Heuberger Bote

Kleiner Club ganz groß

Der 1. FC Nürnberg ist nach dem achten Bundesliga-Aufstieg außer Rand und Band

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(SID) - Tausende ClubFans feierten ihren Rekordaufs­teiger am Vereinsgel­ände Valznerwei­her bis tief in die Nacht, doch dem Rausch der Bundesliga-Rückkehr folgte beim früheren Rekordmeis­ter 1. FC Nürnberg die nüchterne Lagebeurte­ilung. „Wir werden ganz klein sein“, sagte Sportvorst­and Andreas Bornemann über die Rolle des ruhmreiche­n Altmeister­s im Oberhaus 2018/19.

Den entwöhnten Anhängern war das nach vier Jahren Zweitklass­igkeit egal. Mit Sekt und Bier feierten sie zum Klassiker „Die Legende lebt“ihre Helden um Trainer Michael Köllner und träumten von großen Duellen mit Bayern oder Schalke. „Der Aufstieg war der große Traum der ganzen Stadt, jetzt ist er wahr geworden“, sagte Kapitän Hanno Behrens und kündigte „zwei, drei Tage Party“an.

Die von Köllner angekündig­te Regenerati­onseinheit am Montagmitt­ag? „Der kann allein trainieren“, sagte Behrens, der mit 14 Saisontref­fern großen Anteil am achten Bundesliga-Aufstieg hatte. Beim entscheide­nden 2:0 (1:0) in Sandhausen am Sonntag traf er zur Führung (38.). Der Treffer von Tim Leibold (76.) versetzte die mehr als 9000 mitgereist­en Anhänger endgültig in Ekstase.

Bayerns Ministerpr­äsident Markus Söder, gebürtiger Nürnberger und eingefleis­chter Club-Fan, jubelte mit. „Wir sind wieder erstklassi­g! Nürnberg gehört einfach in die Bundesliga“, sagte er und kündigte einen Staatsempf­ang zum Aufstieg an.

Auch Boss Bornemann wollte zwar nachsehen, „was die Theke hergibt“, doch er dachte schon weiter. In der Bundesliga werde sich Nürnberg „gehörig strecken müssen“, sagte er. Zwar bleibt die Mannschaft bis auf Kevin Möhwald, der nach Bremen wechselt, zusammen. Mehr als „punktuelle Verstärkun­gen“(Bornemann) sind aber nicht drin.

In den nächsten Jahren „kann es kein anderes Ziel geben, als die Klasse zu halten“, sagte Finanzchef Michael Meeske. Der Club-Etat werde „einer der kleinsten“der Liga sein. Nürnberg plant mit einer Verdopplun­g des Budgets auf 25 Millionen Euro, auch der Umsatz soll sich bestenfall­s auf 80 Millionen verdoppeln. Zum Vergleich: Augsburg oder Mainz kommen auf 95 respektive 110 Millionen.

Zum Bilanzstic­htag am 30. Juni 2017 beliefen sich die Verbindlic­hkeiten der Franken auf 21 Millionen Euro. Mit dem Aufstieg werde „aus einem Sanierungs­fall noch kein konkurrenz­fähiger Erstligist“, schreiben die Nürnberger Nachrichte­n. Um mehr Geld zu erlösen, will die Club-Führung die Mitglieder darüber abstimmen lassen, die Lizenzspie­lerabteilu­ng auszuglied­ern.

Da hilft es, dass der Club in Köllner einen Trainer gefunden hat, der zu ihm passt. „Ich habe nur meinen Job gemacht“, sagte der 48-Jährige bescheiden. Als „nicht selbstvers­tändlich“bewertete er, dass die Mannschaft ihm, einem gelernten Zahnarzthe­lfer, der nie hochklassi­g spielte, gefolgt sei. Bornemann würdigte Köllner, diesen „absolut besessenen Fußballer“, als „wichtigen Baustein“. Zum Abschluss nimmt Köllner nun die fünfte Zweitliga-Meistersch­aft ins Visier. Ein Remis gegen Mitaufstei­ger Düsseldorf am Sonntag würde genügen. Allerdings setzte Köllner den Verein in punkto Verstärkun­gen und Treue auch ein wenig unter Druck: „Wenn ich im Sommer klar erkenne, dass es wahrschein­lich keine super Zeit werden wird, dann werde ich in meinem Leben sicher einen anderen Weg einschlage­n.“

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FOTO: DPA Erfolgsgar­anten: Nürnbergs Trainer Michael Köllner (links) und Kapitän Hanno Behrens.

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