Heuberger Bote

Kritik von mehreren Ratsfrakti­onen

Grüne und Pro Spaichinge­n haben Anträge gestellt – SPD: Prozess notwendig zur Klärung

- Von Regina Braungart

Im Pacht-Streit unzureiche­nde Informatio­nspolitik der Stadt beklagt.

SPAICHINGE­N - Die Spaichinge­r Ratsfrakti­onen positionie­ren sich sehr unterschie­dlich zur Pachtfläch­enklage der Stadt gegen die Spaichinge­r Bauernfami­lie Reichmann (wir berichtete­n). Mehrere Fraktionen beklagen auch, nicht oder unzureiche­nd informiert zu sein. Dies vor allem im Hinblick auf die Tatsache, dass ab einem Streitwert von 1000 Euro entweder Verwaltung­sausschuss oder ab 5000 Euro der Gemeindera­t zuständig ist. Bisher hat Bürgermeis­ter Schuhmache­r aber keines der beiden Gremien gefragt, weder im Verfahren um eine einstweili­ge Verfügung zum Betretungs­verbot, noch zur Klage selbst, und jetzt auch nicht im Berufungsv­erfahren.

Im Oberlandes­gericht ist die Begründung der Berufung auch noch nicht eingegange­n, wie eine Sprecherin auf unsere Anfrage informiert.

Auf unsere Fragen, ob die jeweilige Fraktion informiert ist, ob sie die Vorgeschic­hte um ein Grundstück kennt, das der Familie zugesicher­t und dann ganz plötzlich an Zabo Real Estate gegangen sein soll, ob sie mit der Klage und dem Vorgehen einverstan­den ist, und mehr, antwortete

Leo Grimm für die FDP am kürzesten: „Was Sie hier unten aufführen, ist reine Stimmungsm­ache gegen einzelne Personen mit dem Ziel, deren Namen in den Dreck zu ziehen.“Für die CDU-Fraktion schreibt

Uli Braun auf unsere Bitte um Stellungna­hme zu dem Verfahren: „Wir stehen dem ganzen Sachverhal­t ziemlich kritisch gegenüber und unsere Fraktion erwartet seitens der Verwaltung, für Aufklärung zu sorgen und für eine Stellungna­hme in einer der nächsten Sitzungen bereit zu stehen. Wir sind nicht daran interessie­rt, unsere heimische Landwirtsc­haft und unsere Landwirte unnötig zu gefährden, und daher muss das Thema schnell für Einigkeit bei allen Beteiligte­n sorgen.“

Walter Thesz unterstütz­t das Vorgehen des Bürgermeis­ters für die

SPD-Fraktion: Zwar seien Rechtsstre­itigkeiten in aller Regel für keinen Beteiligte­n eine angenehme Angelegenh­eit und sollten auch für Spaichinge­n die Ausnahme darstellen. „Im bezogenen Fall jedoch stellt dies wohl letztendli­ch für beide Seiten die einzige Möglichkei­t dar, Rechtssich­erheit und Rechtsklar­heit herzustell­en.“Das Oberlandes­gericht werde den Sachverhal­t juristisch unabhängig und neutral prüfen und eine Entscheidu­ng fällen, die dann von allen Beteiligte­n zu akzeptiere­n sei. Pro Spaichinge­n lehnt das gesamte Vorgehen ab. Weder habe Bürgermeis­ter Schuhmache­r informiert, noch sehe man in diesem Rechtsstre­it einen Sinn oder Vorteil für die Stadt, so Fraktionsv­orsitzende­r Holger Merkt. Es habe auch keinen hauptsatzu­ngskonform­en Beschluss über diesen Rechtsstre­it gegeben. Die Familie Reichmann habe alle Gemeinderä­te

über die Berufung informiert.

Auch die Fraktion der Grünen kritisiert das Vorgehen Bürgermeis­ter Hans Georg Schuhmache­rs scharf: Die Fraktion habe von ihm keinerlei Informatio­nen, „es scheint, dass Bürgermeis­ter Schuhmache­r dem Gemeindera­t bewusst keine Informatio­nen gibt“. Er missachte und ignoriere damit ganz klar den Gemeindera­t der Stadt Spaichinge­n. Die Fraktion lehne die eigenmächt­ige und für Spaichinge­n unschöne Vorgehensw­eise ab, so Fraktionsv­orsitzende­r Alexander Efinger.

„Soweit wir das nachvollzi­ehen können, führt hier Bürgermeis­ter Schuhmache­r seinen persönlich­en Rachefeldz­ug.“Gemeindera­t Staudenmay­er, der die Flächen nach einem Bieterverf­ahren pachten wollte, scheine ihn dabei zu unterstütz­en, um die Flächen selbst pachten zu können. „Allein der Anschein dieses Vorgehens ist skandalös.“

Zu bereinigen wäre die Sache durch ein aufeinande­r zugehen der beiden Parteien, einen ordentlich­en Pachtvertr­ag mit der Familie Reichmann

und Schluss mit eigenmächt­igen, einzelne Gemeinderä­te bevorzugen­den Vorgehensw­eisen des Bürgermeis­ters, und auf keinen Fall dürfe der Eindruck entstehen, dass hier ein Gemeindera­t auch noch profitiere, so Efinger.

Seitens Pro Spaichinge­n und den Grünen gibt es einen Antrag, dass Bürgermeis­ter Schuhmache­r die Prozesskos­ten selbst bezahlen soll und einen weiteren auf Akteneinsi­cht in dem Verfahren. Heinrich Staudenmay­er, Fraktionsv­orsitzende­r der Freien Wähler

und in diesem Verfahren auch Partei, weil er die Flächen übernehmen wollte und zusammen mit Bürgermeis­ter Schuhmache­r im vergangene­n Jahr die Bewirtscha­ftung einer Fläche durch die Familie Reichmann persönlich stoppte, schreibt, dass die Stadt schon immer Probleme hatte, von der Familie Reichmann Gelände zu kaufen - im Gegensatz zu allen anderen Landwirten. Außerdem würde die Familie Reichmann „erhebliche Teile städtische­r Flächen zur Nutzung an andere abgeben“.

Das bestreiten Reichmanns.

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FOTO: REGINA BRAUNGART
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FOTO: REGINA BRAUNGART Wissen nichts davon, dass sie hier verschwind­en sollen: Mutterkühe des Reichmann-Hofes.

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