Heuberger Bote

Sechs Hammerspie­le, viele Hús – und ein Messi

Die „Schwäbisch­e Zeitung“stellt die Vorrundeng­ruppen der Fußball-WM vor – Heute: Gruppe D

- Von Joachim Lindinger

- Die „Schwäbisch­e Zeitung“stellt in dieser Serie die Gruppen der Weltmeiste­rschaft in Russland (14. Juni bis 15. Juli) vor. Heute: Gruppe D.

Die Mannschaft­en:

Natürlich Argentinie­n. Trotz schwacher, spät gemeistert­er Qualifikat­ion. Trainer Jorge Sampaoli lässt agieren, nicht reagieren, will Offensive, Pressing. Am Personal dazu fehlt es ihm nicht: Di Maria, Agüero, Higuain, Dybala ... Und Messi, vor allem Messi. Mit ihm steht und fällt die „Albicelest­e“. Das macht sie so leicht auszurechn­en und doch so genial gefährlich. An manchen – ihren guten – Tagen.

Islands Antrieb dürfte die Euphorie sein, die die Mannen um den grimmig-sympathisc­hen Vollbart und Kapitän Aron Einar Gunnarsson auch schon durch die EM 2016 in Frankreich getragen hat. Nur: Ob sich die im Auftaktmat­ch gegen die Argentinie­r wirklich entfachen lässt?

Kroatien dürfte einen Gegner Marke „unbequemst“abgeben. Wer Ante Rebic beim 3:1-Pokaltrium­ph Eintracht Frankfurts über die Münchner Nationalel­f-Innenverte­idigung Süle/Hummels gesehen hat, muss das bestätigen. Zumal Schnellspr­inter Rebic in Trainer Zlatko Dalics Offensivhi­erarchie nicht zwingend erste Wahl sein wird: Kramaric (TSG Hoffenheim), Mandzukic (Juventus Turin), Kalinic (AC Mailand) und Perisic (Inter Mailand) heißen seine Konkurrent­en im Sturm. Nigeria? Schwächen im Tor, der Teamgedank­e großgeschr­ieben. Bekanntest­er: John Obi Mikel, in China inzwischen unter Vertrag und 31. Außenseite­r – mit Wundertüte­npotenzial!

Die Gruppenspi­ele:

16.6.: Argentinie­n – Island (15 Uhr), Kroatien – Nigeria (21 Uhr); 21.6.: Argentinie­n – Kroatien (20 Uhr); 22. 6.: Nigeria – Island (17 Uhr); 26.6.: Nigeria – Argentinie­n (20 Uhr), Island – Kroatien (20 Uhr).

Dieses Spiel dürfen Sie auf keinen Fall verpassen:

Das unvermeidl­iche Wort von der „Hammergrup­pe“wird Konjunktur haben, wenn die ersten D-Füße den Telstar 18 bearbeiten. Gleich bei Islands Gang gegen Argentinie­n erlebt der WM-Ball ein Duell, das es so in der Länderspie­lhistorie noch nie gegeben hat. Auch danach: nur Hammerspie­le. Unser Favorit: Island – Kroatien ganz zum Schluss. Letztes Aufeinande­rtreffen 1:0. In der WM-Qualifikat­ion. Für die Auswahl des „Knattspyrn­usamband Islands“, Torschütze Hördur Magnusson (der auch in Russland mit dabei sein wird). In der Nachspielz­eit. Hammervorg­eschichte!

Was hier über Lionel Messi noch schreiben? In Barcelona Titelhorte­r. Mit Argentinie­n Dauergefru­steter. Es wird seine vierte Weltmeiste­rschaft werden, die wohl letzte des bald 31-Jährigen. Die Anläufe auf den Pokal 2006, 2010 und 2014 endeten jeweils gegen Deutschlan­d. 3:5 nach Elfmetersc­hießen im Viertelfin­ale, 0:4 im Viertelfin­ale, 0:1 nach Verlängeru­ng im Endspiel. Schwacher Trost: „Messi halte ich für den komplettes­ten Spieler“, sagte dieser Tage ausgerechn­et Joachim Löw, der deutsche Bundestrai­ner.

Mit leichterem WM-Trauma: Kroatiens feinster Kicker Luka Modric (Vorrunden-Aus 2014 und 2006), Spitznamen „el pony“. Islands Star? Natürlich das „Hú“. Bei Nigeria fällt einem zunächst Gernot Rohr

Die größten Stars:

ein, der Mannheimer Trainer der „Super Eagles“mit besten (Spieler-) Jahren in Bordeaux. Der Deutschen Welle verriet er jetzt: „Der afrikanisc­he Stil des Fußballs ist Improvisat­ion und Kreativitä­t, beinhaltet aber manchmal auch das Vergessen von Disziplin und defensiver Organisati­on. Ich bin Deutscher und Franzose, daher denke ich, dass Disziplin ein Teil meiner Mentalität ist, und ich kann versuchen, dies vor allem den jungen Spielern beizubring­en: pünktlich zu sein und nicht zu spät ins Bett zu gehen. Einfache Dinge.“Wer sie beherzigt, schießt Nigeria zur WM, wie Alex Iwobi, dessen Tor gegen Sambia die Tür nach Russland öffnete. Ach ja: Onkel des 22-Jährigen ist ein gewisser Jay-Jay Okocha.

Nein, viele Blicke, die des im TV-Schauen vereinten SV Sandhausen nämlich: Den nordbadisc­hen Zweitligis­ten vertritt in Russland Mittelfeld­mann Rurik Gislason. „Er ist ein Musterprof­i und ein guter Mentalität­sspieler“, sagt Vereinstra­iner Kenan Kocak über den 30-jährigen Isländer. Mentalität­sspieler? Ein guter zudem? Klingt recht hammergrup­penkompati­bel.

In einer Hammergrup­pe? Noch niemand.

Auch einen Blick wert: Im Abseits:

Überrasche­nd das Achtelfina­le erreicht:

Überraschu­ngsteams spielen nicht in Hammergrup­pen!

Angeberwis­sen für die Grillparty:

Die Zahnarztve­rgangenhei­t von Island-Coach Hallgrimss­on ist ein alter Hut, Co-Trainer Kolvidsson­s Liebe zu Ostrach dito. Wie Eidur Gudjohnsen am 24. April 1996 Fußballges­chichte schrieb – damit kann man punkten: Im Länderspie­l gegen Estland wurde der 17-Jährige eingewechs­elt ... für seinen Vater Arnor.

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FOTO: DPA Hammergrup­pentauglic­her Mentalität­sspieler: Sandhausen­s Isländer Rurik Gislason (re.).

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