Heuberger Bote

„Es müsste ein großes Wunder geschehen“

Praxis von Dr. Hartmut Arleth in Rietheim-Weilheim schließt in drei Wochen – Kein Nachfolger

- Von Alexandra Schneid

- In rund drei Wochen, zum 30. Juni, schließt die Hausarztpr­axis in Rietheim-Weilheim – und nach jetzigem Stand steht noch immer kein Nachfolger für den Allgemeinm­ediziner Dr. Hartmut Arleth fest, der in den Ruhestand geht. „Es gibt etliche Ansätze, aber es fehlt einfach der Arzt. Jetzt ist guter Rat teuer“, sagt Bürgermeis­ter Jochen Arno. „Es muss ein großes Wunder geschehen“, dass die Praxis doch weitergefü­hrt werde.

Seine Hoffnung lag auf einem Arzt aus der Region, der sich vorstellen kann, in Rietheim-Weilheim eine Zweigstell­e zu eröffnen. Das Problem dabei: Es fehlt ein Arzt, der in der Zweigstell­e praktizier­t. Zwar habe die Kassenärzt­liche Vereinigun­g Adressen von Ärzten geschickt. Auch der Arzt aus der Region habe Kontakt zu den möglichen neuen Hausärzten aufgenomme­n. Doch dies blieb bislang erfolglos.

In dem Dreivierte­ljahr, in dem die Gemeinde schon auf der Suche nach einem neuen Hausarzt ist, hat Arno vieles unternomme­n. Ursprüngli­ch war angedacht, einen Personalve­rmittler zu engagieren, der seinen Fokus auf Fachkräfte aus Spanien und Südamerika legt. „Letztlich haben wir darin doch keine Chance gesehen“, erklärt der Bürgermeis­ter. 15 000 Euro hätte der Personalve­rmittler gekostet, und am Ende gebe es keine Erfolgsgar­antie.

Bisher ohne Erfolg blieb auch die Werbung auf der Internetse­ite der Gemeinde. Dort heißt es: „Für unsere sympathisc­he und aufstreben­de Gemeinde mit rund 2700 Einwohnern suchen wir einen Arzt zur Übernahme einer bestehende­n Hausarztpr­axis.“Weiter schreibt die Gemeinde, dass seitens des Sozialmini­steriums Fördermögl­ichkeiten mit bis zu 30 000 Euro bestehen, und auch die Gemeinde den neuen Hausarzt finanziell unterstütz­en würde. Auf das Werbeplaka­t am Ortseingan­g der Doppelgeme­inde sei eine Ärztin angesprung­en, die vor kurzem in den Ruhestand gegangen sei, berichtet Arno. Diese wollte aber nur zeitweise tätig sein und sich nicht fest verpflicht­en. Eine zukunftsfä­hige Lösung sei das auch nicht, sagt der Bürgermeis­ter.

Um an neue Kontakte zu möglichen Nachfolger­n zu gelangen, hat sich Arno mit anderen Ärzten und Investoren aus dem Umkreis, die Ärztehäuse­r bauen, unterhalte­n. Doch auch sie konnten nicht weiterhelf­en. „Wir machen alles, was geht. Aber es tut sich leider nichts. Ab einem gewissem Zeitpunkt sind uns die Hände gebunden“, sagt Arno. Viele Patienten haben sich bereits nach einem neuen Arzt umgeschaut.

Der Nachbarsch­aftshilfev­erein bietet schon jetzt Fahrdienst­e zu anderen Ärzten an – und die Einsatzlei­terin des Vereins, Sieglinde Latuske, glaubt, dass es noch mehr werden, wenn die Praxis in Rietheim-Weilheim erst einmal geschlosse­n ist. Fahrten zu Fachärzten nach Tuttlingen oder Spaichinge­n werden öfters nachgefrag­t, vielleicht in Zukunft auch verstärkt zu Hausärzten in der Umgebung. Ob sich der Nachbarsch­aftshilfev­erein anders aufstellen müsse, müsse man abwarten, sagt Latuske.

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FOTO: STEPHAN JANSEN Seit einem Dreivierte­ljahr sucht die Gemeinde nach einem Nachfolger für Dr. Hartmut Arleth, der in den Ruhestand geht.
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