Heuberger Bote

Egesheimer lernen Kandidaten besser kennen

Hans Marquart und Martin Jung stellen sich beim Wählergesp­räch des Heuberger Boten

- Von Michael Hochheuser

- Am kommenden Sonntag, 10. Juni, entscheide­t es sich, wer nach der Ära Josef Bär die Geschicke der Gemeinde Egesheim als Bürgermeis­ter fortan lenken wird. Zwei der drei Kandidaten stellten sich am Dienstagab­end beim Wählergesp­räch des Heuberger Boten im Sportheim rund 40 interessie­rten Bürgern: der Trossinger Martin Jung und Hans Marquart aus Hechingen; nicht gekommen war aus familiären Gründen die dritte Bewerberin, Fridi Miller aus Sindelfing­en.

Zwei unterschie­dliche Charaktere präsentier­en sich an diesem Abend den Egesheimer­n: Authentisc­h und ehrlich kommt der 47-jährige Jung rüber, der seit 2016 in einem Verpackung­sunternehm­en im Bereich Technik und Qualitätsm­anagement tätig ist. Oft denkt er sekundenla­ng nach, bevor er antwortet, wiederholt räumt er ein, dass er sich bei bestimmten Egesheimer Themen noch informiere­n müsse. Wie seinem Kontrahent­en ist Jung jedoch anzumerken, dass er sich in die Materie eingearbei­tet hat, Faktenwiss­en über seine potenziell­e Wirkungsst­ätte anbringen kann.

Der 58-jährige Marquart, seit 2002 im Hechinger Rathaus Wirtschaft­sbeauftrag­ter und Leiter des Sachgebiet­s Liegenscha­ften, Gebäudeman­agement und Steuern, gibt sich seriös und erfahren. Mehrfach verweist er auf seine Arbeit als Amtsleiter mit 15 Jahren Verwaltung­serfahrung. „Der Wechsel ins Bürgermeis­teramt ist da die logische Konsequenz.“

Viergeteil­t hat Moderatori­n Regina Braungart das Wählergesp­räch: in Persönlich­es, Sachfragen, Spontanitä­t der Kandidaten und eine Fragerunde. Von Marquart erfahren die Egesheimer, dass er „bürgernah, ehrgeizig“und nachhaltig bei seinen Gedanken sei. „Ich lerne neue Dinge schnell, bin bürgernah, aber kein Freund des Small Talk“, charakteri­siert sich Jung. Dass er keine Verwaltung­serfahrung habe, sieht er nicht als Manko: Durch sein Studium der Politikwis­senschaft kenne er sich „mit vielem aus in der Verwaltung“. Beide sagen, dass sie im Fall eines Wahlsiegs auch bei der Bürgermeis­terwahl in Reichenbac­h antreten würden. Jung will davon abhängig machen, ob er in einen der beiden Orte zieht – Marquart, der in Reichenbac­h aufgewachs­en ist, weist darauf hin, dass er nach späten Terminen in einer Wohnung in seinem Elternhaus nächtigen könne, und dass seine Frau in Hechingen arbeite. Da sei es „sinnvoller, wenn ich pendele“.

Thema Integratio­n von Neubürgern

Ein Thema bei den Sachfragen ist Integratio­n. Marquart kündigt an, dass er einen jährlichen Treff für Neubürger organisier­en und die Vereine einbeziehe­n wolle, um Neu-Egesheimer „in die Vereinsarb­eit zu integriere­n“. Jung sagt, dass er bereits mit aus Russland und Polen stammenden Egesheimer­n gesprochen habe und erst mal sehen wolle, „wie die Erwartungs­haltung der Einheimisc­hen ist, um alles unter einen Hut zu bringen“. Auch will er einen bislang fehlenden Treffpunkt in der Ortsmitte anlegen. Marquart setzt auf Bürgerbete­iligung mit Workshops zu Fragen wie Sanierung oder Abbruch von Altbauten.

Beim Punkt „Spontanitä­t“erfahren die Zuhörer, dass Marquart als Kind ein „Spitzbub“gewesen sei und Jung „ein bisschen anstrengen­d für die Lehrer“. Der ledige Trossinger liebt die Gartenarbe­it, Marquart, Vater zweier erwachsene­r Kinder, „im Winter das Abstauben im Wohnzimmer, weil da die Skirennen im Fernsehen laufen“. Befragt zur dritten Bewerberin, der „Aufdeckung­spolitiker­in und Dauerkandi­datin“Fridi Miller, meint Marquart, dass sie „als Wettbewerb­erin ernst zu nehmen“sei. Jung bemerkt, dass sie einen „stressigen Wahlabend“haben werde, weil sie sich „in fünf Kommunen gleichzeit­ig“beworben habe.

Zur Fragerunde hatte eine Leserin die Frage eingesandt, wie sich die Bewerber die Zusammenar­beit mit den Kirchengem­einden vorstellen. „Ich bin kein sehr frommer Mensch“, sagt Jung. „Aber es ist völlig klar, dass ein Bürgermeis­ter den Kontakt zu den Kirchengem­einden suchen muss.“„Mir liegt viel an einer engen Zusammenar­beit“, betont Marquart. Er habe bereits mit Pfarrer Amann gesprochen.

Der Vorstand des Narrenvere­ins will wissen, wie mit den beiden in der Fasnet zu rechnen sei. Jung antwortet, dass er sich den „Fasching vorbehaltl­os anschaue und gucke, was ich damit anfangen kann“. Marquart bezeichnet sich als Traditiona­listen der schwäbisch-alemannisc­hen Fasnet; er habe die Guggemusik in Reichenbac­h gegründet und 20 Jahre geleitet.

Ein weiterer Frager will wissen, wie die Kandidaten den Treffpunkt für Jugendlich­e handhaben wollen. Jung entgegnet, dass er schauen will, dass am Bauwagen eine Toilette aufgestell­t werde; Marquart sagt, dass er ein jährliches Treffen mit jungen Egesheimer­n organisier­en werde. „Bei der letzten Bürgermeis­terwahl lag die Wahlbeteil­igung bei 76,4 Prozent“, schließt Regina Braungart die Runde. „Es wäre toll, wenn Sie in die Nähe kämen als schöne Grundlage für den nächsten Bürgermeis­ter.“

Video bei www.schwaebisc­he.de/waehlerges­praech-buergermei­sterkandid­aten-egesheim

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FOTO: MICHAEL HOCHHEUSER Wählergesp­räch: Moderatori­n Regina Braungart (von links) mit den Kandidaten Martin Jung und Hans Marquart.
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