Der Erzbischof aus Sarajevo nimmt am Fronleichnamsfest teil
Vinko Kardinal Puljic trägt sich ins Goldene Buch der Stadt ein – Viele Hilfsprojekte werden von Tuttlingen aus unterstützt
(iw/clst) - Besuch aus Sarajevo: Vinko Kardinal Puljic, der Erzbischof von Sarajevo, ist am Mittwoch im Tuttlinger Rathaus empfangen worden. Bei der festlichen Messe an Fronleichnam am Europaplatz und der Prozession nahm er auch teil.
Seit vielen Jahren gibt es Kontakte zwischen der katholischen Kirchengemeinde Tuttlingen und der kirchlichen Gemeinde in Sarajevo, auch Vertreter der Stadt Tuttlingen waren bereits in der Hauptstadt von Bosnien und Herzegowinas zu Gast.
Kardinal Puljic erinnerte sich bewegt an diese Begegnungen und vor allem an die Hilfe, die aus Tuttlingen in den Aufbaujahren nach dem Jugoslawienkrieg und heute noch eingehe. Und die auch dringend benötigt werde, wie er ausführte: In seiner Heimat sorgen vor allem die Kirchen für ein soziales Netz und nicht der Staat. Er verwies auf die schwierige politische Situation, die die Menschen dazu bringe, in den Westen auszuwandern.
Mehr als 800 Kroaten leben in Tuttlingen, im Landkreis weit mehr als tausend. Zur Katholischen Gesamtkirchengemeinde Tuttlingen gehört auch die kroatische Gemeinde mit Pfarrer Josip Pavlovic. Über diese Verbindungen habe sich der Kontakt nach Sarajevo und zu Kardinal Puljic intensiviert und breiter aufgestellt, führte der katholische Dekan, Matthias Koschar, aus. Unter anderem unterstützt die katholische Kirche das Bosnische Kinderheim „Egipat u Sarajevu“. Die Initiative der Katholischen Kirche lässt die Spendengelder der von Ordensschwestern betriebenen Anlaufstelle für 20 verwaiste oder aus schwierigen sozialen Verhältnissen stammenden Kindern zugute kommen. Auch das Tuttlinger Medizintechnikunternehmen Karl Storz bringt sich in verschiedene Hilfsprojekte ein, wie Geschäftsführerin Sybill Storz sagte: „Man sieht den Kindern an, dass sie Schlimmes hinter sich haben“, schilderte sie Eindrücke der Besuche im dortigen Kinderheim.
Der Kardinal hielt an Fronleichnam vor Hunderten von Gläubigen im Rahmen eines ökumenischen Gottesdiensts die Festpredigt auf dem Europaplatz vor der Stadthalle. Eingeladen hatten dazu die katholischen Kirchengemeinden St. Gallus und Maria Königin sowie der kroatischen Herz-Jesu- und der italienischen Padre-Pio-Gemeinde.
Koschar erklärte, dass die Kollekte für die karitative Arbeit in Sarayevo, beziehungsweise Slowenien verwendet wird, wo es noch viel zu tun gebe – und der Staat allein nicht alles auffangen könne. Er bedankte sich bei allen Mitwirkenden wie dem Deutschen Roten Kreuz, der Freiwilligen Feuerwehr, der Polizei und den zahlreichen ehrenamtlichen Helfern, die mit ihrem Beitrag den Gottesdienst unter freiem Himmel erst möglich gemacht hatten.
Musikalisch umrahmt wurde der Festgottesdienst vom Städtischen Blasorchester sowie den diesjährigen Kommunionkindern, die nicht nur Fürbitten vorlasen, sondern mit einem Lied überraschten. Am Ende zogen die Gläubigen, angeführt von den Fahnenträgern, in die St. GallusKirche. wo den Gläubigen der Segen erteilt wurde. Danach waren alle eingeladen, im katholischen Gemeindehaus St. Joseph bei Cevapcici und Weißwürsten sich beim fröhlichen Miteinander auszutauschen. ANZEIGE