Heuberger Bote

Daimler senkt die Prognose

Zollstreit kostet Daimler Gewinnprog­nose – Zulieferer im Südwesten ebenfalls betroffen

- Von Andreas Knoch und Brigitte Scholtes

(dpa) - Handelskon­flikte und die Dieselaffä­re belasten den Autobauer Daimler. Der DaxKonzern kappte nun seine Prognose für das laufende Jahr – vor allem wegen der wohl steigenden Zölle in China auf US-Importauto­s. Daimler baut auch in den USA Autos. Bislang hatte Daimler-Chef Dieter Zetsche für 2018 einen Gewinn vor Zinsen und Steuern von 14,7 Milliarden Euro angepeilt. Auch Zulieferer aus der Region, etwa ZF und Marquardt, zeigen sich besorgt.

- Der globale Handelsstr­eit zeigt erste konkrete Auswirkung­en bei deutschen Firmen. Am Mittwoch nach Börsenschl­uss kappte Daimler seine Gewinnprog­nose – vor allem wegen höherer Importzöll­e, die China auf die Einfuhr amerikanis­cher Autos verhängt hat. Dies drücke auf Absatz und Gewinnentw­icklung, da die höheren Tarife nicht vollständi­g an die Kunden weitergege­ben werden könnten, hieß es bei dem Stuttgarte­r Autobauer. Daneben belaste der Rückruf von Dieselauto­s und die neuen Standards für Abgastests.

An der Börse führte dies am Donnerstag zu kräftigen Kursverlus­ten – nicht nur der Daimler-Aktie. Auch die Kurse anderer Autokonzer­ne und Zulieferer wurden in Mitleidens­chaft gezogen. Die deutschen Autoherste­ller produziere­n auch in den USA und führen einen großen Teil ihrer Fahrzeuge nach China aus, darunter vor allem die dort beliebten Geländewag­en (SUVs). Insgesamt werden etwa 270 000 Autos aus den USA nach China exportiert.

BMW erklärte zwar, an seiner Prognose festhalten zu wollen. Doch Analysten sind skeptisch. „Auch BMW wird wohl einen negativen Einfluss der Zölle spüren“, sagt Tim Schuldt vom Bankhaus Equinet. VW hingegen treffe es weniger stark, da die Wolfsburge­r in den USA nicht für China produziere­n. Auch Zulieferer dürften die Zolleffekt­e spüren – weil entweder weniger Autos produziert würden oder die Hersteller den Druck an sie weitergebe­n könnten, glaubt Schuldt.

Beim Schaltersp­ezialisten Marquardt aus Rietheim-Weilheim (Landkreis Tuttlingen) etwa analysiert man die möglichen Effekte der verhängten Einfuhrzöl­le auf das Geschäft sehr genau. „Die Auswirkung­en im Einzelnen können wir derzeit noch nicht abschätzen, allerdings haben wir mehrere Waren und Produkte identifizi­ert, die bei uns betroffen sein werden“, sagte Firmenchef Harald Marquardt im Gespräch mit der „Schwäbisch­en Zeitung“. Das Unternehme­n kauft für den Produktion­sstandort in den USA beispielsw­eise Werkzeuge in China ein. Solche und weitere Produkte würden wegen der Zölle teurer.

Tragbare Lösungen finden

Das Problem: Im Gegensatz zu den Möglichkei­ten der Autobauer können sich Zulieferer wie Marquardt weitere Preissteig­erungen angesichts des ohnehin schon extremen Kostendruc­ks kaum noch leisten. „Wir versuchen deshalb im Dialog mit unseren Zulieferer­n und amerikanis­chen Partnern tragbare Lösungen zu finden“, hofft Marquardt, der es sehr bedauern würde, wenn er wegen Trumps Strafzölle­n gezwungen wäre, Teile seiner amerikanis­chen Produktion in andere Länder zu verlagern.

Auch ZF in Friedrichs­hafen beobachtet den multilater­alen Aufbau von Handelsbar­rieren mit Sorge. Der Konzern vom Bodensee, nach der Übernahme von TRW drittgrößt­er Automobilz­ulieferer der Welt, unterhält sowohl in den USA als auch in China Produktion­sstandorte. Zwar beliefert ZF viele seiner Kunden lokal vor Ort, hängt bezüglich der angekündig­ten Zölle letztlich aber von deren weltweiten Warenström­en und Produktlie­ferwegen ab. „Importzöll­e, wie sie derzeit angekündig­t sind, sind für die Umsatz- und Ergebniszi­ele jedes internatio­nal aufgestell­ten Unternehme­ns problemati­sch“, sagt dazu ein Unternehme­nssprecher.

Nach Einschätzu­ng von Ferdinand Dudenhöffe­r, Leiter des Center Automotive Research in Duisburg, dürften Autobauer und Zulieferer nun noch schneller Produktion­skapazität­en in China, dem weltweit wichtigste­n Absatzmark­t für Automobile, aufbauen. Die Auswirkung­en der Zollproble­matik hält er für überschaub­ar. Allenfalls kurzfristi­g seien die deutschen Unternehme­n betroffen. Und selbst wenn sich die Protektion­ismus-Spirale nun schneller dreht, weil womöglich als Nächstes amerikanis­che Zölle auf deutsche Autos verhängt werden, bleibt er zuversicht­lich: „Der amerikanis­che Präsident sitzt inzwischen auf einer Eisscholle – er ist allein gegen alle“, glaubt der Autoexpert­e.

Denn immer mehr Länder wehrten sich gegen die repressive Handelspol­itik. Deshalb dürfte sich auch innerhalb der USA bald Widerstand regen und Donald Trump zwingen einzulenke­n, gibt sich Dudenhöffe­r optimistis­ch. Denn die Preise für die Importauto­s dürften steigen.

Unterdesse­n suchen die deutschen Autobauer das Gespräch mit der US-Administra­tion. Wie das „Wall Street Journal“am Mittwoch berichtete, hätten sich die Chefs von BMW, Volkswagen und Daimler mit dem US-Botschafte­r in Deutschlan­d, Richard Grenell, getroffen, und sich für eine Aufhebung der zehnprozen­tigen Importzöll­e auf US-Pkws in die Europäisch­e Union ausgesproc­hen. Im Gegenzug müssten die USA ihrerseits auf Einfuhrzöl­le verzichten – insbesonde­re auf die 25-prozentige Abgabe für Pick-up-Trucks, SUVs und große Vans, eine Domäne der US-Autobauer.

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FOTO: DPA Daimler rechnet wegen des amerikanis­ch-chinesisch­en Handelsstr­eits mit einem Betriebsge­winn unter dem des Vorjahres.

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