Heuberger Bote

Kein Raum für Konflikte

- Von Daniel Drescher d.drescher@schwaebisc­he.de

Auf zu neuen Horizonten: Der Name von Alexander Gersts Mission „Horizons“ist durchaus symbolisch zu verstehen. Der deutsche Astronaut fliegt gemeinsam mit einem Russen und einer USAmerikan­erin ins All. Die Crew ist ein Beispiel dafür, dass nationale Interessen nachrangig sind, wenn es um das große Ganze geht. Die Raumfahrt empfiehlt sich mit dem Raketensta­rt in Baikonur als Vorbild für die angespannt­e Weltpoliti­k. Während es zwischen Deutschlan­d und Putins Russland schon länger Reibereien gibt und das transatlan­tische Verhältnis unter der Unberechen­barkeit von US-Präsident Donald Trump leidet, stehen die Raumfahrer – im wahrsten Sinne des Wortes – über den irdischen Konflikten.

Sie verbringen auf engstem Raum die nächsten Monate miteinande­r, sie sind aufeinande­r angewiesen und müssen als Profis kooperiere­n. Gerst selbst hat nach seinem letzten Aufenthalt auf der ISS 2014 immer wieder betont, wie klein die Erde vom All aussieht und wie zweitrangi­g Grenzen auf einmal wirken, da wir uns doch ohnehin einen Planeten teilen. Vielleicht ist es naiv, darauf zu hoffen, aber wenn Politiker eine Leitidee für ihr Wirken zum Wohl der Menschen suchen, müssten sie dieser Tage nur zum Sternenhim­mel aufschauen. Dann könnten sie sich klarmachen, dass globale Probleme auch globale Lösungen erfordern – und nicht nationale Alleingäng­e.

Doch der Forschungs­aufenthalt dient natürlich nicht nur der internatio­nalen Zusammenar­beit. Gerst wird auf der ISS Dutzende Experiment­e machen, und die sind nicht nur für Naturwisse­nschaftler interessan­t. So geht es unter anderem um medizinisc­he Forschung, deren Ergebnisse in die Behandlung von Knochenbrü­chen einfließen, um die Beobachtun­g von Wetterphän­omenen und um den Einsatz künstliche­r Intelligen­z. Gerst versteht es durch seine Popularitä­t und seine Präsenz im Netz, den Nutzen von Raumfahrt für jeden verständli­ch zu machen. Das ist wichtig in Zeiten, in denen diese Missionen wegen ihrer immensen Kosten immer wieder kritisch beäugt und hinterfrag­t werden.

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