Heuberger Bote

In seinem Wohnzimmer jubelt nur Stelian Moculescu

Früherer Häfler Coach holt 20. Meistertit­el – mit Berlin

- Von Filippo Cataldo und Giuseppe Torremante

- Vital Heynen musste dann doch noch schnell was klarstelle­n. „Ich habe auch 15 Meistertit­el gewonnen – nur nicht in Deutschlan­d“, sagte der Trainer des VfB Friedrichs­hafen wenige Minuten, nachdem er zum zweiten Mal den Volleyball­titel in Deutschlan­d durch das 0:3 (20:25, 17:25, 22:25) im fünften und letzten Spiel der Finalserie an die Berlin Recycling Volleys verloren hatte.

Während Heynen das sagte, warfen ein paar Meter weiter die Berliner Spieler den Mann in die Höhe, der soeben seine 86-Tage-Mission beim Hauptstadt­club mit dem größtmögli­chen Erfolg beendet und seine 20. Volleyball­meistersch­aft gewonnen hatte – in Deutschlan­d.

Es kommen noch Meistertit­el in Rumänien und Österreich dazu, Stelian Moculescu war ja nicht immer die prägende Figur des deutschen Volleyball­s, sondern hat sich auch in seiner ersten und Zwischendu­rchheimat verdient gemacht um seine Sportart. Doch das nur der Vollständi­gkeit halber.

„Haben ihre DNA entschlüss­elt“

Am meisten verdient gemacht hat sich Moculescu aber um den Volleyball am Bodensee, 13 seiner 20 Meistersch­aften gewann er in 19 gemeinsame­n Jahren mit dem VfB Friedrichs­hafen. Der wiederum hat 13 seiner 13 Meistersch­aften mit Moculescu gewonnen, wurde so zum Rekordmeis­ter. 2016 verabschie­dete sich Moculescu – recht unfreiwill­ig – in den vorzeitige­n und zwischenze­itlichen Ruhestand. Heynen übernahm.

„Er ist ein wirklich fantastisc­her Trainer“, hatte der Belgier erst vergangene­n Sonntag wieder festgestel­lt. Da hatten seine Häfler soeben Moculescus 68. Geburtstag verdorben und die Berliner in einem wahren Volleyball­thriller 3:2 geschlagen und die Finalserie ausgeglich­en.

Drei Tage später jubelten doch die anderen. „Wir konnten mit dem Druck nicht umgehen. Berlin hat verdient gewonnen“, sagte Heynen, der natürlich wusste, dass er auch ein wenig ausgecoach­t worden war von seinem Vorgänger. Vom ersten Ballwechse­l an waren die Berliner überlegen gewesen, spielten konzentrie­rter, griffen konsequent­er an, leisteten sich weniger Fehler in der Verteidigu­ng. Jeder lange Ballwechse­l, sonst die Spezialitä­t Friedrichs­hafens, ging an Berlin. Die Volleys schlugen die Häfler mit Heynen-Volleyball.

„Selten hat eine deutsche Mannschaft so gutes Volleyball gespielt wie heute. Die DNA hatten wir schon entschlüss­elt. Nun haben wir es geschafft. Wir waren ihnen immer einen Schritt voraus, wussten immer, was sie vorhaben“, sagte Moculescu, der sich einen kleinen Seitenhieb nicht verkneifen konnte. „Mein 20. Titel – ich wollte eine runde Zahl. Ich höre jetzt so auf, wie ich es mir gewünscht habe, und nicht wie vor zwei Jahren.“Eine Genugtuung sei der Titel für ihn aber nicht, „so einen Schmarrn fangen wir gar nicht erst an. Vielleicht erinnern sich die Leute, was ich hier geleistet habe“, so Moculescu und stellte klar: „Die ZFArena ist mein Wohnzimmer, und da gewinne nur ich.“

Sagte es und verabschie­dete sich in den Ruhestand. Diesmal wirklich. Oder?

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FOTO: DPA Höhenflug in altvertrau­ter Umgebung: Stelian Moculescu.

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