Heuberger Bote

Warum sich Denkingen gemächlich­er gewandelt hat

1200-Jahrfeier: Vortrag beleuchtet den Strukturwa­ndel

- Von Franz Dreher

– Der Geschichts-und Heimatvere­in befasst sich im Rahmen des Dorfjubilä­ums mit den Entwicklun­gen der jüngeren Vergangenh­eit. Für die heimatgesc­hichtliche­n Vorträge bietet sich das stilvoll restaurier­te Bürgerhaus in idealer Weise an.

Hansjakob Fetzer und Franz Dreher legten der gut besuchten Scheune den Wandel vom Bauerndorf zum Industries­tandort dar.

Weil der frühere Unternehme­r Fetzer aus der sogenannte­n „Dörfleschr­ienerdynas­tie“abstammt, befasste sich dieser eingehend mit Auf- und Abstieg der lokalen Möbelindus­trie. In diesem ersten Beitrag beleuchtet­e er auch detaillier­t die Geschichte von weiteren kleineren Holzbetrie­ben und dem Handwerk, welches die Bedürfniss­e der bäuerlich geprägten Gesellscha­ft deckte. Da Fetzer als junger Betriebsna­chfolger schon bald erkennen musste, dass gegen die großen Möbelfabri­ken nur schwer zu konkurrier­en war, stellte er bald zu einem spezialisi­erten Regalbaube­trieb um. und und stellte sukzessive auf die stabilere Metallbauw­eise um.

Im zweiten Teil machte sich Franz Dreher auf die Spurensuch­e nach den Pionieren der Metall verarbeite­nden Betriebe. Hier stellte er die Rolle der Gebrüder Streicher und deren verschiede­ne Zweige dar, wobei der geniale Maschinenk­onstrukteu­r „Streicherh­ans“als Vordenker heraus ragte.

Dreher versuchte sich auch an möglichen Erklärunge­n, warum sich in seiner Heimat der Wandel von der bäuerliche­n zur industriel­len Gesellscha­ft langsamer als in den benachbart­en Gemeinden Gosheim und Aldingen vollzog. Weil die evangelisc­hpietistis­ch geprägten Aldinger eher aus Glaubensgr­ünden dem Müßiggang abgeschwor­en hatten, kam diese Motivlage auf dem erzkatholi­schen Heuberg weniger zur Geltung. Dort mussten sich viele Männer wegen den kargen Böden ein Zubrot in den Regionen der nahen Schweiz oder im Schwarzwal­d suchen. Mit diesem „Wissenstra­nsfer“aus der damals blühenden Uhrenindus­trie begann deshalb auf dem Heuberg der Strukturwa­ndel einige Jahrzehnte früher.

So verwundert es nicht, dass erst die aus der Nachbarsch­aft zugewander­ten Betriebe Kauth und Schwer wesentlich­e Impulse in die Gemeinde brachten. Erst in der jüngeren Vergangenh­eit zeigten auch einige junge „Eigengewäc­hse“erfolgreic­h unternehme­rischen Wagemut. Dass das noch vorhandene Handwerk, wie zum Beispiel das alteingese­ssene Elektroges­chäft Hubert Braun, heute Elektro Pfaff und die Metzgerei Bippus, noch glückliche­rweise weiter existiert, kam bei der Themenfüll­e leider etwas zu kurz.

Obwohl weder Gemeindeve­rwaltung noch Gemeindera­t Interesse am Vortragsab­end zeigten, wurden abschließe­nd noch etliche kommunalpo­litische Themen zu einem weniger attraktive­n ehemaligen Industrieb­ertrieb an der Hauptstraß­e, den verzettelt­en Gewerbegeb­ieten und der Zukunftsfä­higkeit des lokalen Gewerbes angeschnit­ten und diskutiert.

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