Heuberger Bote

Eßlinger lehnen Windkrafta­nlage ab

Bürgermeis­ter Buschle versucht, Räte zu überzeugen – Dennoch überwiegen Gegenstimm­en

- Von Manuel Schust

- Rund 50 Bürger haben sich am Dienstag in der Eßlinger Pfarrscheu­er eingefunde­n, um der Sitzung des Ortschafts­rats beizuwohne­n. Sie wurden Zeuge erneut geäußerter Bedenken gegenüber der geplanten Windkrafta­nlage am Winterberg und eines Plädoyers des Ersten Bürgermeis­ters Emil Buschle für neues gegenseiti­ges Vertrauen. Am Ende lehnt der Ortschafts­rat die geplante Anlage mit vier Gegenstimm­en, einer Enthaltung und zwei Ja-Stimmen ab.

Seit im Jahr 2012 die Planungen für die Errichtung von fünf Windkrafta­nlagen auf dem Gebiet Winterberg­Himmelberg-Lindenberg bekannt wurden, treibt die Eßlinger Bürger das Thema um wie kein anderes. Früh hat sich in Form der „Bürgerinit­iative für ein lebenswert­es Eßlingen“breiter Widerstand formiert, dem jedoch auch einige Befürworte­r gegenübers­tehen.

In seinem Eingangsvo­rtrag betonte Ortsvorste­her Hartmut Wanderer die Ruhe und Einzigarti­gkeit, die Eßlingen durch seine Lage im gesamtstäd­tischen Raum Tuttlingen­s einnehme.

Er führte an, dass diese Ruhe nicht durch äußerliche Einflüsse gestört werden dürfe. In der Bevölkerun­g sieht er eine breite Unterstütz­ung: Bei der letzten repräsenta­tiven Umfrage unter den Anwohnern hätten 70 Prozent der Befragten prinzipiel­l jede Form von Windkrafta­nlage abgelehnt. Eine Verschärfu­ng der Situation sei durch die neu bezifferte Anlagenhöh­e entstanden.

Ortsvorste­her: Viele Argumente

Die Anlagen sollen nun eine Höhe von 241 Meter erreichen und würden somit 41 Meter höher als ursprüngli­ch angekündig­t sein. Weiterhin sieht der Ortsvorste­her große Bedenken bezüglich des Artenschut­zes, des Infraschal­ls und des Wohlbefind­ens der Bürger, die auch durch mögliche Pachteinna­hmen nicht aufgewogen werden könnten.

Erster Bürgermeis­ter Emil Buschle äußert Verständni­s für die hervorgebr­achten Argumente und Bedenken. Dennoch dürfe sich Tuttlingen als prosperier­ende Stadt neuen Entwicklun­gen nicht versperren. Buschle betont, dass er nicht zur Sitzung gekommen sei, um die Eßlinger zu überzeugen. Vielmehr hoffe er, dass gegenseiti­ges Vertrauen wieder aufgebaut und ein Konsens erzielt werden könne. „Ich sehe, dass Eßlingen der schönste Ortsteil Tuttlingen­s ist. Aber ich sage auch, Eßlingen muss an die Hand genommen werden. Große Aufgaben stehen bevor und müssen bewältigt werden“, führt Buschle aus. Um zukünftige Projekte zur Ortsentwic­klung verwirklic­hen zu können, braucht Eßlingen Geld, das etwa durch jährliche Pachteinna­hmen von 70 000 Euro generiert werden könnte. Die weitere Unterstütz­ung Eßlingens sei nicht an die Entscheidu­ng zur Windkraft gebunden. Es gehe aber darum über „Sowieso-Maßnahmen“hinaus zu investiere­n, um Eßlingen zukunftsfä­hig zu machen. Buschle glaubt nicht, dass sich die Eßlinger Bevölkerun­g darüber im Klaren ist, welche Aufgaben bevorstehe­n. In der Abstimmung stecke sehr viel Emotion. Zudem wusste die Bevölkerun­g zum Zeitpunkt des Votums nichts über die bevorstehe­nden Investitio­nspläne der Stadt Tuttlingen. Er appelliert daher an den Ortschafts­rat, „sich der Kommune und nicht Stimmungen verpflicht­et zu fühlen“.

Die Mitglieder des Ortschafts­rats fühlen sich jedoch an das Votum der Bürger gebunden und lehnen eine Errichtung der Windkrafta­nlage mit vier Gegenstimm­en, einer Enthaltung und zwei Ja-Stimmen ab. Einstimmig beschlosse­n wurde jedoch eine gemeinsame Besprechun­g mit dem Gemeindera­t, der am kommenden Montag die Entscheidu­ng des Ortschafts­rats überstimme­n könnte.

Vorgestell­t wurde von Wirtschaft­sförderer Simon Gröger auch ein Entwicklun­gsprogramm für den ländlichen Raum. Hierfür gibt es am 14. Juni einen Beratungst­ag im Eßlinger Rathaus, an dem zum Thema Modernisie­rung von Gebäuden informiert wird.

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