Viel Lärm um Lärmaktionsplan
EU-Vorschrift soll umgesetzt werden – Wenig Begeisterung im Rat für Lärmkartierung
- Seit 2008 sind Gemeinden mit erhöhtem Durchgangsverkehr von der EU aufgefordert, sogenannte Lärmaktionspläne erstellen zu lassen. Bis dato hatte sich die Stadt Fridingen davor gedrückt, Finanzmittel für jenen Lärmaktionsplan einzustellen. Nun soll ein solcher Plan erstellt werden. Und obwohl die Maßnahme der Stadt und ihren betroffenen Anwohnern der Ortsdurchfahrt Abhilfe schaffen könnte, waren einige Gemeinderäte wenig begeistert.
Er beutelt alle in Fridingen und zehrt an den Nerven: der Verkehrslärm in der Bahnhofstraße. Aber auch die Heerscharen von Motorradfahrern, die von Bergsteig heruntersausen, durch den Ort knattern und dann zum Knopfmacherfelsen rauf- und runterjagen, erhitzen die Gemüter in Fridingen zusehends – Bürger wie Gemeinderäte. Ein betroffener Anwohner der Ortsdurchfahrt nahe des Ortsschildes in Richtung Bärenthal schilderte die Situation in der Sitzung des Gemeinderats so: „Fenster und Türen vibrieren. Es pfeift ständig etwas am Haus vorbei.“
Nur gut, dass nun – im Grunde schon seit 2008 – per EU-Vorschrift verkehrslärmgebeutelte Kommunen mittels eines Lärmaktionsplans Abhilfe schaffen können. Da sollte doch Jubel ausbrechen, möchte man meinen. Weit gefehlt. Einige Räte maulten eher über die Zeit- und Geldverschwendung für die notwendige Lärmkartierung, als die Chance zu sehen und zu nutzen, das Lärmproblem einmal grundlegend an der Wurzel zu packen: den tatsächlichen Lärm messen und statistisch dokumentieren zu lassen.
„Das ist doch sinnlos!“, wetterte unter anderem Gemeinderätin Anna Sträter, „wir wissen, dass es hier Verkehr und Lärm gibt.“Das Schlimmste seien die Motorradfahrer, so Sträter. „Dagegen muss man politisch vorgehen!“Gerhard Hipp sah das ein wenig anders und forderte, auch die L277 von Fridingen hinauf zum Knopfmacherfelsen sowie nach Bergsteig hoch ebenfalls in die Kartierung aufnehmen zu lassen. „Die vielen Motorradfahrer sonntags sind schon eine Belastung.“Auch Roland Fuchs hegte die Hoffnung, dass ein Lärmaktionsplan durchaus „im Interesse der Bevölkerung“sein könne. „Da können wir uns aufzeigen lassen, wo der Lärm ist.“Bürgermeister Stefan Waizenegger mahnte, dass eine solche Kartierung eine Chance sei, gegen den Verkehrslärm vorzugehen. „Dann haben wir etwas Festgeschriebenes, auf dem wir aufbauen können. Damit können wir dann etwas machen. Und das ist nicht für die Katz’“, sagte Waizenegger.
Laut dem Bundesemissionsschutzgesetz nach Vorgaben der EU sind Gemeinden, auf deren Hauptverkehrsstraßen täglich mehr als 8200 Fahrzeuge unterwegs sind, dazu aufgerufen, sogenannte Lärmaktionspläne erstellen zu lassen. Da die Stadt Fridingen dieser Aufforderung bislang nicht nachgekommen war, musste erst eine drohende Strafe der EU her, um die oftmals zurückgestellten Geldmittel – rund 3000 Euro – nun doch freizugeben.
Aus dem Jahr 2012 existiert eine Kartierung, allerdings nicht für Fridingen, sondern für Nendingen. Gemessen wurden dort rund 11000 Fahrzeuge pro Tag. Laut Daten des Landratsamtes dürften die Zahlen für Fridingen jedoch geringer ausfallen.
Der Rat stimmte anschließend für die Erstellung des Plans und der Vergabe an das Büro Rapp zum Preis von rund 3000 Euro.
„Das ist doch sinnlos!“
Gemeinderätin Anna Sträter zum Ansinnen, einen Lärmaktionsplan erstellen zu lassen