„Wir haben uns bundesweit positioniert“
Donaubergland-Chef Walter Knittel: großer Aufwand für Premiumwanderwege
TUTTLINGEN - Die Donaufelsentour im Durchbruchstal zwischen Fridingen und Beuron gehört zu Deutschlands schönsten Wanderwegen. Er ist einer von fünf Premiumwanderwegen in der Region. Walter Knittel ist Geschäftsführer der Donaubergland GmbH. Er kümmert sich darum, die Wege über die Region hinaus bekannt zu machen und dass der Premiumstatus nicht verloren geht. Gränzbote-Volontär Sebastian Heilemann hat ihn gefragt, wer die Wege in Schuss hält und worauf es dabei ankommt.
Herr Knittel, wer kümmert sich eigentlich darum, dass die Wanderwege immer in einem guten Zustand sind?
Wir sind zuständig für Qualitätsund Premiumwanderwege. Dazu gehören zum Beispiel die fünf Donauwellen. Dabei unterstützen uns die Kommunen, zum Teil aber auch Firmen. Neben den zertifizierten Wegen gibt es aber noch rund 150 örtliche Wanderwege, für die die Gemeinden zuständig sind. In vielen Fällen organisieren die Kommunen die Pflege der Wege in Zusammenarbeit mit den Ortsgruppen der Wandervereine. Darüber hinaus gibt es noch die Vereinswanderwege, um die sich auch Alb- oder Schwarzwaldverein kümmern.
Was heißt das denn konkret?
Zum einen geht es darum, dass die Wegsicherheit gewährleistet ist. In Abstimmung mit dem Forst müssen wir beispielsweise darauf achten, dass durch umgefallene Bäume keine Gefahren für die Wanderer entstehen. Das wird auf regelmäßigen Rundgängen geprüft. Dabei schaut man sich auch an, ob zum Beispiel Treppenstufen ersetzt werden müssen, ob der Weg von überwachsenden Sträuchern freigeschnitten werden muss oder sogar ob schlammige Wegabschnitte trockengelegt werden müssen. Außerdem überprüfen wir den Zustand von Sitzbänken oder Grillstellen. Ein weiteres Thema ist die Beschilderung: Für die zertifizierten Wege gibt es ganz bestimmte Vorgaben. Die Markierungen müssen so sein, dass man den Weg auch ohne eine Karte wandern kann. Das ist insgesamt ein recht hoher Aufwand, um einen Weg auf Premiumniveau zu halten. Die Strecken müssen beispielsweise zu 35 Prozent auf naturbelassenen Wiesen oder Waldwegen verlaufen. Diese sind oft nicht befestigt und haben deshalb einen viel größeren Pflegebedarf. Nässe und Erosion sind hier viel stärker. Außerdem sollten die Wege möglichst viele Erlebnispunkte haben. Zum Beispiel Aussichten, die man aber regelmäßig freischneiden muss. Alle drei Jahre wird überprüft, ob der Weg noch der Zertifizierung entspricht. Da muss man permanent hinterher sein. Meine Kollegin Anita Schmidt hat dabei die Projektleitung; sie geht Wege auch selbst ab. Dabei gibt es vorgefertigte Erfassungsbögen, die dann auf dem Weg abgearbeitet werden.
Während der Arbeitszeit wandern. Das klingt ziemlich angenehm.
Klar! Das darf man aber nicht unterschätzen. Das ist eine sehr intensive Arbeit, bei der man sehr gewissenhaft sein muss und auch ein gewisses Maß an Sachverstand braucht. Das sogenannte Wegemanagement nimmt mittlerweile einen größeren Teil der Arbeitszeit von Frau Schmidt ein. So ein touristischer Wanderweg ist wie ein Spielplatz. Da müssen Sie auch permanent kontrollieren, ob alles in Ordnung ist.
Wie viel ist denn neben der Kontrolle auf den Wegen zu tun?
Das hängt sehr stark vom Witterungsverlauf ab. Nach großen Unwettern kann der Aufwand schon größer sein.
Wie viel Geld müssen Sie denn in ihre zertifizierten Wanderwege stecken?
Das sind 20 000 bis 30 000 Euro im Jahr, die wir in die Wegeunterhaltung stecken müssen. Sie fragen jetzt bestimmt gleich, ob sich das lohnt.
Lohnt sich das?
Ja, das tut es. Das ist ein Marketinginstrument, mit dem wir die Region bewerben. Damit ist es uns gelungen, uns bundesweit zu positionieren und unsere Region bekannter zu machen. Das hat einen enormen Effekt.
Es gibt zwar keine Zahlen, wie viele Wanderer auf den Wegen unterwegs sind, aber es fällt schon auf, dass mehr Menschen kommen. Wir bekommen Rückmeldung von unseren Gastronomen, die von deutlich höheren Einkehrzahlen berichten. Auch die Übernachtungszahlen in der Region sind gestiegen – auch wenn das natürlich auch noch andere Ursachen hat.
Das heißt in Zukunft wird es noch weitere Premiumwanderwege geben?
Ab der Wandersaison 2019 wird es erst mal einen neuen Premiumweg zwischen Böttingen und Mahlstetten geben. Attraktive Strecken zu finden, die den Kriterien entsprechen, ist gar nicht so einfach. Wir möchten ja möglichst wenige neue Wege herstellen, sondern die bestehenden Wege aufwerten. Uns geht es vor allem darum, ein paar gute Leuchttürme zu schaffen. Wir müssen keine 100 Wege zertifizieren – es gibt Regionen, die da einen anderen Weg gehen. Es ist nicht so, dass wir jedes Jahr einen neuen Weg finden wollen. Ein Ziel wäre vielleicht anstatt unserer fünf Donauwellen zehn zu haben. Wir wollen das möglichst sukzessive ausbauen.