Das wichtigste Gebäude im Hof
Im Freilichtmuseum haben einen Tag lang die Mühlen im Mittelpunkt gestanden
- Auf große Resonanz ist am Pfingstmontag einmal mehr der Mühlentag im Freilichtmuseum Neuhausen ob Eck gestoßen. Von den anschaulichen Vorträgen der beiden Museumsmitarbeiter Christian Pierstorff und Elmar Fritz waren über 1100 kleine und große Museumsbesucher begeistert.
Beim Begriff „Mühle“dachte so mancher Besucher an volkstümliches Liedgut wie „Es klappert die Mühle“, aber auch an ein geflügeltes Wort wie „etwas auf dem Kerbholz haben“. „Früher“, so Christian Pierstorff, „waren die einzelnen Dörfer und Gemeinden verschiedenen Mühlen zugeordnet, wo sie ihr Korn mahlen lassen durften“. Nach der Aufhebung des Mühlenbanns im Jahre 1767 wurde die Hausmühle vom Heilbronner Hof gebaut. Die Mühle war eines der ersten Gebäude, die im Freilichtmuseum aufgebaut wurde. Trotz ihres Alters von 251 Jahren ist sie immer noch voll funktionstüchtig.
Müller sind angesehene Leute
Voraussetzung für den Betrieb einer Mühle war natürlich, dass auf dem Grundstück eigenes Wasser floss. Der Mühlenbesitzer sei immer ein angesehener Mann gewesen und habe im Luxus gelebt, wusste der Mühlenführer zu berichten. Einmal im Monat wurde aus dem Korn das Mehl gemahlen und Brotlaibe mit bis zu acht Kilogramm Gewicht gebacken.
Die Mühle war für das Hofleben neben der Speicherkammer das wichtigste Gebäude. Es wurde weit ab vom Haupthaus gebaut, damit bei einem Brand die Mühle durch Funkenflug nicht in Mitleidenschaft gezogen wurde. Das lange Hanfseil vom Haus zur Mühle haben die Kinder damals im Winter als Schlepptau benutzt und so entstand der erste Schlepplift im Schwarzwald.
Mit diesen Hausmühlen wurde nicht nur das Korn für den eigenen Bedarf gemahlen. Sie trieben gleichzeitig noch die Futterschneidmaschine und Dreschmaschine an, so dass sie eine technische Erleichterung für die Bauern bedeutete. Der „Kleiekotzer“, bekannt aus Max und Moritz, wurde von den Müllern mit einer Fratze verziert, um die Mühlengeister abzuschrecken.
Ein knochenharter Job
Dann ging die Führung hinauf, am Wasserrad vorbei, zum noch älteren Sägewerk. Auch das Sägewerk wird mit einem Mühlrad mit einem Durchmesser von fünf Metern und 40 Kammern angetrieben. Früher war die Arbeit in der Sägerei ein knochenharter Job, denn die schweren Baumstämme mussten mit Muskelkraft und Seilwinde auf den Sägebock gezogen und gehievt werden, erklärte Elmar Fritz.
Von der Technik der Säge, aber auch von allem drum herum sehr fasziniert und angetan waren die Besucher. Mit lautem Getöse bahnte sich das Sägeblatt der Gattersäge, eine Hochgangsäge, seinen Weg durch den Baumstamm. Gespannt schauten die Besucher zu, wie aus einem Baumstamm Bretter gesägt wurden.
Währen die Erwachsenen sich vor allem für die Technik interessierten, lauschten die Kinder der Märchenerzählerin Sigrid Maute, die in der Stube im Haldenhof Märchen wie „Der arme Müllerbursche und das Kätzchen“oder „Die Prinzessin, die immer das letzte Wort haben muss“erzählte.