Heuberger Bote

Grüne für mehr Windräder im Wald

Grüne werfen Landwirtsc­haftsminis­ter Hauk (CDU) Verhinderu­ngstaktik vor

- Von Katja Korf

(tja) - Im Staatsfors­t von Baden-Württember­g könnten sich viel mehr Windräder drehen als bisher. Das jedenfalls sehen die Grünen so. Sie werfen Forstminis­ter Peter Hauk (CDU) vor, den Ausbau der Windenergi­e in landeseige­nen Wäldern zu behindern. Das Minsterium weist das zurück. Man stehe zum Ziel, die Windkraft in Zukunft auszubauen und prüfe auch weitere Standorte. Derzeit drehen sich im Südwesten 71 Windmühlen im Staatsfors­t, weitere sind geplant.

- Bremst Landwirtsc­haftsminis­ter Peter Hauk (CDU) die Windkraft aus? Ja, sagen die Grünen im Landtag. Sie werfen Hauk vor, den Bau von Windrädern in landeseige­nen Wäldern zu blockieren. Der wehrt sich und verweist auf den Artenund Naturschut­z.

Es war eines der ersten Scharmütze­l der grün-schwarzen Landesregi­erung: Hauk stellte 2016 für Windräder im Staatsfors­t eigene Regeln auf, sehr zum Ärger von Umweltmini­ster Franz Unterstell­er (Grüne). Immerhin knapp ein Viertel der Wälder gehören dem Land. Unterstell­ers Parteifreu­nde im Landtag wollten nun wissen, wie viele Windkrafta­nlagen im Staatsfors­t stehen und wie viele geplant sind.

Derzeit drehen sich demnach 71 Windmühlen im Landeswald, weitere 88 sind geplant. Allerdings warnt das Ministeriu­m: Davon würden wahrschein­lich nur sehr viel weniger gebaut. Es seien im weiteren Verlauf „Hinderniss­e und Restriktio­nen“zu erwarten.

Diese Antwort erbost die Grünen. Sie halten all das für zu wenig. Ihr Landtagsab­geordneter Josha Frey sagt: „Minister Hauk zeigt wenig Engagement, wenn es um die Verpachtun­g von Staatswald­flächen für die Windkraft geht. Er zeigt dafür aber umso mehr Phantasie, wenn es darum geht, wie man Windanlage­n verhindern kann.“

15 Prozent der Flächen genutzt

Frey stützt sein Urteil auf Zahlen, die die Forstliche Versuchsan­stalt Freiburg für das Ministeriu­m ermittelt hat. 34 000 Hektar des Staatswald­es gelten demnach als Standorte, bei denen Windkrafta­nlagen einen sogenannte­n Referenzer­trag von 60 Prozent erbringen können. Das heißt: Im Vergleich zu einem Durchschni­ttsstandor­t in Deutschlan­d würden sie 40 Prozent weniger Ertrag bringen. Wind- und damit ertragreic­here Standorte gibt es auf 7800 Hektar Staatswald.

Derzeit verpachtet das Land 4800 Hektar in seinen Wäldern für Windanlage­n. Das sind 15 Prozent aller möglichen Flächen und knapp 60 Prozent der besonders windreiche­n. Als einigermaß­en lohnend für ein Windrad gelten unter Experten letztlich alle diese Standorte – auch wenn mehr Wind mehr Gewinn bedeutet. Aus Sicht der Grünen behindern die Regeln aus Hauks Haus den weiteren Ausbau. Der Minister hat ein eigenes Genehmigun­gsverfahre­n für den Staatswald aufgestell­t. Bevor eine Fläche verpachtet wird, prüft sein Ministeriu­m nach eigenen Kriterien zunächst selbst. Kritiker werfen ihm vor, so die Entscheidu­ngen der Landratsäm­ter vorwegzune­hmen. Denn außerhalb des Waldes entscheide­n diese, wo Windräder genehmigt werden. Flächen, die sehr wohl für Windräder geeignet seien, kämen so erst gar nicht in eine nähere Prüfung.

Das Ministeriu­m hält dagegen: Man ziehe genau jene Flächen in Betracht, die auch Regionalve­rbände als besonders aussichtsr­eich für Windkrafta­nlagen ausweisen. Dort ist es weniger aufwendig, Genehmigun­gen für den Bau zu bekommen. Aus Sicht des Ministeriu­ms bemüht man sich also gerade darum, Windräder rasch möglich zu machen. Die Prüfung anderer Flächen wäre „zeitaufwen­diger und je nach Einzelfall weniger erfolgvers­prechend“, heißt es in der Antwort des Ressorts auf die Anfrage der Grünen.

Außerdem hat Hauk für den Staatsfors­t strengere Abstandsre­geln aufgestell­t als sonst üblich. Näher als 1000 Meter an Wohnhäuser oder Lebensräum­e geschützte­r Arten darf dort nicht gebaut werden. Dabei sieht der entspreche­nde Erlass des zuständige­n Umweltmini­sters Unterstell­er vor, dass für gewöhnlich 700 Meter reichen. Hauks Ministeriu­m aber entscheide­t im Einzelfall, ob weniger als 1000 Meter genügen. Aus Sicht der Grünen ist dies ebenfalls ein Instrument, um den Windkraft-Ausbau zu behindern

Dabei wäre der dringend geboten, um die Ziele des Landes zu erreichen. Diese bejaht auch der Minister selbst. Bis 2020 sollen mindestens zehn Prozent des Stroms aus heimischer Windkraft kommen. Aus Sicht der Grünen muss gerade das Land auf seinen Flächen mit gutem Beispiel vorangehen – also auch im Staatsfors­t. Würden dort mehr Flächen an Windkraft-Investoren verpachtet, bekäme das Land auch mehr Geld.

2017 hat der Landesbetr­ieb ForstBW knapp 1,8 Millionen Euro Pachte aus der Vermarktun­g von Windkraftf­lächen eingenomme­n. Das könnte viel mehr sein, so die Grünen. „Dem Land gehen Millionene­innahmen verloren“, moniert der Grüne Frey.

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FOTO: DPA 71 Windkrafta­nlagen stehen derzeit in den Staatsfors­ten des Landes Baden-Württember­g.

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