in Bochingen abgepfiffen hatte, kannte der Jubel der VfL-Spieler samt Betreuer und des Anhangs keine Grenzen. Die zweite Bezirksliga-Meisterschaft nach 2008 und der dritte Landesliga-Aufstieg (2012 über die Relegation) war perfekt. Zu den ersten Gratulanten gehörte der letztjährige Bezirksliga-Meister SV Seedorf. Die Seedorfer waren nach ihrer 0:1-Niederlage beim SV Tübingen direkt nach Bochingen gefahren und gratulierten den Mühlheimern persönlich. „Das war eine tolle Sache. Sie haben auch noch ein bisschen mitgefeiert“, sagte Probst. Der Liga-Konkurrent
SpVgg Schramberg drückte seine Gratulation unmittelbar nach der Partie mit einer Video-Botschaft aus. „Das war super und toll“, meinte der VfL-Trainer, der sich außerdem über eine schnelle Gratulation des BSV Schwenningen, SV Zimmern und VfB Bösingen freuen durfte.
Feier-Marathon
Anschließend gab es einen FeierMarathon. Auf der Heimfahrt wurde zunächst in Wurmlingen bei der Oma von Spieler David Schmid Halt gemacht, die die Spieler mit Backwaren und Flüssigem versorgte. Weiter ging es nach Nendingen, wo man für einige Zeit bei den Feierlichkeiten von A-Juniorentrainer Wolfgang
Kunz zugegen war. Der frühere langjährige VfL-Spieler und Kapitän feierte seinen 50. Geburtstag. Den Abschluss gab es dann im VfL-Sportheim auf dem Ettenberg in Mühlheim. Dort wurde die Nacht zum Tag gemacht, die Feier war selbst am Montagmorgen gegen 9 Uhr noch nicht zu Ende.
„Wir sind verdient Meister geworden“, sagte Andreas Probst am Montag mit heiserer Stimme. „Es war von den Jungs in Bochingen eine klasse Leistung. Schon vor dem vorhergehenden Spiel gegen Gosheim hat man bei den Spielern gesehen, dass sie richtig gebrannt haben. Die Mannschaft hat das Spiel in Bochingen kontrolliert, war gierig auf den Erfolg.“
Rückblickend auf den bisherigen Rundenverlauf sagte der Coach: „Der große Kader von 22 Spielern, die fast alle auf einem Niveau spielen, hat uns stark gemacht. Daher sind Ausfälle bei uns nicht ins Gewicht gefallen. Mir ist es oftmals schwer gefallen, Spielern zu sagen, sie spielen in der zweiten Mannschaft, der SG Fridingen/Mühlheim und nicht in der Bezirksliga-Mannschaft, denn jeder hätte es eigentlich verdient, in der ,Ersten´ zu spielen.“
Dritter, zweiter, erster Platz
Vor drei Jahren hat Andreas Probst mit seinem Co-Trainer Ingo Röhrer beim VfL Mühlheim angefangen. Nach einem dritten Platz folgte in der vergangenen Spielzeit der zweite Platz und jetzt die Meisterschaft. Eine kontinuierliche Steigerung. Dabei hat Probst bewusst großen Wert auf die Defensivarbeit gelegt: „Wir haben immer viele Tore geschossen, aber auch viele kassiert. Gerade im Hinblick auf die Landesliga ist eine stabile Abwehr wichtig.“Nach 50 beziehungsweise 34 Gegentoren haben die Mühlheimer in der bisherigen Saison nur 19 Gegentreffer hinnehmen müssen.
Allzu große Veränderungen für die kommende Saison in der Landesliga gibt es nicht. Nach den bereits feststehenden Zugängen von Markus Gerstner, Andreas Leibinger (beide SV Gosheim) und Michael Großmann (SV Wurmlingen, wir berichteten) hofft man noch auf die Zusage eines Spielers des wahrscheinlichen Oberliga-Meisters TSG Balingen. „Mehr Spieler werden nicht kommen, da zudem drei Talente aus der A-Jugend, die das hohe Tempo mitgehen können, zu den Aktiven wechseln“, sagte Probst. Nicht mehr planen kann er mit den Routiniers Florian Becker und Eugen Jahn, die nach dieser Saison ihre Karriere beenden.
Der Coach will die Spannung in der Mannschaft noch weiter hochhalten. „Wir wollen noch Pokalsieger werden und auch das StettenTurnier gewinnen“, ist sein Erfolgshunger noch nicht gestillt. Im PokalHalbfinale empfangen die Mühlheimer am Mittwoch den BezirksligaRivalen SV Villingendorf, das traditionelle Stetten-Turnier findet über Pfingsten in Stetten bei Haigerloch statt.
