Sohn Gottes im Christentum, Prophet im Islam
Pfarrer Philippus Maier zeigt Unterschiede und Gemeinsamkeiten der Darstellung von Jesus in beiden Religionen auf
- Jesus wurde von der Jungfrau Maria geboren und vollbrachte zahlreiche Wunder: Davon ist nicht nur das Christentum überzeugt, sondern auch der Islam. In der Darstellung gibt es allerdings auch wesentliche Unterschiede, die Philippus Maier in einem Vortrag aufgezeigt hat.
Zu „Jesus im Koran und im Islam“kamen jüngst zahlreiche Zuhörer ins Johannes-Brenz-Gemeindehaus. Organisiert hat den Abend die Lebendige Gemeinde im Bezirk Tuttlingen der Christusbewegung in Württemberg.
„Der Islam beschäftigt mich schon seit meiner Jugend“, erklärte Referent Philippus Maier, Pfarrer aus Albstadt-Onstmettingen. Zum besseren Verständnis des Koran lernt er sogar arabisch. „Doch ich bin kein eifriger Schüler und mein Lehrer muss viel Geduld mit mir haben“, räumte er ein.
Philippus Maier erläuterte eingangs, dass er seinem Vortrag die vom saudi-arabischen König Fahd autorisierte Übersetzung des Korans zugrunde gelegt habe, aus dem er zahlreiche Suren zum Beleg heranzog. Er erklärte zudem, dass der Islam auf drei Säulen basiere: Dem Koran, den Aussprüchen des Propheten Mohammeds und der Sunna, den überlieferten Verhaltensregeln. Diese hätten deshalb große Bedeutung, weil viele Gläubige nicht arabisch sprächen und sich daher an eben diesen Verhaltensregeln orientierten. Für Muslime hätten auch die Taten und Worte Mohammeds große Bedeutung.
Vollbringer von Wundern
Philippus Maier führte aus, dass auch der Islam Jesus kennt, der „Isa“genannt wird. Laut Maier geht auch der Islam von der jungfräulichen Empfängnis aus, aber davon, dass Maria ihren Sohn im Verborgenen geboren hat, und von Jesus als Sohn Marias, nicht als Sohn Gottes. Weiterhin kommt „Isa“als Zeichen für die Menschheit zur Welt, von Allah gesandt. Im Islam wurde „Isa“weder gekreuzigt, noch starb er oder wurde begraben. Stattdessen habe Allah ihn zu sich emporgehoben und er werde ihn am „jüngsten Tag“wieder zur Erde schicken, um über die Menschen zu richten. Der Islam versteht ihn als Propheten in dieser und als Fürsprecher in der jenseitigen Welt.
Im Koran ist ebenso wie in der Bibel ist die Rede von zahlreichen Wundern, die „Isa“, beziehungsweise Jesus vollbracht hat. Beide Schriften betonen die Wichtigkeit von Mitleid und Barmherzigkeit.
In vielen Ländern mit mehrheitlich muslimischer Bevölkerung würden Muslime und Christen zusammenleben, so Maier, trotz vieler unterschiedlicher Sichtweisen. „Im Dialog kann sich vieles klären“, sagte er. Im Anschluss hatten die Anwesenden noch Gelegenheit zu Gesprächen und dazu, ihm spezielle Fragen zu stellen.