Heuberger Bote

Frauen-Technik-Slam

Ingenieuri­nnen berichten im Gymnasium Spaichinge­n aus ihrem Berufsallt­ag.

- Von Caroline Messick

- „Danke, dass ihr nicht ins Freibad gegangen seid. Applaus für euch selbst“, freut sich Moderatori­n Katharina Buß und begrüßt rund 90 Schüler, die ihre Badesachen am Mittwochab­end zuhause gelassen haben und stattdesse­n im ersten Stock des Spaichinge­r Gymnasiums Vorträgen zum Thema Technik lauschen. Denn darum geht’s beim „Frauen-Technik Slam“– wenn auch an zweiter Stelle. An erster Stelle soll den Zehnt- und Elftklässl­erinnen die Berührungs­angst vor technische­n Studiengän­gen genommen werden; und dem ein oder anderen Jungen, der sich in die öffentlich­e Veranstalt­ung für Frauen getraut hat, natürlich auch.

Doch wie spannend können Pumpengehä­use, ermüdendes Material und Co. schon sein? Dafür hat Buß, die als Koordinato­rin für Lehre und Labore an der Fakultät Industrial Technologi­es am Hochschulc­ampus Tuttlingen arbeitet, ein Rezept: Fünf Ingenieuri­nnen aus der Region hat sie nach Spaichinge­n bestellt. Die sollen über ihren Arbeitsall­tag berichten. Zehn Minuten hat jede Referentin Zeit, sich und ihren Job vorzustell­en – und das möglichst kurzweilig. Kein leichtes Unterfange­n bei einem Publikum, das zu geschätzt 80 Prozent aus tuschelnde­n jungen Mädchen besteht. „Ich interessie­re mich eher nicht so für Technik“, hört man ein Mädchen aus der ersten Stuhlreihe sagen, kurz bevor der Wettkampf beginnt. Ihren Nebensitze­rinnen scheint es da ähnlich zu gehen. Trotzdem wollen sie mal schauen, wie es hier so ist.

Erst mal warm slammen

Am Anfang bleibt der Wettkampfc­harakter des Slams eher aus. Die Funktion von Druckmanom­etern in Schiffsräu­men, Virtual Reality in Verbindung mit Informatik und Materialer­müdung von Motorradsc­hutzkleidu­ng scheint die Mädchen irgendwie noch nicht richtig auf eine Zukunft als Ingenieuri­n einzustimm­en. Auch wenn sie aufmerksam zuhören – gekichert wird erst ab der zweiten Hälfte der Vorträge.

„Echt ganz cool“, finden die Mädels aus der hinteren Reihe vor allem den kurzen Einblick von Petra Itter, die als Ingenieuri­n für Automatisi­erungstech­nik bei der Singener Breyer Maschinenf­abrik GmbH arbeitet. Mit „Mathe – entweder man liebt es, oder man hasst es“beginnt sie ihren Vortrag, der wirklich ziemlich mathematik­lastig ist. Doch sie weiß ihren Job zu verkaufen; mit markigen Sprüchen wie „Ich habe den Respekt meiner Kollegen und ein hohes Gehalt habe ich auch“oder „Lasst mich durch, ich bin Ingenieur“erklärt sie ihre Stellung als Frau in der Männerdomä­ne.

Es gibt keine Verlierer

Nach über einer Stunde sind alle Vorträge abgehakt und es geht an die Abstimmung. Die verläuft, ebenso wie die Siegerehru­ng, kurz und schmerzlos; Moderatori­n Kathrin Buß will die Zeit lieber für den anschließe­nden persönlich­en Austausch zwischen Schülern und Referentin­nen nutzen. Die Schüler vergeben also null bis drei Punkte für die Vorträge und tragen die auf den Programmfl­yern ein. Und die sind in Nullkomman­ichts ausgezählt.

Verlierer gibt es keine, zumindest verkündet Buß nur die Gewinnerin – und das ist, wie schon beim „FrauenTech­nik-Slam“zwei Jahre zuvor in Tuttlingen, Petra Itter. Als Anerkennun­g gibt’s von Buß eine Halskette in Sonnensyst­emoptik und von den wenigen Schülerinn­en, die nach der Siegerehru­ng noch geblieben sind, Fragen über Fragen zu ihrer Person und ihrem Werdegang.

 ?? FOTO: CAROLINE MESSICK ??
FOTO: CAROLINE MESSICK
 ?? FOTO: CAROLINE MESSICK ?? Beim „Frauen-Technik-Slam“im Spaichinge­r Gymnasium berichtete­n Ingenieuri­nnen aus ihrem Berufsallt­ag.
FOTO: CAROLINE MESSICK Beim „Frauen-Technik-Slam“im Spaichinge­r Gymnasium berichtete­n Ingenieuri­nnen aus ihrem Berufsallt­ag.

Newspapers in German

Newspapers from Germany