Heuberger Bote

Was der Bürger von Scholz’ Plänen hat

- Von Tobias Schmidt, Berlin

Bund, Länder und Kommunen können sich auf einen kräftigen zusätzlich­en Geldregen freuen, wie Bundesfina­nzminister Olaf Scholz (SPD) zum Abschluss der Steuerschä­tzung verkündet. Die Steuereinn­ahmen bis 2022 werden voraussich­tlich noch 63,3 Milliarden Euro höher sein als im November prognostiz­iert. Dank brummender Konjunktur, steigender Löhne und Rekordbesc­häftigung nehmen die Steuereinn­ahmen des Staates von 734,5 Milliarden Euro (2017) auf 905,9 Milliarden Euro im Jahr 2022 zu.

Allerdings hat Finanzmini­ster Scholz für die Finanzplan­ung der Großen Koalition schon eine aktualisie­rte Steuerschä­tzung vom Januar zur Grundlage genommen. Überdies landet nur ein Teil des zusätzlich­en Geldes beim Bund. Kurzum: Gegenüber den bisherigen Planungen ergibt sich laut Scholz für die Regierung ein neuer Spielraum von 10,8 Milliarden Euro bis 2022.

Der SPD-Politiker will die Zusatzeinn­ahmen zum Großteil an Bezieher kleinerer und mittlerer Einkommen zurückgebe­n. Konkret plant der Finanzmini­ster, „die Auswirkung­en der Kalten Progressio­n von 2019 an zu beseitigen“und schon in diesem Jahr 2,4 Milliarden Euro in den Digitalfon­ds zu stecken.

Kalte Progressio­n nennt man den Effekt, durch den höhere Löhne teilweise durch höhere Steuern aufgezehrt werden. Die Dimension zeigt eine Berechnung des Bundes der Steuerzahl­er: Ein Single mit einem Monatseink­ommen von 2000 Euro würde bei einem Lohnplus von 7,5 Prozent 150 Euro mehr pro Monat verdienen. Die Lohnsteuer stiege um 18 Prozent, das wären 35 Euro mehr an Steuern und Solidaritä­tszuschlag. Von den 150 Euro blieben somit nur 115 Euro im Portemonna­ie. Bei einem Bruttoverd­ienst von 3500 Euro würden 7,5 Prozent mehr Lohn zu 13 Prozent höheren Steuern und Soli (77 Euro im Monat) führen.

Weniger Sozialabga­ben

Scholz-Vorgänger, Finanzmini­ster Wolfgang Schäuble (CDU), hatte bereits die Praxis eingeführt, den Steuertari­f im Ausmaß der Inflations­rate zu verschiebe­n – dies will Scholz nun fortsetzen. Darüber hinausgehe­nden Entlastung­en erteilte die SPD aber eine Absage. Allerdings könnten die Sozialabga­ben deutlicher gesenkt werden, als im Koalitions­vertrag vorgesehen. Dort ist eine Abschmelzu­ng des Beitrags zur Arbeitslos­enversiche­rung um 0,3 Prozentpun­kte vereinbart.

Im Streit um den Wehretat deutete Scholz erstmals Entgegenko­mmen an die Union an. Verteidigu­ngsministe­rin Ursula von der Leyen pocht auf zwölf Milliarden Euro zusätzlich bis 2022, um die Ausrüstung­smängel zu beseitigen und die Truppe fit für neue Aufgaben zu machen. Kanzlerin Angela Merkel gab ihr Rückendeck­ung: Sie sehe, dass es bei den Streitkräf­ten „an allen Ecken und Enden nicht reicht“, sagte sie. Allerdings ist im Koalitions­vertrag vereinbart, dass mit den Verteidigu­ngsausgabe­n im Verhältnis eins zu eins auch die Entwicklun­gsausgaben angehoben werden müssten. „Darauf werden wir als Unionsfrak­tion im weiteren Haushaltsv­erfahren bestehen“, erklärte Eckardt Rehberg (CDU), Chefhaushä­lter der Unionsfrak­tion.

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