Falsche Eliten
Das Personal an der Spitze der deutschen Autobauer macht einen zunehmend fassungslos. Die Dieselaffäre geht bald ins Jahr vier der Aufarbeitung und noch immer vergeht kaum eine Woche, in der Deutschlands „Vorzeigebranche“nicht mit neuen Enthüllungen konfrontiert wird. Dass Audi-Boss Rupert Stadler von der Staatsanwaltschaft nun als Beschuldigter geführt wird, überrascht da noch am wenigsten.
Es ist die Kaltschnäuzigkeit, mit der in den Chefetagen weitergemacht wird, als wäre nichts geschehen. Millionen Verbraucher werden weiter getäuscht, und das Wohl und Wehe einer ganzen Industrie wird aufs Spiel gesetzt. Dass der zweite AudiManager, gegen den nun wegen Betrug und Falschbeurkundung ermittelt wird, ausgerechnet der sein soll, mit dem der Hersteller die Manipulationen an seinen Dieselautos aufarbeiten wollte, passt ins Bild. Der vielfach beschworene Wertewandel: nichts als leeres Geschwätz.
Damit muss Schluss sein. Zu lange konnten sich die Manager mit ihren Konzernen als Staat im Staate wähnen. Spätestens mit dem Totschlagargument von Arbeitsplatzverlusten war den Wünschen der Bosse ein Entgegenkommen seitens der Entscheidungsträger in Berlin sicher. Es muss wieder das Primat der Politik über die Geschäftsinteressen der Großkonzerne gelten. Gesetzliche Abgasgrenzwerte müssen wieder das sein, wofür sie erlassen wurden: Als verbindlich einzuhaltende Vorgaben zum Schutz der Bürger und der Umwelt. Mit dem amtierenden Personal an der Spitze der Autokonzerne scheint sich der Weg zurück zur Normalität aber nicht gehen zu lassen. Je früher diese Eliten gehen (müssen), desto besser.