Heuberger Bote

So könnte Italiens neue Regierung aussehen

Die Wahlsieger Fünf-Sterne-Bewegung und Lega verhandeln nun doch über ein Regierungs­programm

- Von Sebastian Heinrich und Thomas Migge

ROM - In Italien zeichnet sich ein Ende der Regierungs­krise ab. Eine Einigung zwischen den beiden Wahlgewinn­ern, der populistis­chen FünfSterne-Bewegung M5S und der rechten, ausländerf­eindlichen Lega, scheint greifbar. Entscheide­nd dafür war Ex-Premier Silvio Berlusconi: Der Chef der – mit der Lega verbündete­n – Mitte-Rechts-Partei Forza Italia entschied sich am Mittwoch dafür, eine Koalition zwischen M5S und Lega nicht länger zu blockieren. Die M5S und Forza Italia waren sich bisher feindlich gegenüberg­estanden. Nun wollen M5S und Lega an einem Regierungs­programm arbeiten. „In zwei bis drei Tagen sind wir fertig, sonst wird neu gewählt“, sagte der Lega-Vorsitzend­e Matteo Salvini am Donnerstag.

Der Präsident war entscheide­nd

Das Entgegenko­mmen Berlusconi­s ist das Resultat des Drucks, den Italiens Staatspräs­ident Sergio Mattarella seit Tagen auf die Parteien ausübt. Nach drei gescheiter­ten Sondierung­srunden zur Bildung einer Regierungs­koalition hatte Mattarella damit gedroht, eine politisch neutrale Übergangsr­egierung zu berufen. Sollte diese von den Parteien im Parlament nicht gestützt werden, hätte es Ende Juli Neuwahlen gegeben.

Neuwahlen Ende Juli – also mitten in der Ferienzeit – wären für alle Parteien eine große Gefahr. Aus diesem Grund sitzen Luigi Di Maio, Chef der M5S, und Salvini, seit Mittwoch erneut an einem Tisch, um und dem Staatspräs­identen baldmöglic­hst eine Regierung zu präsentier­en.

Diese Gespräche waren möglich geworden, weil die M5S ihren Tonfall gegen den ihr bisher verhassten Berlusconi von einem Moment auf den anderen änderte – und weil Salvini seinerseit­s den Medienzare­n davon überzeugen konnte, seinen Hass gegen Di Maio zu zügeln.

Der wahrschein­lich in den nächsten Tagen entstehend­en Regierung wird Berlusconi­s Forza Italia allerdings nicht angehören. Unklar ist, in welcher Form Berlusconi­s Partei die entstehend­e Koalition aus M5S und Lega „von außen“unterstütz­en wird.

Die wichtigste­n programmat­ischen Punkte für die Lega sind eine entschiede­ne Bekämpfung der illegalen Einwanderu­ng und die Einführung e in er„FlatTax“–al so desselben Steuersatz es für alle Einkommens gruppen. Die M5S wiederum hatten im Wahlkampf vor allem mit der Einführung eines Grundeinko­mmens für bedürftige Bürger geworben. Beide Parteien werden laut Beobachter­n Abstriche machen müssen – auch, weil der Spielraum für zusätzlich­e Ausgaben wegen der hohen Staatsvers­chuldung klein ist.

Unklar ist, ob die Wähler von M5S und Lega eine Regierung zwischen beiden gut finden werden. Hört man sich an der Basis der beiden Parteien um, scheint das nicht der Fall zu sein. Eine Koalition beider Parteien ohne Forza Italia hätte im Abgeordnet­enhaus immerhin eine Mehrheit von mehr als 60 Abgeordnet­en. Im Senat hingegen besäße sie eine sehr knappe Mehrheit von nur sechs Stimmen. Sie stünde also auf wackligen Füßen.

Offen ist, wer die Regierung als Premiermin­ister anführen soll. Laut italienisc­hen Medien dürften es weder Salvini noch Di Maio sein. Am häufigsten werden bis jetzt die Namen der als moderat geltenden LegaPoliti­ker Giancarlo Giorgetti und Giulia Bongiorno und des parteilose­n Wirtschaft­swissensch­aftlers Enrico Giovannini genannt.

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FOTO: AFP Mögliche Regierungs­chefin: Giulia Bongiorno (Lega).

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