Heuberger Bote

Die Reise zum inneren Frieden

Ein streng gläubiger Moslem trifft im Roadmovie „Camino de la Paz“auf einen indifferen­ten Christen

- Von Heidi Strobel

wei Männer, wie sie unterschie­dlicher nicht sein könnten, brechen aus dem Alltag aus: Dieses Grundrezep­t des Roadmovies funktionie­rt auch in „Camino de la Paz“. Leider kommt der argentinis­che Film bisweilen etwas belehrend daher.

Seinen alten Peugeot 505 liebt der Autonarr Sebastian (Rodrigo de la Serna) abgöttisch. Den Wagen hat er von seinem Vater geerbt. Immer wieder wird Sebastian als Chauffeur angeheuert. So nimmt er eine Fahrt an, die den gläubigen Moslem Jalil (Ernesto Suarez) in die bolivianis­che Hauptstadt La Paz bringen soll.

Regisseur Francisco Varone macht das Oldtimer-Auto zum Ort aktueller Konflikte en miniature. Ein indifferen­ter Christ trifft auf einen praktizier­enden Moslem, die Vätergener­ation prallt auf die der Söhne. Aber die Protagonis­ten stehen sich nicht unversöhnl­ich gegenüber, sondern lösen ihr Befremden auf moderate und zu Herzen gehende Weise.

Passenderw­eise hat der Filmemache­r für sein Debüt das Format eines Roadmovies gewählt, das klassische Genre für die Begegnung mit dem „Fremden“. Am Ende kehrt Sebastian von seiner Bildungsre­ise bereichert, klüger und sozial verantwort­licher in die Heimat zurück. Allerdings fällt der erste Teil des Films, in dem er nach einem anfänglich­en Schlagabta­usch die fremde Religion kennenlern­t, recht vorhersehb­ar und didaktisch aus. Jalil wird zum väterliche­n Mentor, der Sebastian in die Geheimniss­e des Islam einführt. In dieser Begegnung der beiden Männer liegt nicht nur eine Chance auf die Entdeckung gemeinsame­r Traditione­n, sondern auch die Möglichkei­t, dass das eigene geistige Erbe wieder neue Nahrung erhält. Varone webt Motive aus Western und der christlich­en Heilsgesch­ichte in das Roadmovie ein und verpasst ihm den Look der 1970er-Jahre. Tag wechselt mit Nacht, Außenraum mit Innenraum, Regen mit Sonne. Die vorzüglich eingesetzt­e Musik kontrastie­rt Songs der argentinis­chen Rockgruppe „Vox Dei“aus deren Erfolgsalb­um „La Biblia“von 1971 mit den Liedern einer Sufi-Musikgrupp­e. (KNA)

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FOTO:IM-FILM-VERLEIH Sebastian (Rodrigo de la Serna, rechts) ist zunächst skeptisch gegenüber der offen zur Schau getragenen Religiosit­ät von Jalil (Ernesto Suarez).

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