„Es müsste ein großes Wunder geschehen“
Praxis von Dr. Hartmut Arleth in Rietheim-Weilheim schließt in drei Wochen – Kein Nachfolger
- In rund drei Wochen, zum 30. Juni, schließt die Hausarztpraxis in Rietheim-Weilheim – und nach jetzigem Stand steht noch immer kein Nachfolger für den Allgemeinmediziner Dr. Hartmut Arleth fest, der in den Ruhestand geht. „Es gibt etliche Ansätze, aber es fehlt einfach der Arzt. Jetzt ist guter Rat teuer“, sagt Bürgermeister Jochen Arno. „Es muss ein großes Wunder geschehen“, dass die Praxis doch weitergeführt werde.
Seine Hoffnung lag auf einem Arzt aus der Region, der sich vorstellen kann, in Rietheim-Weilheim eine Zweigstelle zu eröffnen. Das Problem dabei: Es fehlt ein Arzt, der in der Zweigstelle praktiziert. Zwar habe die Kassenärztliche Vereinigung Adressen von Ärzten geschickt. Auch der Arzt aus der Region habe Kontakt zu den möglichen neuen Hausärzten aufgenommen. Doch dies blieb bislang erfolglos.
In dem Dreivierteljahr, in dem die Gemeinde schon auf der Suche nach einem neuen Hausarzt ist, hat Arno vieles unternommen. Ursprünglich war angedacht, einen Personalvermittler zu engagieren, der seinen Fokus auf Fachkräfte aus Spanien und Südamerika legt. „Letztlich haben wir darin doch keine Chance gesehen“, erklärt der Bürgermeister. 15 000 Euro hätte der Personalvermittler gekostet, und am Ende gebe es keine Erfolgsgarantie.
Bisher ohne Erfolg blieb auch die Werbung auf der Internetseite der Gemeinde. Dort heißt es: „Für unsere sympathische und aufstrebende Gemeinde mit rund 2700 Einwohnern suchen wir einen Arzt zur Übernahme einer bestehenden Hausarztpraxis.“Weiter schreibt die Gemeinde, dass seitens des Sozialministeriums Fördermöglichkeiten mit bis zu 30 000 Euro bestehen, und auch die Gemeinde den neuen Hausarzt finanziell unterstützen würde. Auf das Werbeplakat am Ortseingang der Doppelgemeinde sei eine Ärztin angesprungen, die vor kurzem in den Ruhestand gegangen sei, berichtet Arno. Diese wollte aber nur zeitweise tätig sein und sich nicht fest verpflichten. Eine zukunftsfähige Lösung sei das auch nicht, sagt der Bürgermeister.
Um an neue Kontakte zu möglichen Nachfolgern zu gelangen, hat sich Arno mit anderen Ärzten und Investoren aus dem Umkreis, die Ärztehäuser bauen, unterhalten. Doch auch sie konnten nicht weiterhelfen. „Wir machen alles, was geht. Aber es tut sich leider nichts. Ab einem gewissem Zeitpunkt sind uns die Hände gebunden“, sagt Arno. Viele Patienten haben sich bereits nach einem neuen Arzt umgeschaut.
Der Nachbarschaftshilfeverein bietet schon jetzt Fahrdienste zu anderen Ärzten an – und die Einsatzleiterin des Vereins, Sieglinde Latuske, glaubt, dass es noch mehr werden, wenn die Praxis in Rietheim-Weilheim erst einmal geschlossen ist. Fahrten zu Fachärzten nach Tuttlingen oder Spaichingen werden öfters nachgefragt, vielleicht in Zukunft auch verstärkt zu Hausärzten in der Umgebung. Ob sich der Nachbarschaftshilfeverein anders aufstellen müsse, müsse man abwarten, sagt Latuske.