Barfußläufer Bernd Gerber
Selbst bei leichten Minusgraden kann man Bernd Gerber mit nackten Füßen spazieren gehen sehen. Der 47-jährige Reutlinger hat vor acht Jahren das Barfußlaufen entdeckt. Als Sportler schafft er inzwischen 35 Kilometer ganz ohne Schuhe, bei einem 24-Stunden-Lauf hat er 117 Kilometer in primitiven Laufsandalen absolviert. Und im vergangenen Jahr erklomm er barfuß die Zugspitze.
Was auf den ersten Blick etwas fanatisch wirkt, erweist sich bei näherer Betrachtung als kühle Überlegung. Gerber hat sich tief in die Fußforschung eingegraben. Schuhe und Strümpfe verhindern den unmittelbaren Kontakt zum Untergrund, wie er erklärt, und berauben den Körper wichtiger Signale, die er beim Gehen und Stehen empfängt. Der Gang ohne Schuhe dagegen kräftige Bänder und Muskeln, die Fußgelenke würden stabiler, Verletzungen seltener. In dieser Hinsicht hat Gerber keine Beschwerden mehr. Das fiel auch seinen Laufkollegen auf, wie er erzählt. Seit er barfuß oder in Laufsandalen rennt, habe er nicht mehr mit Verletzungen zu kämpfen. Der anfängliche Spott („Ist dir das Geld für Schuhe ausgegangen?“) sei neugieriger Bewunderung gewichen.
Selbstverständlich gibt es Lebenssituationen, in denen man ohne Schuhe nicht gesellschaftsfähig ist. Das weiß auch Gerber, der hauptberuflich im Verkauf von regenerativen Energiesystemen arbeitet. Für diese Zwecke trägt er dann sogenannte Barfußschuhe mit dünnen, leicht biegsamen Sohlen. Seine Begeisterung vermittelt Gerber inzwischen anderen Menschen auch als Barfußcoach.
Aber selbst in der Familie Gerber folgen dem Vater von zwei Kindern nicht alle bedingungslos. Inzwischen haben aber alle Familienmitglieder Barfußschuhe im Schrank.
Von Marcus Mockler