Spekulationen über Gomez-Einsatz
Wie der Bundestrainer spielen lassen könnte: Doppelspitze, Dreierkette, mit Marco Reus
(ps) - Vor dem wichtigen WM-Vorrundenspiel der deutschen Fußball-Nationalmannschaft am Samstag gegen Schweden wird beim DFB-Team in Sotschi vor allem über die Besetzung des Angriffs diskutiert. Viele Experten glauben, dass Stoßstürmer Mario Gomez gegen die defensiv dicht gestaffelten Schweden den Vorzug gegenüber Timo Werner erhalten sollte. Der Unlinger selbst wollte sich dazu nicht äußern. Mehr als ein „Ich bin topfit“war Gomez nicht zu entlocken.
- Unzählige Aufstellungen sind nach dem miserablen 0:1 zum WM-Auftakt gegen Mexiko in der Umlaufbahn in Deutschlands Büros und Wohnzimmern, in den Cafés und Kneipen. All die Möchtegern-Bundestrainer haben Ideen für Bundestrainer Joachim Löw vor, wie er seine Startelf am Samstag gegen Schweden zum zweiten Gruppenspiel, das nun schon das erste K.o.-Spiel ist, verändern solle. Die Aufstellungsdebatte rund um die drei zentralen Fragen in Sachen (neuem) Personal und (anderer) Taktik zusammengefasst:
Braucht Löw eine Doppelspitze? In den letzten sieben Länderspielen hat die Nationalelf nur sechs Treffer erzielt – unterdurchschnittlich. Wie für die gesamte Mannschaft war auch für Mittelstürmer Timo Werner (22) das 0:1 zum WM-Auftakt gegen Mexiko deprimierend. Null Tore, kaum Chancen für den Leipziger, der in 15 Länderspielen bisher acht Treffer verbucht hat. Kommt nun Mario Gomez, mit fast 33 Jahren ältester deutscher Spieler im Kader, für den jungen Werner in die Startelf ? Zählt Löw auf Gomez und dessen Erfahrungen von fünf großen Turnieren? Rekordnationalspieler Lothar Matthäus fordert in „Bild“: „Gegen die tiefgestaffelten Schweden gibt es für den sprintstarken Timo Werner kaum Räume, er kann seinen Speed nicht so gut einsetzen. Deswegen wäre der körperlich stärkere Mario Gomez, der ein echter Strafraumstürmer ist, meine Wahl.“
Gomez: „Ich bin topfit“
Der VfB-Stürmer, in dessen Vita 31 Treffer in 76 Länderspielen stehen, ließ sich vor dem Vormittagstraining nicht locken, wollte keinerlei Werbung in eigener Sache machen: „Dazu werdet ihr in meinem restlichen Leben niemals eine Aussage bekommen“, sagte Gomez. Ob er fit sei? Die Antwort: „Ich bin topfit.“Werner kann sich auch eine Doppelspitze vorstellen: „Das ist immer eine Option. Mario und ich verstehen uns ganz gut, wir könnten auch sehr gut zusammen vorne spielen. Wir sollten aber nicht die Defensive vernachlässigen. Das ist vielleicht ab der 70., 80. Minute je nach Situation eine Option.“Gomez/Werner: Schwabenpower für den Schönauer Jogi Löw? Um keinem auf den Schlips zu treten, sagte Werner noch: „Ich glaube, dass wir auch mit der Aufstellung, die wir jetzt hatten, in der Lage sind, Spiele zu gewinnen.“Theoretisch ja.
Wäre eine Dreierkette sinnvoller? In einer der Einheiten von Sotschi ließ Löw die Dreierketten-Variante mit Joshua Kimmich, Jérôme Boateng und Mats Hummels (von rechts nach links) trainieren, auf der rechten Seite agierte Julian Brandt, Jonas Hector auf links. Beide können in der Rückwärtsbewegung, wenn die Gegenangriffe rollen, aus der Dreier- eine Fünferkette werden lassen. Das erfordert mehr taktische Flexibilität und Wachheit der Spieler. „Die Dreierkette ist immer ein Thema, weil wir es beim DFB schon oft gespielt und sehr gute Erfahrungen damit gemacht haben“, sagte Bayern-Profi Hummels am Donnerstag, relativierte jedoch: „Ob es gegen Schweden, eine Mannschaft, die wir sehr defensiv erwarten, so kommen wird, weiß ich nicht. Aber das hängt natürlich auch mit der Besetzung der Positionen zusammen.“Möglich auch: Neben dem zentralen Abwehr-Duo Boateng/Hummels rückt mit Niklas Süle oder Antonio Rüdiger ein weiterer, dritter gelernter Innenverteidiger ins Team, um die Dreierkette zu bilden – was jedoch gegen Schweden, die wahrscheinlich mit nur einem Stürmer spielen, übertrieben wäre.
Oberstes Ziel: gewinnen
Was wird aus Marco Reus? Gegen Mexiko saß der Dortmunder Flügelspieler noch auf der Bank – diese Absprache mit Bundestrainer Löw hatte er etwas unbedacht verraten. Schlägt gegen Schweden seine Stunde? „Klar ist, dass Reus nun spielen muss“, forderte Matthäus, der Mesut Özil aus der Mannschaft nehmen würde. Der ehemalige DFB-Kapitän: „Meine Dreierreihe mit ihm, Müller auf halbrechts und Draxler halblinks wäre sehr variabel.“Reus selbst bestätigte am Donnerstag im ZDF, dass es ihm „gut geht“und er „das Gefühl“hat, „der Mannschaft helfen zu können“. Diesmal hat er noch keinen Hinweis von Löw in Sachen Aufstellung erhalten. Die wahrscheinlichste Variante: Der Bundestrainer hält an den WM-Helden Müller und Özil fest, nimmt Julian Draxler aus der Startelf. „Das oberste Ziel ist, dass wir gewinnen“, sagte Reus, „wir müssen mehr den Torabschluss suchen und uns besser bewegen.“Damit nicht ein historischer Negativ-Rekord eintritt: Zwei Mal in Serie ohne eigenen Treffer – das ist der DFB-Elf bei einer WM zum Start noch nie passiert.