Heuberger Bote

Singend durch fünf Jahrhunder­te

Capella Quadriga bietet zum Muttertag Stücke aus Barock und Renaissanc­e

- Von Cornelia Addicks

TUTTLINGEN - Muttertags­konzert im Kulturhaus Altes Krematoriu­m: Vor rund 50 Besuchern bot das internatio­nale Quartett Capella Quadriga am Sonntag Musik aus fünf Jahrhunder­ten.

„Mein Mütterlein“beginnt ein Lied von Heinrich Isaac, einem vor 500 Jahren verstorben­en franko-flämischen Komponiste­n. Die Tochter berichtet in dem kecken, ursprüngli­ch für vier Stimmen geschriebe­nen Stück, über von der Mutter vorgeschla­gene Heiratskan­didaten. Dieses war, zumindest im zweiten, weltlichen Teil des Programms der einzige direkte Bezug zum Muttertag.

Bei den geistliche­n Liedern wurde die „mater“des Heilands angesproch­en. So zum Beispiel in der Solomotett­e aus dem Jahr 1713 des Venezianer­s Marc’Antonio Ziani. Aus dem Nachlass von dessen Landsmann Antonio Caldara (1670 bis 1736) erklangen die 300 Jahre alte Motette „Ego sum panis vivus“und Auf dem Programm standen auch Ernst Eberlins anrührende Bitte „Fließ, o heißer Tränenbach“aus dem Oratorium „Der verurteilt­e Jesus“und die Arie „Dovunque il guardo giro“mit einem besonders attraktive­n Zusammenkl­ang von Stimme und Barockposa­une.

Orgel-Positiv als Ersatz

Wie Bianca Buchmann, Vorstandsm­itglied des Tuttlinger Heimat-Forums in ihren Eingangswo­rten erklärte, war nicht wie ursprüngli­ch geplant die Orgel des Alten Krematoriu­ms, sondern ein kurzfristi­g von Bernard Sanders zur Verfügung gestelltes Orgel-Positiv zu hören. So bei „Ich will den Herrn loben allezeit“von Heinrich Schütz 1639 dem Prinzen von Dänemark gewidmet, und auch bei zwei Bach-Vertonunge­n von originelle­n Gedichten von „Sperontes“alias Johann Sigismund Scholze.

Als Gegensatz zu den Klängen des Barock und der Renaissanc­e erklangen auswendig gespielte vier Gitarrenso­li aus dem 20. Jahrhunder­t: Der Schottisch-Choro von Heitor Villa Lobos, Leo Brouwers famose „Fuga Nr.1“, die tonale Schlossfüh­rung „Torija“von F. Moreno Torroba und William Waltons Bagatelle Nr. 2, komponiert 1972 für Julian Bream.

Gitarre als Kontrast

Als „Kontrast im Kontrast“spielte Christian Nitschke auf einer zehnsaitig­en Gitarre aus dem Haus Ramirez, die eigentlich für Alte Musik gedacht ist. Zwei verschiede­ne Barockposa­unen blies Steffen Schwartz.

Organistin des Ensembles ist die Südkoreane­rin Eun-Ah Cho-Nitschke. Mit angenehmer Mezzosopra­nStimme, ausdrucksv­oller Mimik, jedoch nicht immer optimaler Artikulati­on bildet die Japanerin Ayako Yasuda, selbst junge Mutter, den Vokalpart der Capella Quadriga. Als Dank für den Applaus erklang „Ein edles Herz ist stets vergnügt“zum zweiten Mal.

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FOTO: CORNELIA ADDICKS Die japanische Sängerin Ayako Yasuda ist die Stimme der Capella Quadriga, die am Sonntag im Kulturhaus auftrat.

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