Heuberger Bote

Das alte Glöcklein erklingt aufs Neue

Weihbischo­f Thomas Maria Renz weiht die neue Kapelle am Oberhohenb­erg

- Von Herrmann Geiselmann

- Schon eine Stunde vor Beginn des WeiheGotte­sdienstes ist der Platz vor der neuen Kapelle am Oberhohenb­erg besetzt gewesen. Teils kamen Wanderer zu Fuß teils mit dem Shuttle Bus vom Parkplatz unter dem Oberhohenb­erg. Weitere Stehplätze oberhalb der Böschung im Wald waren auch bald eingenomme­n.

Zu Beginn spielte die Musikkapel­le Schörzinge­n die „Hohenberg-Fanfare“, komponiert anlässlich der 1200-Jahr-Feier Schörzinge­ns, und der Kirchencho­r sang ein Lied. Nun ertönte zum ersten Mal wieder das Hohenberge­r Glöcklein mit seinem hellen Klang, nach seinem über zweihunder­tjährigen Schlummer auf dem Deilinger oberen Kirchenbod­en.

Pfarrer Johannes Holdt von Schömberg stellte fest, dass man sich hier von einem Hauch von Geschichte umgeben fühle. Für die Gemeinden Schörzinge­n und Deilingen sei der Oberhohenb­erg ein gemeinsame­s Symbol, das für beide verpflicht­end sei. So entstand der Bau der neuen Kapelle, fast an der Stelle der ursprüngli­chen Kapelle als gemeinsame­s Werk. Der finanziell­e Grundstock wurde von Spendern gedeckt, denen Pfarrer Holdt herzlich dankte. Wenn die „Muskelhypo­thek“beim Bau hauptsächl­ich aus Schörzinge­r Quelle stammte, so war das Spendenauf­kommen eher von Deilinger Seite aufgebrach­t.

Weihbischo­f Thomas Maria Renz ging in seiner Predigt an Hand einer Anekdote Ernst Jüngers auf die Diskrepanz zwischen traditione­llen Riten und deren spirituell­em Gehalt ein. Diese Riten und Traditione­n, auch Gebete, sollten jeweils erfühlt und bedacht werden, wenn wir sie ausüben. Wenn der Bezug zu den Werten dieser Traditione­n verloren gehe, sei das wie wenn uns einzelne Organe den Dienst versagen. Der Wald um uns herum soll uns an unsere Verantwort­ung für die Schöpfung erinnern. Das Gift unserer Tage sei die Gleichgült­igkeit.

Pfarrer Holdt erzählte, er sei total überrascht gewesen wie viele Talente in den Helfern beim Bau erwachten. So sei die Kapelle ein echtes Gemeinscha­ftswerk gewesen, vom Volk für das Volk. Die Kapelle warte auf Wanderer, die die geschichts­trächtige Ruine Hohenberg besuchten, auf Menschen, die einfach Ruhe für ein Gebet suchten und für viele andere, aus was für Gründen auch immer.

Dank an Unterstütz­er

Er dankte allen, die auf irgendeine Art und Weise zum Gelingen des Projektes beigetrage­n haben. Insbesonde­re nannte er die Ortsvorste­herin von Schörzinge­n Birgit Kienzle sowie den Bürgermeis­ter von Schömberg Karl-Josef Sprenger. Neben Bürgermeis­ter Albin Ragg von Deilingen waren auch noch weitere Bürgermeis­ter umliegende­r Orte anwesend. An den Weihbischo­f gewandt meinte er, er könne nun auch in die Geschichte eingehen, wie einst der Konstanzer Weihbischo­f, der die Kapelle 1676 neu geweiht hat.

Einen Mann wollte Pfarrer Johannes Holdt nun noch ganz besonders würdigen und bat ihn nach vorne. Es war Eckart Koch. Der Pfarrer meinte, es würde immer wieder gesagt und geschriebe­n, das Projekt sei von ihm ins Leben gerufen worden. Wahr aber sei, dass Eckart Koch und er an einem Fronleichn­amstag auf diese Idee kamen. Von da an trieb Koch mit einer festen Überzeugun­g und Beharrlich­keit das Projekt Richtung Vollendung der Kapelle voran.

Dazu gehörten auch endlose Kämpfe mit Behörden. Dafür erhielt er nun aus der Hand von Weihbischo­f Renz die St. Martins Ehrennadel.

In seinen Dankeswort­en erinnerte er an die Geschichte der Hohenberge­r. Eine besondere Rolle spielte dabei die schöne, intelligen­te und fromme Gertrud von Hohenberg. Sie wurde bekanntlic­h die Ehefrau von Rudolf von Habsburg, späterer Köng des Deutschen Reichs, und damit Stammmutte­r der Habsburger. Bei den Habsburger­n überlegte man sich, als die Hohenzolle­rn ihre Stammburg bei Hechingen neu gestaltete­n, ihre Burg auf dem Oberhohenb­erg neu aufzubauen. Die Idee verflüchti­gte sich, genau so wie das Urteil eines Reichsgeri­chtes, wonach die Rottweiler die Burg wieder aufzubauen hatten.

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FOTO: HERMANN GEISELMANN Einen besonderen Dank sprach Weihbischo­f Renz Eckart Koch aus.
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