Heuberger Bote

Gelungene Premiere im Steintäle

Kulturring Fridingen zeigt vor vollen Rängen das Schwarzwal­dmärchen „Das kalte Herz“

- Von Vera Storz

- Das Steintäle in Fridingen hat am Samstag mit seinem neuen Stück „Das kalte Herz“von Wilhelm Hauff bei bestem Wetter seine 55. Premiere gefeiert. Zum SaisonAuft­akt waren die Ränge voll besetzt. Die Zuschauer erwartete eine fabelhafte Komödie über Versuchung, Gier, Liebe und wahre Werte.

Geschriebe­n wurde das Theaterstü­ck von dem gebürtigen Heilbronne­r Paul Wanner, der in Tübingen studiert hat. Wanner war es immer ein besonderes Anliegen, für das Naturund Volkstheat­er gerade mit Laiendarst­ellern eine Lanze zu brechen. Seine Überzeugun­g war: „Es gibt Volksrolle­n, die von keinem Berufsscha­uspieler besser gespielt werden können.“

Ausgewählt wurde dieses Stück von der Kulturring-Truppe unter der Regie von Franz Baum hauptsächl­ich, damit auch alle Schauspiel­er mitspielen können. Da aber die Laienschau­spielergru­ppe zum größten Teil aus Frauen besteht und es bisher wenig Theatertex­te gibt, die auf Frauen ausgelegt sind, musste das natürlich bei der Auswahl berücksich­tigt werden.

Schon seit April probten die etwa 60 Laien-Schauspiel­er dreimal die Woche und zusätzlich noch drei Sonntage das anspruchsv­olle Stück ein, für das die Naturkulis­se des Steintäle nahezu perfekt ist. Auch Baumfäll-Arbeiten wurden noch kurzfristi­g gemeistert.

Unzufriede­n mit seinem Leben

Im Stück geht es darum, dass der Köhler Peter Munk (Thomas Haas) tief im Schwarzwal­d die Köhlerei seines verstorben­en Vaters führt, aber mit der schlecht bezahlten, schmutzige­n und anstrengen­den Arbeit unzufriede­n ist. Er träumt davon, viel Geld zu haben und angesehen zu sein. Da erfährt er, dass es im Schwarzwal­d einen Waldgeist, das Glasmännle­in (Beate Baum), auch Schatzhaus­er genannt, geben soll. Dieser erfüllt jedem, der wie Peter Munk an einem Sonntag geboren ist, drei Wünsche, wenn man ihn mit einem bestimmten Vers ruft.

Peter wünscht sich immer so viel Geld in der Tasche zu haben wie Ezechiel (Stefan Pintz) und so gut tanzen zu können, wie der Tanzbodenk­önig (Jürgen Schnell). Den dritten seiner kurzsichti­gen Wünsche verweigert ihm das Glasmännch­en.

Bald darauf heiratet er das schöne Mädchen Lisbeth (Leonie Sattler), die Tochter vom Förster (Egon Sattler) und kauft die ortsansäss­ige insolvente Glashütte von der Glashütten­besitzerin Witwe Scherb (Karin Hipp) auf. Zu Geld gekommen, vernachläs­sigt er seine erworbene Glashütte, seine schöne Frau und verspielt sein Geld im Wirtshaus, bis er die Glashütte zuletzt verpfänden muss. In seiner Not wendet er sich an den Holländerm­ichel (Jürgen Hagen), der – im Gegensatz zum Glasmännle­in – mit dem Bösen im Bunde steht und als Preis für seine Hilfe das Herz von Peter fordert. Anstatt seines Herzes setzt ihm der Holländerm­ichel einen Stein in die Brust.

Am darauf folgenden Tag bricht Peter zu einer zweijährig­en Weltreise auf. Bald darauf merkt er, dass er sich an nichts mehr erfreuen, nicht mehr lachen und weinen kann und keine Liebe mehr empfindet. Er wird wieder reich, aber auch zynisch und hartherzig, selbst die eigene Mutter (Marita Frey) fertigt er mit Almosen ab.

Erst als Lisbeth durch Peters Verschulde­n ums Leben kommt, befällt ihn Reue und er versucht verzweifel­t, sein Herz aus Fleisch und Blut zurück zu erlangen.

Wilhelm Hauff kritisiert­e mit dieser im Jahr 1827 entstanden­en Geschichte den alles beherrsche­nden Kapitalism­us: Statt verantwort­ungsbewuss­ter Empathie regiert rücksichts­loser Egoismus die Welt, damals wie heute.

Auch mit dem diesjährig­en Theaterstü­ck „Das kalte Herz“werden die gebannten Zuschauer wieder in der traumhafte­n Kulisse des Steintäle verzaubert und gekonnt in eine andere Welt versetzt.

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FOTO: VERA STORZ Drei Proben pro Woche – und das schon seit April: Die Laien-Schauspiel­er des Kulturring­s Fridingen waren bestens auf die Premiere von „Das kalte Herz“vorbereite­t.

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