Befreiungskämpfe
Es ist ja so: Der Trossinger an sich ist mitteilungswillig. Er teilt sich mit, wann immer er kann, egal was die andern hören wollen. Und wer nicht hören will, muss sehen: Ob Pfingstmarkt oder Kultur-Saison, ob Rock-Konzert oder Flohmarkt, alles wird mitgeteilt auf großen Postern, auch „Plakate“genannt. Damit die einem nicht andauernd um die Ohren – das heißt: auf die Augen gehauen - werden, gibt es wohltuende Regelungen. Wie alle anderen Gemeinden auch, hat die Stadt pro Veranstalter nur zehn Hängestellen für je zwei Straßenplakate zugelassen, und auch nur zwei Wochen lang. So kann jede Information von Spektakulärem gegen Gebühr vierzehn Tage lang hängen. Da halten sich aber nicht alle dran: manch schräge Vögel, die in die Stadt kommen, machen für ihr Erscheinen gar keine Werbung, dazu gehören die Störche auf dem Schuremer Kirchturm.
Andere hängen einfach wild und unbezahlt Plakate auf, die einem schier den berühmten Augenkrebs verursachen. Unangemeldete Plakate können als Sachbeschädigung geahndet werden, wenn – ja: wenn es jemanden gibt, der Kontrolle ausübt. Das scheint momentan in der Musikstadt aber nicht der Fall zu sein. Entsprechend sprießen die Plakate wie Pilze aus dem Boden, alles was nicht mehr hängen soll, bleibt stehen, egal wann es „geplackt“wurde, wie das Aufkleben von Info-Blättern an Mauern in Holland hieß. Im 16. Jahrhundert nämlich klebten die Niederländer während der Befreiungskämpfe gegen die spanischen Besatzer Flugblätter mit Klebstoff an die Häuserwände, aus dem „geplackten“wurde das „Plakaat“. Gesucht wird nun ein StadtScherif, der einen Befreiungskampf gegen die Besatzung der Fremd-Plakatierer beginnt und ihnen mal ordentlich eine klebt …