TV-Team auf Entdeckungsreise in Gosheim
SWR-Landesschau dreht fast eine Woche lang in der Heuberg-Gemeinde
- Was hat das zu bedeuten? Eine junge Frau in pinkfarbener Jacke läuft mit einem Kameramann und einem Tontechniker, der sein Mikro an einem langen Galgen hält, durchs Dorf? Wer über das Gosheimer Dorfgeschehen informiert ist, weiß sofort Bescheid: Das SWRTeam von „Landesschau mobil“hat heute seinen ersten Drehtag.
Das Dreigespann mit Reporterin Aita Koha beginnt den Tag mit einer Art Schnitzeljagd. Zuerst soll das Team ein Rätsel lösen. Die ganze Woche lang wird das Dreier-Team auf Entdeckungsreise in Gosheim unterwegs sein. In ihrer relativ neuen Sendereihe wollen die drei herausfinden, was die Menschen im jeweiligen Ort bewegt und was das Leben vor Ort prägt.
Zielsicher steuern sie auf das Geschäft von Maler Albrecht in der Wehinger Straße zu. Schließlich heißt die Rätselfrage „Welche Farbe spielt in Gosheim keine Rolle?“– und da muss man ja bei einem Experten für Farben nachfragen. Malermeister Hartmut Albrecht ist sofort bereit, dem Team Auskunft zu erteilen. Es müsse die Farbe Grün sein, meint er. Er wünscht sich nämlich, dass es mehr Grünes im Ort gäbe – also vor allem schön gestaltete Grünflächen. Die Journalistin erkundigt sich nach eventuellen Grün-Initiativen; Albrecht weiß nichts davon und schickt das Reporter-Team aufs Rathaus.
Dort wird das Rätsel gegen Mittag gelöst: Es ist die Farbe Rot. „Moment mal Rot – das ist doch genau die Farbe von Gosheim? – Sie beherrscht das Ortswappen mit der Schwurhand (in Kombination mit Weiß), es gibt einen Roten Platz; auch die einstigen Herren von Vorderösterreich, denen Gosheim gehörte, hatten das Rot im Wappen der Habsburger?“Bürgermeister Bernd Haller erklärt die Doppeldeutigkeit der Lösung: Rot als Farbe der Sozialdemokraten habe in Gosheim nie eine Rolle gespielt. Noch nie habe es bei Gemeinderatswahlen eine SPD-Liste gegeben. Aita Koha fügt noch hinzu: „Und die Gosheimer brauchen bei ihren Wünschen nie den Rotstift anzusetzen“– so habe sie im Vorfeld recherchiert.
Nachmittags treffen sich ein paar Gosheimer Urgesteine in der „Krone“zu einem „spontanen“Stammtisch. Im Vorfeld hätten sich schon einige von ihnen mit SWR-Reporterin Simone Heyder im Rathaus getroffen, um mögliche Themen und Fragen für den Dreh auszusuchen, verrät Kurt Braun, Steuerberater und langjähriger Gemeinderat. Einigen seiner früheren Weggefährten liege immer noch der Ärger über den Heubergfilm von 1980 „Wo die Not das Drehen lehrte“schwer im Magen, wo in grauen Farben und begleitet von tristen Tönen das Leben auf dem Heuberg nachgezeichnet wurde. Das führt er dafür an, dass ein paar Leute auf die Einladung des Bürgermeisters zum Gespräch abgesagt hatten. Heyder verspricht einen Film ganz anderer Art. Bei einem alkoholfreien Bier von Kronen-Wirt Manfred Hermle plaudern in lockerer Runde Braun und Manfred Kornacz, Hugo Hermle, Reinhold Schuler, Helmut Hermle und Alfons Hermle.
Die aus Villingen-Schwenningen stammende Reporterin versteht den Gosheimer Dialekt bestens, so dass keine sprachlichen Barrieren bestehen und jeder munter drauflos schwätzen kann. Braun erklärt noch einmal, warum es nie „Rote“im Gemeinderat gegeben habe: Schließlich habe mit rund 90 Prozent Katholiken im Ort die CDU mit der Farbe Schwarz lange die politische Szene beherrscht. In den Rat der Gemeinde hätten sich vorzugsweise katholische Unternehmer wählen lassen.
Armenhaus der Region
Frisch von der Leber weg erzählen die Gäste aus vergangenen Zeiten, als der Heuberg noch das Armenhaus der Region war, wie die Industrialisierung schnell Fuß fasste, wie es zum Namen „Gosheim, ein Mercedesdorf“kam. Man geht über zu den Sanierungsprojekten, denn Koha hat die Zinken-Baustelle gesehen und fragt nach. Alfons Hermle erzählt – weil sie unbedingt Geschichten hören will – vom legendären „Schmierseifen-Attentat“bei der letzten Fahrt der Heubergbahn. Einer nach dem anderen bekommt Spaß an der fröhlichen Runde. Sie bringen die Infrastruktur, den Schulverband und die gute Schulsituation ins Gespräch. Dass man hier sogar Abitur machen kann, wird mit Stolz verkündet.
Zuletzt empfehlen die Gosheimer den Dreien noch einen Ausflug zum Aussichtspunkt „Weißes Kreuz“. Da habe er einst als Praktikant bei einem „Tatort“mitgewirkt, erinnert sich Kameramann Andreas Schäfauer. Er und Tontechniker Michael Karthäuser sorgen anderthalb Stunden lang dafür, dass Bild und Ton gut eingefangen werden. Weitere Themen wird das SWR-Team bis einschließlich Samstag noch angehen (wir werden berichten).