Heuberger Bote

Hera Linds Höhen und Tiefen

Die Bestseller-Autorin spricht im Konzerthau­s offen über Erfolge und herbe Niederlage­n

- Von Siegrid Bruch

– In bester Plauderlau­ne und mit selbstiron­ischem Augenzwink­ern ist die Bestseller-Autorin Hera Lind am Sonntagnac­hmittag im Trossinger Konzerthau­s zu Gast gewesen. Unter dem Motto „Zwischen Superweib und Schleuderg­ang, Verwechsel­jahren und Kuckucksne­st“erzählte sie die schönsten Geschichte­n aus ihren Romanen und ihrem Leben.

Über 20 Bestseller hat Hera Lind geschriebe­n, die in 17 Sprachen übersetzt sind, insgesamt 13 Millionen Bücher („Ein Mann für jede Tonart“, „Das Superweib“) verkauft. Viele ihrer Bestseller der unterhalte­nden Frauenlite­ratur wurden mit Starbesetz­ung verfilmt. Bekannt war sie auch als Moderatori­n von Talkshows im Fernsehen. Dabei hatte sie doch Theologie und Germanisti­k studiert, war 14 Jahre lang Mitglied des Kölner Rundfunkch­ores, hatte sich auch als Gesangs-Solistin einen Namen gemacht.

Mit ihrem richtigen Vornamen – sie ist als Herlind Wartenberg in Bielefeld-Sennestadt geboren – hatte sie es wirklich schwer, wie sie zu Beginn betonte. Locker auf dem Tisch sitzend, begann sie zu erzählen – dazwischen gab es sogar noch Gesangsein­lagen: Von ihrem Albtraum bei einem „Einsprung“als Sängerin, wie sie daraufhin ihren späteren Ehemann kennenlern­te, den Vater ihrer vier Kinder. Zufällig sei sie zum Schreiben gekommen bei ihrer ersten Schwangers­chaft – aus Langeweile, weil sie nicht Singen konnte – und so auf Anhieb einen Bestseller landete mit „Ein Mann für jede Tonart“. Sie berichtete von ihren Erfahrunge­n mit dem überfütter­ten Baby und der Babysitter­in „Frau Pupke“aus dem Sauerland.

Hera Lind beschrieb in kabarettre­ifen Szenen, mal auf Kölsch, mal in breitestem Schwäbisch, Personen und Begebenhei­ten aus ihren verfilmten Bestseller­n. Höhepunkt ihrer Karriere sei dann die Einladung von Bernd Eichinger zu einer Fernsehsho­w nach Hollywood gewesen, zu der sie mit ihrer gesamten Familie gereist war. Zwischendu­rch entdeckte sie im Publikum plötzlich Cornelia mit ihrem Mann, beide erkannte sie sofort, waren sie doch zusammen in Bielefeld-Sennestadt in die Schule gegangen.

Tiefschläg­e und Hilfe

Nach einer Kaffeepaus­e – es war ja schließlic­h Muttertag – wurde Hera Lind dann ernster. Sie berichtete von der Trennung vom langjährig­en Partner und Vater ihrer vier Kinder, von der medialen Schlammsch­lacht und der Folge: keine Verträge, keine Auftritte, Schulden durch falsche Investitio­nen. Sie erzählt von schwierige­n Jahren, die folgten.

So sprach sie auch über ihre Enttäuschu­ng, die Udo Jürgens ihr bereitet habe. Für ihn hatte sie das Musical „Ich war noch niemals in New York“geschriebe­n, das doch ihre Geschichte ist. Doch sie war Jürgens nicht mehr seriös genug. Danach war sie völlig fertig, ein Stuttgarte­r Fan rettete ihre Villa vor der Zwangsvers­teigerung, sie fing wieder an zu schreiben. Ihr sei danach nicht mehr nach lustigen Frauenroma­nen zumute gewesen, sie begann Tatsachenr­omane zu schreiben. Ihr erster war „Die Sehnsuchts­falle“, und der Erfolg kam zurück. Weitere Tatsachenr­omane folgten, wie zum Beispiel „Hinter den Türen“, der von traumatisi­erten Kindern handelt.

„Ich schreibe mit großer Freude weiter“, erklärt Hera Lind zum Abschluss des überaus unterhalts­amen Nachmittag­s in Trossingen und signiert noch ihre Bücher.

 ?? FOTO: SIEGRID BRUCH ?? Hera Lind zeigte sich locker und in Plauderlau­ne.
FOTO: SIEGRID BRUCH Hera Lind zeigte sich locker und in Plauderlau­ne.

Newspapers in German

Newspapers from Germany