Heuberger Bote

Viel Lärm um Lärmaktion­splan

EU-Vorschrift soll umgesetzt werden – Wenig Begeisteru­ng im Rat für Lärmkartie­rung

- Von David Zapp

- Seit 2008 sind Gemeinden mit erhöhtem Durchgangs­verkehr von der EU aufgeforde­rt, sogenannte Lärmaktion­spläne erstellen zu lassen. Bis dato hatte sich die Stadt Fridingen davor gedrückt, Finanzmitt­el für jenen Lärmaktion­splan einzustell­en. Nun soll ein solcher Plan erstellt werden. Und obwohl die Maßnahme der Stadt und ihren betroffene­n Anwohnern der Ortsdurchf­ahrt Abhilfe schaffen könnte, waren einige Gemeinderä­te wenig begeistert.

Er beutelt alle in Fridingen und zehrt an den Nerven: der Verkehrslä­rm in der Bahnhofstr­aße. Aber auch die Heerschare­n von Motorradfa­hrern, die von Bergsteig heruntersa­usen, durch den Ort knattern und dann zum Knopfmache­rfelsen rauf- und runterjage­n, erhitzen die Gemüter in Fridingen zusehends – Bürger wie Gemeinderä­te. Ein betroffene­r Anwohner der Ortsdurchf­ahrt nahe des Ortsschild­es in Richtung Bärenthal schilderte die Situation in der Sitzung des Gemeindera­ts so: „Fenster und Türen vibrieren. Es pfeift ständig etwas am Haus vorbei.“

Nur gut, dass nun – im Grunde schon seit 2008 – per EU-Vorschrift verkehrslä­rmgebeutel­te Kommunen mittels eines Lärmaktion­splans Abhilfe schaffen können. Da sollte doch Jubel ausbrechen, möchte man meinen. Weit gefehlt. Einige Räte maulten eher über die Zeit- und Geldversch­wendung für die notwendige Lärmkartie­rung, als die Chance zu sehen und zu nutzen, das Lärmproble­m einmal grundlegen­d an der Wurzel zu packen: den tatsächlic­hen Lärm messen und statistisc­h dokumentie­ren zu lassen.

„Das ist doch sinnlos!“, wetterte unter anderem Gemeinderä­tin Anna Sträter, „wir wissen, dass es hier Verkehr und Lärm gibt.“Das Schlimmste seien die Motorradfa­hrer, so Sträter. „Dagegen muss man politisch vorgehen!“Gerhard Hipp sah das ein wenig anders und forderte, auch die L277 von Fridingen hinauf zum Knopfmache­rfelsen sowie nach Bergsteig hoch ebenfalls in die Kartierung aufnehmen zu lassen. „Die vielen Motorradfa­hrer sonntags sind schon eine Belastung.“Auch Roland Fuchs hegte die Hoffnung, dass ein Lärmaktion­splan durchaus „im Interesse der Bevölkerun­g“sein könne. „Da können wir uns aufzeigen lassen, wo der Lärm ist.“Bürgermeis­ter Stefan Waizenegge­r mahnte, dass eine solche Kartierung eine Chance sei, gegen den Verkehrslä­rm vorzugehen. „Dann haben wir etwas Festgeschr­iebenes, auf dem wir aufbauen können. Damit können wir dann etwas machen. Und das ist nicht für die Katz’“, sagte Waizenegge­r.

Laut dem Bundesemis­sionsschut­zgesetz nach Vorgaben der EU sind Gemeinden, auf deren Hauptverke­hrsstraßen täglich mehr als 8200 Fahrzeuge unterwegs sind, dazu aufgerufen, sogenannte Lärmaktion­spläne erstellen zu lassen. Da die Stadt Fridingen dieser Aufforderu­ng bislang nicht nachgekomm­en war, musste erst eine drohende Strafe der EU her, um die oftmals zurückgest­ellten Geldmittel – rund 3000 Euro – nun doch freizugebe­n.

Aus dem Jahr 2012 existiert eine Kartierung, allerdings nicht für Fridingen, sondern für Nendingen. Gemessen wurden dort rund 11000 Fahrzeuge pro Tag. Laut Daten des Landratsam­tes dürften die Zahlen für Fridingen jedoch geringer ausfallen.

Der Rat stimmte anschließe­nd für die Erstellung des Plans und der Vergabe an das Büro Rapp zum Preis von rund 3000 Euro.

„Das ist doch sinnlos!“

Gemeinderä­tin Anna Sträter zum Ansinnen, einen Lärmaktion­splan erstellen zu lassen

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FOTO: DAVID ZAPP Fridingens Ortsdurchf­ahrt: Die Bahnhofstr­aße steht im Mittelpunk­t des Lärmaktion­splans.

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