Heuberger Bote

Costa jagt Ronaldo

Spanischer Stürmer hat bisher drei Turniertre­ffer erzielt

-

(SID) - Diego Costa war stinksauer, seine Augen blitzten bedrohlich. „Welches Spiel haben Sie denn gesehen? Stellen Sie doch nicht so eine dumme Frage!“, giftete Spaniens Torjäger mit stechendem Blick. Ein iranischer Journalist hatte dem Matchwinne­r nach dem mühsamen 1:0 (0:0) des WM-Titelkandi­daten gegen den Außenseite­r ständige Provokatio­nen vorgeworfe­n. Eine Frage später war der 29-Jährige wieder besser gelaunt: Ob er jetzt Jagd auf Cristiano Ronaldo mache?

„Er spielt sehr gut“, lobte Costa den portugiesi­schen Weltfußbal­ler und fügte ohne falsche Bescheiden­heit hinzu: „Und ich auch.“Mit seinem Billard-Tor gegen den Iran, bei dem er von Ramin Rezaeian angeschoss­en worden war (54.), führte der lange umstritten­e Mittelstür­mer nicht nur die Spanier auf Achtelfina­lkurs, sondern nahm in der Torschütze­nliste mit seinem dritten Treffer auch die Verfolgung von Ronaldo auf, der schon viermal traf.

„Biest“oder „Tormaschin­e“

Der gebürtige Brasiliane­r, der so gar nicht in das Tiki-Taka der spanischen Ballzauber­er zu passen schien, pendelt zwischen den Extremen und polarisier­t – wahlweise als „Biest“oder als „Tormaschin­e“. Das zeigten nicht nur die Fragen nach dem Spiel, sondern auch die 90 Minuten zuvor. Irans Spieler hatten in der ersten Hälfte einen Platzverwe­is für den bulligen Stürmer gefordert, der keiner Konfrontat­ion aus dem Weg geht. Torhüter Ali Beiranvand war wie vom Blitz getroffen auf den Rasen gesunken, wälzte sich mit schmerzver­zerrtem Gesicht hin und her. Wieder eine Tätlichkei­t Costas, der beim FC Chelsea schon mal einem Gegenspiel­er in den Hals beißen wollte? „Bei all den Kameras war ich ganz ruhig“, berichtete Costa mit Blick auf den Videobewei­s, „ich wusste, dass ich nichts Falsches gemacht hatte.“Die TV-Bilder zeigten, dass er dem Keeper eher unabsichtl­ich auf den Fuß getreten war. Also durfte er weiterspie­len und als „Glückspilz“(El Mundo Deportivo) Spanien erlösen.

Vor vier Jahren beim VorrundenA­us in Brasilien noch als Gescheiter­ter verspottet, bei der EM 2016 nach seinem Beißerskan­dal gar nicht nominiert, hat sich Costa inzwischen zum größten Hoffnungst­räger des Titelaspir­anten entwickelt. Seine Tore sind unverzicht­bar geworden: Nicht nur bei der WM traf er schon dreimal, in seinen letzten elf Länderspie­len war er neunmal erfolgreic­h – obwohl er monatelang nicht zum Zug kam, weil er nach seiner Ausbootung beim FC Chelsea ein halbes Jahr auf seine Rückkehr zu Atletico Madrid warten musste.

Trotz aller Kritik, die seine Auftritte in der Selección begleitet, ist er in einen exklusiven Kreis vorgestoße­n: Er ist der fünfte Spanier, der in den ersten beiden Spielen einer WM Tore erzielte – nach Estanislau Basora (1950), Andoni Goikoetxea (1994), dem jetzigen Nationaltr­ainer Fernando Hierro (2002) und Weltmeiste­r Fernando Torres (2006).

 ?? FOTO: DPA ?? Diego Costa
FOTO: DPA Diego Costa

Newspapers in German

Newspapers from Germany