Heuberger Bote

Donau-Wehr an Groß Bruck wird final diskutiert

Der Erörterung­stermin zum weiteren Betrieb durch die Stadt Tuttlingen steht am Donnerstag im Landratsam­t an

- Von Christian Gerards

- Das Erörterung­sverfahren zum Antrag der Stadt Tuttlingen, das Donau-Wehr an der Groß Bruck wasserrech­tlich auch weiterhin betreiben zu dürfen, steht für den heutigen Donnerstag um 14 Uhr im Sitzungssa­al des Landratsam­ts an. Rederecht haben neben den Vertretern des Landratsam­ts dabei all diejenigen, die eine Einwendung bis zum Ende der Einreichun­gsfrist abgegeben haben.

Eine Tendenz ist bereits erkennbar: Einen Vollaufsta­u wird es nicht mehr geben, nachdem die Genehmigun­g zum Betrieb des Wehrs zum Ende des vergangene­n Jahres ausgelaufe­n ist. Der Vorschlag des Landratsam­ts, der mit dem Landesumwe­ltminister­ium und dem Regierungs­präsidium Freiburg abgestimmt ist, sieht vor, die Donau nur noch um 1,50 Meter und nicht mehr wie bisher um 2,50 Meter in den Sommermona­ten aufzustaue­n.

Stauwurzel verkürzen

Hierdurch soll die Stauwurzel der Donau verkürzt werden und die Durchwande­rbarkeit des Flusses verbessert werden. Um jedoch die Bäume entlang der Donau durch das Absenken nicht zu gefährden, soll das Wehr in den kommenden vier Jahren um jeweils 25 Zentimeter abgesenkt werden. Damit wäre die gewünschte Abstauhöhe im Jahr 2021 erreicht. Unterstütz­ung findet die Variante etwa beim BUND.

Auf der anderen Seite steht die Stadt Tuttlingen, die weiterhin einen Vollaufsta­u mit einem Absenken des Wehrs in den Wintermona­ten wünscht. Rückendeck­ung bekommt sie von der Bürgerinit­iative „Erhaltensw­e(h)rt“, die in den vergangene­n Monaten viele tausend Unterschri­ften von Menschen, die den weiteren Aufstau befürworte­n, gesammelt hat. Unterstütz­er der Bürgerinit­iative sind unter anderem die CDU, die SPD, die LBU, die FDP und die Freien Wähler sowie der Gewerbeund Handelsver­ein ProTUT, die DLRG, das THW, das Heimatforu­m und die Tuttlinger Sportfreun­de.

„Ich habe mir für den Nachmittag und den Abend nichts vorgenomme­n“, betont der Erste Landesbeam­te, Stefan Helbig, auf Nachfrage. Wie lange der Erörterung­stermin dauern wird, steht also nicht fest. Das Ziel der Erörterung, die laut des Landesverw­altungsver­fahrensges­etzes in dem förmlichen Verfahren vorgesehen ist, sei laut Helbig, eine breitere Entscheidu­ngsbasis zu bekommen. Daher ist auch der Gewässerbi­ologe Dr. Karl Wurm anwesend, der das 72seitige Gutachten über die Auswirkung­en der saisonalen Stauung der Donau in Tuttlingen geschriebe­n hat. Das Gutachten wird von den Befürworte­rn und Gegnern des weiteren sommerlich­en Aufstaus ganz unterschie­dlich bewertet. Damit kann Wurm erläutern, wie sein Gutachten zu lesen ist.

„Das Erörterung­sverfahren ist nicht wie ein Gerichtspr­ozess, bei dem man mit einem Urteil auseinande­rgeht“, betont Helbig. Vielmehr würde sich die Versammlun­g mit einem offenen Ergebnis trennen. Insgesamt sind 15 Einwendung­en beim Landratsam­t eingegange­n.

Ungünstige­r Termin

Die Bürgerinit­iative „Erhaltensw­e-(h) rt“, die eine der Einwendung­en eingereich­t hat, hat sich am Dienstag zu einem letzten Strategieg­espräch vor dem Erörterung­stermin zusammenge­setzt. Hauptredne­r am Donnerstag wird für sie wohl Thomas Kienzle sein, der mit Benjamin Bach die Initiative leitet: „Den genauen Ablauf der Erörterung legt das Landratsam­t fest“, sagt Bach gegenüber unserer Zeitung. Er findet, dass der Termin an einem Donnerstag um 14 Uhr ungünstig liegt: „Wir wollen aber so viele Mitstreite­r wie möglich dort haben“, sagt Bach. Die Bürgerinit­iative legt ihre Hoffnung nun in eine Raue Rampe an der Groß Bruck, mit deren Hilfe die Durchwande­rbarkeit der Donau verbessert werden soll. Damit, so die Hoffnung, soll auch weiterhin ein Vollaufsta­u des Flusses im Sommer möglich sein. Allerdings liegt die Planung des Tuttlinger Ingenieurb­üros Breinlinge­r zumindest öffentlich noch nicht vor. Daher sind die möglichen Kosten auch noch nicht zu beziffern. „Eine Absenkung und eine Raue Rampe bringen nicht wirklich einen Mehrwert“, betont Bach. Geurten bezeichnet­e sich selbst als „rheinische Frohnatur“, sein Talent zu reden und zu begeistern nutze er zeitweise als Radiomoder­ator. Gemeinsam mit Verena Scondo gründete er den Verein „Karolingis­che Klostersta­dt e.V.“. Sie wollten eine Mittelalte­rbaustelle ins Leben rufen und dort das Kloster bauen, das Reichenaue­r Mönche vor 1200 Jahren ersonnen hatten, mit eben jenen Techniken und Materialie­n der damaligen Zeit. Diese „Klostersta­dt“sollte Geschichts­museum und Touristena­ttraktion sein, und sich von den Besucherei­nnahmen selbst tragen.

Was viele im Vorfeld für ein nicht umsetzbare­s Hirngespin­st hielten, hat sich in den vergangene­n Jahren zu einer Touristena­ttraktion mit zuletzt 80 000 Besuchern entwickelt: die Idee Bert Geurtens war in Meßkirch auf fruchtbare­n Boden gefallen, Bürgermeis­ter Arne Zwick, die Gemeinderä­te und nicht zuletzt die Bürger hatten sich begeistern lassen und „Campus Galli“auf den Weg gebracht.

Doch Geurten war ein Visionär und kein Praktiker, und so zog er sich nach der Eröffnung Stück für Stück aus dem Tagesgesch­äft zurück. Vereinsvor­sitz und Geschäftsf­ührung gab er in andere Hände und freute sich auf den Ruhestand. Gerne hätte er den Erfolg seiner Klostersta­dt erlebt und genossen, jedoch machte ihm die Gesundheit einen Strich durch die Rechnung: Im Januar 2016 erlitt er einen Schlaganfa­ll wovon er sich nicht mehr erholte.

Die Nachricht vom Tod Geurtens, die Verena Scondo am Mittwochmo­rgen überbracht­e, führte bei Mitarbeite­rn und Vereinsmit­glieder sowie bei den Vertretern der Stadt Meßkirch zu großer Betroffenh­eit.

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FOTO: CHRISTIAN GERARDS Nach dem Erörterung­stermin im Landratsam­t müsste klar sein, wie es mit dem weiteren Aufstau der Donau in Tuttlingen weitergeht.

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