„Ich fühle mich dieser Stadt verbunden“
Jürgen Roth wirft seinen Hut vor der OB-Wahl in den Ring
(sbo) - Voilà, da liegt der Hut im Ring. Der Tuninger Bürgermeister Jürgen Roth hat am Dienstag zunächst im Pressegespräch und später in der Tuninger Bürgerversammlung seine Kandidatur um das Oberbürgermeisteramt von Villingen-Schwenningen erklärt.
Er hat sich über alle Spekulationen und untrügliche Anzeichen hinweg Zeit gelassen, aber den Schritt gründlich vorbereitet. Mit einer förmlichen Pressemitteilung und ausgedruckter Vita wandte sich Jürgen Roth an die Presse. Mit Beginn der Bewerbungsfrist will er die dafür notwendigen Unterlagen bei der Stadtverwaltung einreichen, erzählt Roth und räumt ein, dass sein Ja zur Kandidatur angesichts der Spekulationen in den vergangenen Wochen nun wohl keine allzu große Überraschung mehr wäre. Trotzdem brauchte der Entschluss Zeit zu reifen – es zieht ihn nicht weg aus Tuningen, aber hin in die Doppelstadt, in der er geboren ist und in der er auch die ersten 30 Jahre seines beruflichen Lebens wirkte. „Ich fühle mich dieser Stadt sehr, sehr verbunden“, sagt der 55-Jährige und strahlt der neuen Herausforderung, die er hiermit suche, entgegen. Dass die CDU ihn unterstütze freue und bestärke ihn in seinem Entschluss, so Roth, der sich auch offen für Unterstützung von anderer Seite zeigt. Zwei Amtsperioden lang könne er sich im Falle seiner Wahl in den Dienst der Stadt VS stellen.
Und dafür hat er sich schon einiges vorgenommen: Die Digitalisierung ist eines seiner Herzensprojekte – als Vorsitzender der Clearingstelle Digitale Infrastruktur im ländlichen Raum Baden-Württemberg und stellvertretender Vorsitzender des Zweckverbandes Breitband im Kreis bringt er sich in diese Thematik schon jetzt ein. „Breitband ist meine Leidenschaft“, sagt er und lächelt. Und auch die Unterhaltung von Straßen und Infrastruktur in der Doppelstadt sei ein wichtiger Punkt. „Ich sehe aber auch den Sanierungsund Investitionsstau in den Schulen“, sagt Roth und macht klar, dass er sein Wahlprogramm zwar erst mit Beginn der Bewerbungsfrist vorlegen möchte, aber schon jetzt recht konkrete Vorstellungen hat.
Ist ein Bürgermeister einer kleinen Gemeinde wie Tuningen möglicherweise auch ein Oberbürgermeister der kleinen Stadtbezirke? Die Ortschaften und -verwaltungen, so Roth, seien „ein absoluter Gewinn“. Er wolle hineinhören in die Bürger dort und könne sich, deren Willen vorausgesetzt, sogar vorstellen, dass man das Angebot in den Ortsrathäusern vielleicht sogar noch stützen müsste.
Apropos kleiner als das Oberzentrum: Im Falle seiner Wahl müsste Roth einen radikalen Perspektivenwechsel in der Verwaltungsgemeinschaft der Region absolvieren, wo er einst als Sprecher des Sechserclubs sogar gegen VS klagen wollte, weil die Interessen der Gemeinden damals nicht ausreichend berücksichtigt worden seien. Geht das überhaupt? „Die Frage ist doch, ob wir überhaupt noch einen Zielkonflikt haben“, sagt Roth. Aktuell sehe er das nicht, meint er und macht klar, dass zwar jeder um den Streit von damals wisse – „das ist ja sogar aktenkundig“, er aber Schnee von gestern sei.
Statt Konkurrenzkampf gemeinsam eine Region bilden
Auch den Konkurrenzkampf mit Tuttlingen und Rottweil sieht Jürgen Roth verhalten – anstatt sich in einem Wettstreit zu verlieren, könne man auch versuchen, gemeinsam mit den beiden großen Städten, eine Region zu bilden – „das wäre mein Ansatz“.
Und wie geht es nun weiter? Mit Beginn der Bewerbungsfrist will Jürgen Roth in einen klassischen Wahlkampf einsteigen, mit Klinken putzen an den Haustüren und allem, was sonst so dazugehört. Und wenn er am 7. Oktober zum Oberbürgermeister gewählt würde, dann wäre er irgendwann offenbar auch nicht mehr nur ein „gebürtiger VillingenSchwenninger“. „Dort wo ich wirke, möchte ich auch leben“, sagt er nämlich.