Wichtige Punkte für SC-Zweite
Dass beim für den Klassenerhalt wichtige Spiel der Fußball-Kreisliga A2 zwischen dem SC 04 Tuttlingen II und der SG Dürbheim/Mahlstetten (5:2) eher mehr als wenig Tore fallen würden, war trotz des knappen Hinspiel-1:0 für die Tuttlinger fast zu erwarten. Die Defensiv-Bilanz beider Teams mutet eher unterdurchschnittlich an. Erst einmal hieß es freilich gut zehn Minuten bis zum Start der nächsten „Torflut“warten. Schiedsrichter Ralf Frey aus Sigmaringen monierte, dass Gastgeber SC 04 gleichfarbige Stutzen wie die SG trug. Das ist nicht regelkonform, weil es dem Unparteiischen bei der Beurteilung von Zweikampfsituationen Probleme bereiten könnte. Die Tuttlinger wollten ursprünglich in roten Trikots auflaufen, das hätte sich aber mit der Spielkleidung der Gäste (rotweiß) gebissen. Die SC-Kicker wechselten deshalb zu blau-schwarz, ließen der Einfachheit halber aber die roten Stutzen dran. Es half nicht, sie mussten schließlich doch noch tauschen. Das Warten schien eher Dürbheim/Mahlstetten eingeschläfert zu haben, denn die Abwehr zeigte sich zunächst gar nicht richtig im Bilde. „Sie waren zu offensiv eingestellt, davon haben unsere schnellen Stürmer profitiert“, befand SCTrainer Rainer Schulz. Nach dem schnellen 2:0 allerdings habe man sich im eigenen Überschwang nicht mehr an die taktische Ordnung gehalten, „zu offensiv“weitergemacht und viele Fehlpässe produziert. Folge: schnelle Gästekonter vor allem über Tobias Licht, und der 2:2-Ausgleich binnen zwei Minuten. Doch prompt schlug der SC wieder zu. „Das 3:2 hat uns nach Dürbheims Hoch in die Karten gespielt, und in der Pause konnte ich dann die Mannschaft neu einstellen“, sagte Trainer Schulz. Das klappte, und von der SG Dürbheim/Mahlstetten war nach einigen Chancen in der Anfangsviertelstunde der zweiten Hälfte nicht mehr viel Produktives zu sehen. Nach dem 5:2 schien in Tuttlinger Überzahl eher noch ein weiterer SC-Treffer möglich.
„Offensiv überragend“
„Offensiv haben wir heute überragend gespielt“, lobte Coach Schulz seine Mannen – die mit dem Sieg dem jungen Torwart Marius Mößner einen gelungenen Einstand bei den Aktiven bescherten. Mößner, Ersatzkeeper bei den VerbandsstaffelA-Junioren, war am Mittwoch 18 Jahre alt geworden und enthob dem Trainer der Torwart-Nöte, die ihn bislang oft plagten. Der Keeper senkte den Alterschnitt deutlich, denn der reaktivierte AH-Spieler Michael
Braun war am Sonntag verhindert. Schulz will aber nicht ausschließen, dass der immer noch drahtige 51-Jährige ein weiteres Mal mitwirken wird. Zudem fehlte, weil gesperrt,
David Switalla; der noch ein weiteres Spiel zuschauen muss.
Der SC 04 Tuttlingen II ist jetzt zwar im Abstiegskampf noch nicht endgültig überm Berg, hat aber drei wichtige Punkte mehr auf dem Konto. „Wenn es mit dem Klassenerhalt klappt, kann der Verein stolz auf die Mannschaft sein. Immerhin haben ungefähr 70 Prozent der Spieler vor einem Jahr noch in der Kreisliga C gekickt“, lobt Schulz das nach großem Aderlass völlig neu formierte Team. Er hatte ja zahlreiche Spieler des Flüchtlingsteams, das er zur Meisterschaft in der Kreisliga C geführt hatte, in die zweite Mannschaft integriert.
Rote Karte zu „hart“
„Von uns nicht berauschend“, gestand Trainer Joachim Patzak von der SG Dürbheim/Mahlstetten unumwunden zu. „Mit Tuttlingens schnellen Spielern sind wir nicht zurechtgekommen“. Zudem habe ein Torwartfehler das 2:0 begünstigt. Nach der Pause sei es gegen die „jungen, spritzigen Kerle“des SC für die vergleichsweise deutlich ältere SGMannschaft immer schwieriger geworden, zumal schließlich in Unterzahl. Wobei Patzak die Rote Karte für
Julian Drössel als „hart“, zu hart, empfand. Der Schiri habe Drössel angelastet, seinen Gegenspieler mit beiden Händen geschubst zu haben und dies als Notbremse gewertet. Kurios übrigens, dass der SG-Kicker beim Foulelfmeter noch am Strafraum, also auf dem Feld, stand und erst danach schließlich den Platz verließ. Großzügiger als bei der Roten Karte reagierte Schiedsrichter Frey in einer anderen Szene: Er ließ, als Tuttlingens Anthony Nwaise im Mittelfeld den Ball mit ausgestrecktem Arm abblockte, ungeachtet aller SG-Proteste weiterspielen.
Für die SG Dürbheim/Mahlstetten bedeutete das 2:5 nach dem vorangegangenen Hoch mit vier Siegen nun die mittlerweile vierte Niederlage hintereinander. Und die zwei Nachholspiele haben es in sich, so die Partie am Mittwoch in Mahlstetten gegen Tabellenführer SV Bubsheim, bei der Patzak auf insgesamt gleich fünf Stammspieler verzichten muss.
Sieger zu Dürbheim/Mahlstetten
In ein arges Tief ist derweil auch Jochim Patzaks künftiger Verein geschlittert: der SV Wurmlingen, bei dem er für zunächst ein Jahr unterschrieben hat. Patzaks Nachfolger bei der SG Dürbheim/Mahlstetten wird im Sommer, das steht auch schon fest, Rainer Sieger aus Egesheim.