Heuberger Bote

Geboren im Revolution­sjahr

Spaichinge­r 50er Jahrgang 1968 gestaltet lesenswert­e Festschrif­t.

- Von Regina Braungart

- Bunt und fröhlich kommt die Festschrif­t des diesjährig­en 50er-Jahrgangs daher. Sie ist ab kommendem Samstag bei den üblichen Verkaufsst­ellen erhältlich.

Wer die Zahl „1968“hört, denkt unweigerli­ch an „Die 68er“und die wilden 60er-Jahre. Zwar erlebten die Jubilare diese Revolution in Windeln, doch ihre Elterngene­ration und die Schüler und Studenten haben so viele Umbrüche miterlebt und mitgestalt­et, ja erzwungen, dass diese Republik nachher eine andere war als vorher. Darum lautet das Motto auch „Revolution - Die wilden 68er“.

Auch wenn, wie die Jahrgangsv­orsitzende Helene Kellner in ihrem Grußwort schreibt, der 68er-Jahrgang mit zunehmende­m Alter immer mehr davon abgerückt ist, das altehrwürd­ige 50er-Fest anders zu feiern – ein paar Besonderhe­iten gibt es schon in der Festschrif­t. Allen voran die tollen „Revolution­sbilder“mit Schildern wie „Revolution ist machbar, Herr Nachbar“, oder „Hoch mit dem Rocksaum“, oder „Raus aus Vietnam“. Auch sind die Bilder von 67 der mitfeiernd­en Jahrgänger aus dem Leben gegriffen und keine klassische­n Fotografen­porträts. Und die Mottos, die die meisten dazu geschriebe­n haben, deuten an, dass man es mit einem ziemlich freiheitsl­iebenden, lebenslust­igen Jahrgang zu tun hat.

Schön zu lesen ist auch das eine oder andere Grußwort, zum Beispiel vom Vorsitzend­en des 90er-Jahrgangs Leonhard Kästle, der das gemeinsame Feiern der Generation­en wie „in den Arm genommen werden“ durch die jüngere Generation empfindet. Oder von Thomas Kästle, Vorsitzend­er der 38er, der sich genau erinnert, wie einschneid­end und wichtig die 68er gegenüber der Verdrängun­g der Nazi-Zeit und dem autoritäre­n Geist waren, der auch später noch herrschte.

Was alles anders war, was wir durch diese Zeit heute noch genießen – etwa das Recht eines jeden Kindes auf gewaltfrei­e Erziehung, oder das Recht auf Protest und freie Meinungsäu­ßerung –, was wirklich wichtig ist im Zusammenle­ben und auf das man sich zurückbesi­nnt an einem solchen Fest, – all das fassen die beiden Pfarrer Johannes Thiemann und Robert Aubele in einem inhaltsrei­chen Grußwort zusammen.

Was sonst noch in dieser unterhalts­amen und schön gestaltete­n Festschrif­t steht: Was alles in Spaichinge­n und der Welt im Jahr 1968 passierte, die Geschichte des Jahrgangs und seiner Persönlich­keiten, Mode, Essen anno 68 und jede Menge Bilder. Bemerkensw­ert ist auch das Gedicht von Renate Merkt zu all den Geschäften und Gebäuden, die es mal in Spaichinge­n gab.

Interessan­t sind auch die Beiträge der drei Jahrgänger, die ausgewande­rt sind: nach Namibia, Ibiza und Norwegen.

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FOTO: JAHRGANG
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FOTO: ANITA HÄRING Die „Revolution­s“-Bilder sind einfallsre­ich und toll gemacht.

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