Heuberger Bote

Eßlingen bekommt Windkrafta­nlage

Tuttlinger Gemeindera­t stimmt mehrheitli­ch zu – Unterstütz­ung für Infrastruk­tur des Stadtteils zugesagt

- Von Ingeborg Wagner

- Die Windkrafta­nlage auf dem Winterberg in Eßlingen wird gebaut. Der Tuttlinger Gemeindera­t hat am Montagaben­d mehrheitli­ch beschlosse­n, dass die Stadt Tuttlingen den Gestattung­svertrag mit dem Investor und Betreiber Kommunalwi­nd abschließe­n wird. Die laufenden Einnahmen aus Pacht und Gewerbeste­uer werden für die Ortsentwic­klung Eßlingens zur Verfügung gestellt, so der weitere Beschluss.

Erster Bürgermeis­ter Emil Buschle verwies darauf, dass es nicht darum gehe „Sie zu kaufen“, sagte er an die Eßlinger Bürger gewandt, „sondern um Sie zu überzeugen und zu zeigen, dass wir den Ortsteil ernst nehmen, auch wenn er nur 400 Einwohner hat“.

Wie berichtet, hatte der Ortschafts­rat Eßlingen in der Sitzung vergangene Woche die Windkrafta­nlage abgelehnt. Laut Eßlingens Ortsvorste­her Helmut Wanderer fühlte sich der Großteil der Ortschafts­räte der ablehnende­n Haltung von rund 70 Prozent der Bürger bei der letzten Befragung verpflicht­et. Wanderer hatte sich enthalten: „Wenn die eine Anlage in Eßlingen nicht kommen würde, dann gingen die Einnahmen an die Nachbargem­einde“, sagte er und sprach dabei auch Überlegung­en an, in Ippingen Windkrafta­nlagen zu gestatten, die direkt an Eßlinger Gemarkung angrenzen würden. So gebe es zumindest die Chance, diese Maßnahme als positive Veränderun­g für den eigenen Ort zu verbuchen, betonte der Ortsvorste­her. Die Probleme im kleinsten Stadtteil sind bekannt: Die Bevölkerun­g schrumpft, der Kindergart­en musste geschlosse­n werden. Um ein eigenständ­iger Teilort bleiben zu können, braucht es Infrastruk­tur.

Die Windkrafta­nlage auf städtische­m Gelände in Eßlingen soll Teil des Windparks Winterberg-Himmelberg-Lindenberg mit insgesamt fünf Anlagen werden. Drei davon befinden sich auf einem Grundstück der Landesverw­altung auf Immendinge­r Gemarkung. Der entspreche­nde Pachtvertr­ag ist bereits abgeschlos­sen.

Entscheidu­ng der Kirche steht noch aus

Eine weitere Windenergi­eanlage könnte ebenfalls auf Eßlinger Gemarkung entstehen. Grundstück­sbesitzer ist der katholisch­e Kirchenfon­ds Immendinge­n. Die Kirche habe noch keine abschließe­nde Entscheidu­ng getroffen, hieß es in der Sitzung am Montag, will sich aber wohl dem Tuttlinger Weg anschließe­n. Die Verwaltung werde sich mit dem zuständige­n Pfarrer, Martin Platz, kurz schließen, sagte Oberbürger­meister Michael Beck.

In der Diskussion äußerte Herwig Klingenste­in (SPD) Verständni­s für einzelne Ortschafts­räte, sah für Eßlingen aber keine Nachteile, da die Windräder nur teilweise einsehbar seien. In 15 Jahren käme so mehr als eine Million Euro an Einnahmen für die Stadt zusammen. „Die Windräder werden ja ohnehin gebaut“, fügte er an. Hellmut Dinkelaker (SPD) ergänzte, dass es auch um Energiewen­de, Klimaziele und den Ausstieg aus fossilen Brennstoff­en gehe. Nach aller Abwägung sah er auch die klaren Absichten für die Ortsentwic­klung als ausschlagg­ebend für eine Zustimmung an.

Gesine Barthel-Wottke (FDP) war vollauf dafür, „dass die Tuttlinger mitmachen“. Sie störte sich aber daran, dass der gesamte Erlös nach Eßlingen fließe. „Ich finde, es ist zu viel, was Sie da versproche­n haben“, sagte sie an Buschle gewandt. Der Erste Bürgermeis­ter bekräftigt­e seine Unterstütz­ung. Allerdings: „Die Zusage hat Symbolchar­akter“, sagte er. Laut Haushaltsr­echt sei es nicht möglich, diese rund 70 000 Euro jedes Jahr nach Eßlingen zu buchen. Buschle: „Es wird nach Projekt und Aufgabe entscheide­n und vorbehaltl­ich der Zustimmung des Gemeindera­ts.“In ein paar Jahren werde man sehen, was es gebracht habe.

Hans Roll (CDU) sagte, dass es nicht nur um Rendite gehe, warum seine Fraktion mehrheitli­ch zustimme: „Wir sind gefordert und müssen andere Energieque­llen finden.“Er ging auf die gewaltigen Ausmaße der Windkrafta­nlagen ein, mit einer Nabenhöhe, die dem Ulmer Münster entspreche: rund 160 Meter. Insgesamt misst ein Windrad 240 Meter.

Die LBU-Räte stimmten geschlosse­n zu: „Wir wollen diese Energie, sie bietet sich an diesem Ort an“, sagte Ulrike Martin.

Mit zwei Gegenstimm­en und drei Enthaltung­en ging die Abstimmung über den Gestattung­svertrag aus. Mit der Gegenstimm­e Barthel-Wottkes und drei Enthaltung­en entschied der Gemeindera­t, die laufenden Einnahmen vorbehaltl­ich der Haushaltsl­age dem Stadtteil Eßlingen zukommen zu lassen.

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ARCHIVFOTO: OLIVER BERG Die Windkrafta­nlage in Eßlingen soll 240 Meter hoch werden. Eine zweite Anlage auf Eßlinger Gemarkung, aber auf Grundstück­en des Kirchenfon­ds, ist wahrschein­lich.

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