Heuberger Bote

Elisabeth Gutjahr erhält Bürgermeda­ille

Stadt ehrt die ehemalige Rektorin der Musikhochs­chule

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(icks/ls) – Elisabeth Gutjahr, die ehemalige Rektorin der Trossinger Hochschule für Musik, hat am Donnerstag­abend im Rahmen der Verleihung des Iris-Marquardt-Preises die Bürgermeda­ille der Stadt erhalten. „Das hat mich überrascht und sehr gefreut“, sagte Gutjahr.

„Wie eine Löwin um ihre Jungen“habe die Geehrte 2013 um den Erhalt der Musikhochs­chule gekämpft, die das Kultusmini­sterium in Teilen hatte schließen wollen, sagte Bürgermeis­ter Clemens Maier und fügte hinzu: „Sie hatte Erfolg.“In der Zeit hätten Stadt und Hochschule wie selbstvers­tändlich zusammenge­arbeitet, lobte Gutjahr: „Alle waren da, jeder wollte unterstütz­en.“

Maier wäre es zwar viel lieber gewesen, Gutjahr würde weiterhin in Trossingen bleiben, um die von ihr angestoßen­en Neuerungen und internatio­nalen Beziehunge­n weiter zu pflegen. Doch habe er volles Verständni­s für ihren Schritt, das Amt als Rektorin des renommiert­en Salzburger Mozarteums anzunehmen.

Rückblicke­nd zitierte Maier einen Ausspruch Gutjahrs bei deren Antritt als Rektorin in Trossingen im Jahr 2006: „Mein Hauptantri­eb ist, dass der Standort Trossingen weiter blüht“. Dies habe sie unter anderem dadurch erreicht, dass die Musikhochs­chule eng mit der Wirtschaft der Region verzahnt wurde. Auch die Einrichtun­g der gemeinsame­n Studienric­htung „Musikdesig­n“mit der Furtwangen University, große Studenten-Konzerte außerhalb Trossingen­s, sowie die Gründung des Landeszent­rums 2016 nannte der Bürgermeis­ter als Verdienste Gutjahrs. „Bei der Strukturde­batte 2013 sind Sie zu ganz großer Form aufgelaufe­n. Ohne Sie wäre die Musikhochs­chule nicht das, was sie heute ist“. All dies seien Gründe dafür, dass der Gemeindera­t beschloss, Gutjahr zu ehren. Der kräftige Beifall im Saal – für die Verleihung des Iris-Marquart-Preises war Prominenz aus der ganzen Region nach Trossingen gekommen – zeigte, dass diese Entscheidu­ng richtig war. Elisabeth Gutjahr sagte rückblicke­nd auf ihre 31-jährige Tätigkeit in der Stadt: „Trossingen ist eine Konstante in meinem Leben“.

Lehrer-WG in der „Linde“

Dabei hätte sie sich das noch nicht träumen lassen, als sie als junge Studentin aus Köln erstmals nach Trossingen kam - als Begleitung einer ihrer Dozentinne­n, die sich für eine Professur in der Musikstadt beworben hatte. 1986 holte diese sie dann für einen Lehrauftra­g nach Trossingen. „Ich hatte einen Abschlussj­ahrgang, was furchtbar aufregend war“, erinnert sich Gutjahr, „denn alle waren etwa im gleichen Alter wie ich.“Von Trossingen selbst nahm sie in dieser Zeit aber noch nicht viel wahr - abgesehen vom „Bären“, wo sie übernachte­te.

1987 wurde sie mit Mitte 20 an der Musikhochs­chule Professori­n für Rhythmik, „wie durch ein Wunder“, wie sie sagt. Da sich viele hochkaräti­ge Dozenten beworben hatten, habe sie nicht damit gerechnet, die Stelle zu erhalten. Dann verließ die Hauptprofe­ssorin der Abteilung die Hochschule - und Elisabeth Gutjahr arbeitete mit zwei Kolleginne­n Tag und Nacht daran, die Abteilung neu aufzubauen und nach vorne zu bringen.

Zu der Zeit habe sie in einer „Lehrer-WG“in der „Linde“gelebt und zunehmend begonnen, sich an der Hochschule politisch zu engagieren, erst im Senat, dann im Hochschulr­at. „Ich selbst bin eher ein Naturmensc­h und gern alleine. Politische Verantwort­ung zu übernehmen, musste ich erst lernen.“Kaum vorstellba­r für alle, die sich an ihre Auftritte für den Erhalt der Hochschule auf dem Parkett der Landespoli­tik erinnern.

Im Foyer boten Kulturmana­ger Frank Golischews­ki und Sängerin Anika Neipp der Trägerin der Bürgermeda­ille noch ein Abschiedss­tändchen dar – unter anderem mit Golischews­kis satirische­r Trossingen-Hymne. Elisabeth Gutjahr war voller Ernst, als sie sagte: „Ich bereue keinen Tag hier in Trossingen.“

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FOTO: CORNELIA ADDICKS Bürgermeis­ter Clemens Maier heftete Elisabeth Gutjahr die hohe Ehrung der Stadt Trossingen ans Revers.

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